- Von Lorenz Klein
- 23.10.2017 um 17:23
Man habe die „neutrale Berichterstattung“ zum Anlass genommen, um die eigenen Gedanken zum WISO-Beitrag vom 16. Oktober zu Papier zu bringen – mit einer kräftigen Prise Ironie macht die Maklergenossenschaft Vema in ihrer Stellungnahme deutlich, was man in Heinersreuth bei Bayreuth über den Ausgang des „investigativen Ansatzes“ der ZDF-Redakteure so denkt.
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Das Verbrauchermagazin WISO strahlte einen Beitrag aus, in dem „eine ältere Dame mit ‚Knopf im Ohr‘“ (Vema), die Beratungsleistung von jeweils drei Versicherungsmaklern in Sachen Unfallversicherung zu testen beabsichtigte.
Als Experte im Hintergrund diente der Versicherungsberater und Rechtsanwalt Roland Harstorff. Dieser hat der „Kundin in Geheimmission“ kluge Fragen und Einwürfe unbemerkt aus einem Fahrzeug von außen eingeflüstert.
Und um diese Vorgaben ging es:
- Im Fall eines schweren Unfalls sollen für den behindertengerechten Umbau des Eigenheims um die 50.000 Euro zur Auszahlung kommen.
- Die vermeintliche Mandantin hat Familie, die sie unterstützen würde, wenn sie nicht gesundheitlich eingeschränkt wäre.
- Sie hat einige Vorerkrankungen, die eine Annahme möglicherweise erschweren könnten – im weiteren Verlauf des Beitrags werden Bluthochdruck und Arthrose genannt, so die Vema, die gleich mehrere Kritikpunkte am Vorgehen der ZDF-Redakteure hervorbringt.
„Von jedem Beratungsgespräch sehen wir kaum mehr als zwei Minuten Zusammenschnitt. Das ist sehr wenig, wenn man bedenkt, über wieviel es bei der Unfallversicherung zu beraten gilt“, kritisieren die Vema-Experten als erstes – und mäkeln zudem an der Grundsumme von 50.000 Euro herum. Denn eigentlich wäre eine Summe von 100.000 Euro ohne Progression oder sonstige Einschlüsse „die Ideallösung“.
Vema: Makler haben „im Kern einen guten Job“ gemacht
Danach folgt eine ausführliche Besprechung der jeweiligen Beratungssituation in einem flapsig-spöttelnden Tonfall. So vergeben die Vema-Autoren für Makler 1 das (natürlich ironisch gemeinte) Attribut „der Teure“, Makler 2 wird in gespieltem Ernst in „der Ungenaue“ umgetauft und bei Makler 3 handelt es sich um „das Schlitzohr“ des Makler-Trios.
Während die ersten beiden Berater aus Sicht der Makler-Organisation „im Kern einen guten Job“ gemacht haben, „bei dem ausreichender beziehungsweise gewünschter Schutz gefunden wurde“, gilt für den dritten Makler ein Sonderfall. Hier komme es gar nicht erst zu einem echten Beratungsgespräch, berichten die Vema-Kommentatoren, denn der Makler trete in Personalunion auch als Versicherungsberater auf. Daher soll die Testerin für die Beratung ein Honorar zahlen. Bei Abschluss des Unfallvertrags würde er die Provision mit dem Honorar verrechnen. „Unzulässige Provisionsweitergabe“ stellt der WISO-Experte von außen „hier wohl ganz richtig fest“, wie die Autoren ausnahmsweise zustimmen. „So geht es wirklich nicht“, ärgern sich die Makler über ihren unsauber arbeitenden Kollegen. „Entweder bin ich ein Versicherungsmakler oder ein Versicherungsberater. Da muss man sich schon entscheiden und kann sich nicht einfach die Garantie zum Geldverdienen ‚basteln‘.“
Die Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD werde es aber „schon richten und solche Fälle beseitigen“, prognostizieren die Autoren im Brachial-Stil – und bedauern, dass „solche Einzelfälle zur besten Sendezeit“ einem ganzen Berufsstand schadeten.
Dabei sorge dieser Berufsstand dafür, dass Menschen „bei schlimmen Schicksalsschlägen“ geholfen werde, dass im Alter weniger Altersarmut herrsche und Unternehmen auch bei großen Schäden fortbestehen könnten, fassen die Autoren zusammen.
Makler in Medienbeiträgen „bewusst negativ dargestellt“
Und trotzdem würden Makler in Medienbeiträgen wie in dem von WISO „bewusst negativ dargestellt“, befindet man bei Vema. Der Beitrag schließe dann auch mit dem Fazit „Illegale Honorare, überflüssige Leistungen und Wissenslücken beim Kleingedruckten – keiner der Versicherungsmakler überzeugte“, schreiben die Autoren. „Ja, genau dieser Eindruck wird im Beitrag vermittelt“, bedauern die Fachexperten.
Dabei belege die Beschwerdestatistik des Ombudsmanns ganz klar, dass „die Kollegen einen extrem guten Job machen“, betonen die Kommentatoren. So lagen 2016 lediglich 344 Beschwerden über Vermittler vor – und das bei 431 Millionen Versicherungsverträgen im Land. „Das sind Fakten, an denen es nichts zu deuteln gibt“, lautet das Resümee der WISO-Schelte.
Und zum Schluss gibt es von den Vema-Profis noch einen Seitenhieb für den Experten des WISO-Teams. Auf die Anfrage des Unternehmens, welchen Unfalltarif er der Testkundin denn ganz konkret empfohlen hätte, habe man leider keine Antwort erhalten.
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