- Von Juliana Demski
- 29.08.2022 um 16:31
Sparen, wo man kann – auch bei der Krankenversicherung: Einer Studie der Managementberatung Horváth zufolge denken derzeit 60 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten hierzulande über einen Anbieterwechsel nach. Die höchste Wechselbereitschaft deckten die Autoren bei Familien auf, die besonders unter den inflationsgetriebenen Kostenerhöhungen leiden.
Gefragt nach dem Grund für die Wechselwilligkeit antworteten die Umfrageteilnehmer am häufigsten mit dem Kriterium „niedrige Kosten“ (62 Prozent), dicht gefolgt von „besseren Versorgungsangeboten“. Bei Familien ist es indes genau umgekehrt: So liegt die Versorgung hier mit 56 Prozent knapp vor den niedrigen Kosten (55 Prozent). Guter und schneller Kundenservice landet aktuell (37 Prozent Relevanz) in beiden Gruppen an dritter Stelle. Digitale Angebote und Nachhaltigkeit folgen auf Platz 4 und 5.
„In früheren Erhebungen waren es vor allem Singles, die ihre Krankenkasse regelmäßig in puncto Preis-Leistung unter die Lupe genommen haben. Jetzt sind es mit großer Mehrheit Familien, die aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten über einen Wechsel nachdenken“, kommentiert Simon Arne Manner, Studienleiter und Partner bei Horváth, die Ergebnisse. In Single-Haushalten liegt die Wechselbereitschaft nun knapp unter 50 Prozent, bei Haushalten mit Kindern über 70 Prozent, wie die Studie zeigt.
Sparpotenzial wird überschätzt
Das Potenzial zur Kostensenkung wird dem Horváth-Experten zufolge allerdings häufig überschätzt: „Verglichen mit Sparmaßnahmen bei Energie- oder Mobilitätskosten hat ein Wechsel zu einer Krankenkasse mit geringfügig niedrigerem Beitrag auch in einer mehrköpfigen Familie keinen sehr großen Effekt“, so Manner.
Und weiter: „Die Beiträge unterscheiden sich bei genauem Blick auf die Leistungen und Zusatzangebote nur minimal. Und wie die Studie zeigt, wollen die Versicherten bei den Versorgungsleistungen keine Abstriche machen“, führt der Experte aus.
Dennoch sollten die Versicherungen die angespannte Stimmung „nicht auf die leichte Schulter nehmen“, ergänzt Manner – zumal eine Beitragsveränderung den Versicherten ein Sonderkündigungsrecht ermögliche. Auch der Wechselvorgang selbst sei inzwischen ähnlich einfach. „Konnten die Kassen früher mit mindestens zwölf Monaten Bindung planen, ist nun mit massenhaften Bewegungen zu rechnen.“
Manners Tipp für die Anbieter:
Die Kassen können sich auf die bevorstehenden Wechselbewegungen vorbereiten, indem sie ihre Vertriebsaktivitäten hochfahren und in den Kampagnen gezielt ihre Kernleistungen und handfesten Mehrwerte bewerben. So lassen sich Neukunden gewinnen und Bestandskunden halten.
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