- Von Lorenz Klein
- 18.07.2022 um 13:34
Und während die Studienautoren im Rahmen der Ersterhebung im Jahr 2020 insgesamt 304 Services bei den Gesellschaften verzeichneten, waren es Anfang 2022 schon 365 – ein Plus von 20 Prozent. „Die Veränderungsnotwendigkeit wurde von der Mehrheit im PKV-Markt erkannt und wird weiterhin forciert, was unter anderem den Zuwachs im Angebot digitaler Gesundheitsservices um 20 Prozent unterstreicht“, kommentiert Gundlach die Entwicklung. Doch Quantität ist halt nicht alles: Denn tatsächlich stünden viele PKV-Anbieter noch am Anfang, wenn es dar um gehe, so der Zeb-Manager, das neue Selbstverständnis als lösungsorientierter Gesundheitsdienstleister nachhaltig in ihrer Organisation zu verankern – „effiziente Strukturen und ein Nutzencontrolling sind aufzusetzen“, lautet dann auch der Arbeitsauftrag Gundlachs an die Branche.
Mix aus persönlicher Betreuung und digitalen Angeboten
Bei der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK) sieht man sich „auf diesem Weg schon fortgeschritten“, wie es auf Anfrage heißt. Allerdings springe der Versicherer mit Sitz in Fellbach „bewusst nicht auf jeden Trend auf, da wir im Sinne unserer Mitglieder zuallererst Wert auf entsprechende Qualität und einen nachhaltigen Mehrwert unserer Angebote legen“, sagt Benno Schmeing, Vorstand für Versicherungstechnik, Betrieb und Kapital anlagen. So setzt die SDK an vielen Stellen auf einen Mix aus persönlicher Betreuung und digitalen Angeboten. „Denn Gesundheit ist ein sensibles Thema, das oft auch persönlicher Beratung bedarf“, so Schmeing.
Sehr gut angenommen werden laut dem Vorstand jene Programme, die die SDK über ihr Tochterunternehmen Widecare anbietet. Hier sollen SDK-Mitglieder bei bestimmten Beschwerden gezielte Unterstützung erhalten – sowohl über die persönliche Beratung eines individuellen Ansprechpartners als auch durch qualitativ hochwertige digitale Anwendungen – so zum Beispiel beim Thema Asthma und COPD, bei dem es ganz unterschiedliche Schweregrade gebe. Deshalb gehe es hier darum, dass Patienten in einem 30- bis 40-minütigen Telefonat zunächst ihre Krankengeschichte erläutern, um dann mit dem Berater zu klären, was sie konkret verändern möchten. Dabei kann es zum Beispiel um die Frage gehen, ob der Betroffene für Atemnot-Anfälle besser gerüstet sein möchte oder den Fokus darauf legt, Begleit- oder Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Nicht jeder Anbieter setzt auf eine offensive Vermarktung
Ob und wie digitale Angebote, wie jenes der SDK, von den Patienten wahrgenommen – und im Idealfall angenommen – werden, hängt nach Meinung von Zeb-Berater Mirko Theine „naturgemäß stark von der Kommunikationsstrategie, etwa mittels einer offensiven Vermarktung, der jeweiligen PKV ab“. Insbesondere Angebote zur akuten Unterstützung und Behandlung von Krankheitsbildern, wie etwa Diabetes, Tinnitus oder Psyche, bieten Theine zufolge großes Potenzial für alle Beteiligten. „Die steigenden Zulassungen als Digitale Gesundheitsanwendung unterstreichen dies aus medizinischer Sicht“, so Theine. Aber auch die zwischenzeitlich als neuer Standard etablierten Rechnungs-Apps hätten den Markt hinsichtlich der „Convenience“ maßgeblich geprägt.
So kann SDK-Vorstand Schmeing berichten, dass die hauseigene App zur Rechnungseinreichung „hervorragend“ angenommen werde. Über 40 Prozent der Einreichungen erfolgten mittlerweile über diesen Weg. Positives Feedback erhalte die SDK auch zu ihrem Angebot des digitalen Arztbesuchs, den der Versicherer im vergangenen Jahr eingeführt hatte. Ebenso könnten alle Vollversicherten bei der SDK im Rahmen ihres Versicherungsschutzes auch digitale Gesundheitsanwendungen nutzen, die über den Leistungskatalog der GKV hinausgingen. „Diese digitalen Angebote werden allerdings noch nicht von der breiten Masse unserer Mitglieder genutzt“, räumt Schmeing ein, doch sehe er hier „mit Blick auf die Zukunft ein gutes Potenzial“. Denn schließlich sparten solch digitalen Angebote nicht nur zeitlichen, sondern auch logistischen Aufwand, wie der SDK-Vorstand betont.
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