- Von Lorenz Klein
- 24.09.2019 um 09:53
Ein Mann betritt das Wohnzimmer und wirft die menschengroße Attrappe auf den Boden. Nach 20 Sekunden leuchtet eine rote Signallampe auf – der Alarm wird sofort an eine Notrufstelle, den Pflegedienst oder auch an Nachbarn weitergeleitet. „Unter dem Parkett ist ein Sensor eingebaut, der alle Bewegungen erfasst“, erklärt Alexander Karl, Ingenieur der Hochschule Kempten, dem Portal „Focus Online“. Sieht so die Seniorenwohnung der Zukunft aus? Können künftig dank moderner Technik die schlimmsten Folgen eines Sturzes verhindert werden? Das wäre zu hoffen.
Doch so wichtig präventive Maßnahmen auch sind – ein adäquater Versicherungsschutz ist unumgänglich, sofern ältere Menschen im Falle des Fallens nicht auf hohen Kosten sitzenbleiben wollen, die ein vielleicht unbedachter Moment nach sich ziehen kann. „Jedes Jahr stürzen mehr als 4 Millionen ältere Menschen“, sagt Stefan Ganslmaier, Produktmanager Sachversicherung vom Versicherer Die Bayerische. „Gerade im Alter, wenn der Bewegungsablauf nicht mehr so flüssig wie in jüngeren Jahren vor sich geht, kommt es erfahrungsgemäß häufiger zu Stürzen.“
Tatsächlich steigt das Sturzrisiko mit dem Alter: Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts waren rund 20 Prozent der Männer im Alter von 20 bis 45 Jahren in den vergangenen zwei Jahren gestürzt – bei Männern, die 65 Jahre oder älter waren, betraf dies mit 43 Prozent mehr als doppelt so viele. Bei Frauen zeigt sich ein ähnliches Verhältnis – in jungen Jahren lag das Sturzrisiko bei 17?Prozent, mit über 65 hingegen bei 30?Prozent.
Unfallversicherung für Senioren kann sinnvoll sein
Natürlich ist nicht jeder Sturz gleich mit dauerhaften Konsequenzen verbunden, doch auch der Bund der Versicherten (BdV) kommt zu der Einschätzung, dass eine Unfallversicherung für Senioren sinnvoll sein kann. Dies gelte vor allem dann, „wenn sie in ihrer Freizeit sehr aktiv sind – zum Beispiel Sport treiben oder andere körperliche Aktivitäten entwickeln – oder häufig verreisen“. Denn: Die meisten Unfälle passieren im Haushalt und in der Freizeit, betonen die Verbraucherschützer. Die gesetzliche Unfallversicherung greift jedoch nur bei Unfällen, die während der Arbeit und auf dem Hin- oder Rückweg passieren.
Eine private Unfallpolice soll dann dazu dienen, den einmaligen Kapitalbedarf abzudecken, der durch eine unfallbedingte Invalidität entsteht – etwa für den Umbau der Wohnung oder die Anschaffung eines behindertengerechten Fahrzeugs, wie die Experten des BdV erklären.
Marktpotenzial bei 12,5 Millionen
Die Versicherungswirtschaft schätzt das Potenzial dieses Marktsegments als durchaus vielversprechend ein. „In Deutschland leben aktuell rund 17,5 Millionen Personen, die 65 Jahre oder älter sind. Das sind rund 20 Prozent der Gesamtbevölkerung“, weiß Dimitar Gouberkov, Bereichsleiter Spartenmanagement Unfall bei der Ergo Versicherung. „Der demografische Wandel führt dazu, dass im Jahr 2030 dieser Anteil auf 25 Prozent ansteigen wird. Das Potenzial wird somit immer größer“, so Gouberkov. So hätten aktuell rund 5 Millionen Senioren eine private Unfallversicherung abgeschlossen, sagt der Ergo-Manager – und fügt hinzu: „Mit anderen Worten sind rund 12,5 Millionen Personen nicht unfallversichert.“
Braucht denn jeder Senior eine Unfallversicherung? „Grundsätzlich unterscheidet sich der Bedarf von älteren Menschen nach einem Unfall nicht von jüngeren“, sagt Frank Sommerfeld, Vorstand für private Sachversicherungen bei der Allianz. Dazu komme allerdings, dass sowohl die Häufigkeit von Unfällen als auch die Schwere der Verletzungen im Alter zunehme. „Gerade für Senioren ist der Baustein Rundum-Service sehr relevant“, sagt Sommerfeld. Dieser ermögliche es Senioren, auch im Falle eines Unfalls weiterhin selbstbestimmt zu Hause wohnen zu können. Das helfe ihnen, sich auf ihre Genesung zu konzentrieren, da sich der Versicherer um Haushaltshilfen, Menüservice, Fahrdienste zum Arzt und Ähnliches mehr kümmere.
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