- Von Joachim Haid
- 13.06.2019 um 14:40
Resistenzen – die Bakterien schlagen zurück
2014 wurden allein in Deutschland rund 800 Tonnen Antibiotika in der Humanmedizin eingesetzt. Oftmals kommen dabei Breitbandantibiotika zur Verwendung. Diese visieren nicht wie ein Scharfschütze gezielt ein Ziel, sondern machen alle Mikroben “platt”, die ihnen in den Weg kommen. Ein regelrechtes Flächenbombardement. Egal, ob Freund oder Feind. Das ist ein großes Problem. Denn mit jedem Einsatz überleben auch ein paar Bakterien, die resistent gegen dies Antibiotika sind. Während die anfälligen Mikroben sterben, machen sie den resistenten nun ordentlich Platz, um sich auszubreiten. In der Folge braucht man immer höhere Dosen oder immer neue Medikamente. Jedoch hinkt inzwischen die Entwicklung neuer Wirkstoffe den entstehenden Resistenzen der Bakterien deutlich hinterher. So können Krankheiten, die in weiten Teilen der Welt als ausgerottet galten, sich wieder ausbreiten – stärker als zuvor, denn die uns zur Verfügung stehenden Medikamente wirken nun bei ihnen nicht mehr.
Antibiotika-Einsatz in der Landwirtschaft
Antibiotika finden jedoch nicht nur ihre Verwendung in der Medizin. In der Massentierhaltung wird noch viel mehr davon eingesetzt. Über 1.450 Tonnen waren es allein in Deutschland im Jahr 2013. Der Grund dafür ist nicht nur die enge Haltung in geschlossenen Ställen, die die schnelle Ausbreitung von Infektionen fördert. Antibiotika sind auch ein Mastmittel, das die Tiere schneller wachsen und größer werden lässt. Deshalb werden in der Intensivtierhaltung geringe Mengen dieser Medikamente dem Trinkwasser zugeführt. In der EU ist der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast zwar seit mehreren Jahren verboten. Doch wird dieses Verbot oftmals umgangen, indem die Tiere als krank definiert werden, um Antibiotika wieder verabreichen zu können. Deutschland hat deshalb 2018 die Regelungen weiter verschärft.
Die Wirksamkeit der Antibiotika lässt nach
Die Antibiotika geraten durch die Ausscheidungen der Tiere in unsere Gewässer, etwa wenn mit Gülle Felder gedüngt werden. Außerdem geht das Mittel ins Fleisch über. So nehmen wir auch ohne Rezept regelmäßig geringe Mengen dieser Medikamente zu uns. Das ist ein großes Problem. Der eingangs erwähnte Stphylococcus aureus kommt regelmäßig auf der Haut und in Schleimhäuten beim Menschen vor. Dort ist der Erreger harmlos, so lange er nicht in die Blutbahn eintreten kann und das Immunsystem nicht geschwächt ist. Auch bei Nutztieren kommt er vor. Werden hier nun große Mengen Antibiotika eingesetzt, werden immer mehr dieses Bakteriums gegen immer mehr Medikamente resistent. So entstand der gefürchtete Krankenhauskeim MRSA (Methicillin-resistenter Stphylococcus aureus). Dieser kann von Mensch zu Mensch übertragen werden. Um Betroffene im Falle einer Infektion behandeln zu können, müssen Reserve-Antibiotika eingesetzt werden. Die noch wirksamen gehen uns jedoch langsam aus.
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