- Von Juliana Demski
- 19.02.2020 um 12:41
Ähnlich entrüstet zeigt sich auch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft:
„Die von der Bertelsmann Stiftung errechnete finanzielle Ersparnis führt zu Mindereinnahmen im Gesundheitssystem und verschlechtert damit die Versorgungsqualität insgesamt. Das kann nicht gewollt sein.“ Es sei ein „Trugschluss, dass die Zusammenlegung von gesetzlicher und privater Krankenversicherung die Probleme des deutschen Gesundheitswesens“ lösen könnte. Es sei dringend an der Zeit, sich den wirklichen Problemen des Gesundheitswesens zu widmen „und sicherzustellen, dass die Gesundheitsversorgung langfristig finanzierbar bleibt.“
Dazu VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt: „Im Interesse einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft gibt es keinen Anlass für eine Abkehr vom Wettbewerb zwischen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung. Denn dank des Systemwettbewerbs zwischen GKV und PKV können jedes Jahr auf Arbeitgeberseite durch privatversicherte Arbeitnehmer Lohnzusatzkosten in Höhe von 1,33 Milliarden Euro vermieden werden.“ Die VBW spreche sich daher deutlich für den Erhalt ei des dualen Gesundheitssystems in Deutschland aus.
Klare Worte fand auch die Neue Assekuranz Gewerkschaft:
Die NAG habe „mit großer Skepsis auf die jüngsten Veröffentlichungen zu einer Bertelsmann-Studie reagiert, nach der behauptet wird, dass der Einbezug aller PKV-Versicherten in die Gesetzliche Krankenversicherung dort zu Beitragseinsparungen von 145 Euro pro Mitglieder führen würde“, schreibt die Gewerkschaft auf ihrer Webseite. „Schon diese Grundannahme trägt aus unserer Sicht nicht“, sagt NAG-Vorsitzende Gaby Mücke. „Die für die Ärzte wegfallenden Mehreinnahmen durch die PKV würden direkt zu Lasten der medizinischen Versorgung führen.“
Durch eine Zusammenlegung der Systeme käme ein Verlust von weit über 70.000 Arbeitsplätzen sowie auch eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung zustande, so Mücke. „Der Beitrag der Privaten Krankenversicherung zur Gesundheitsversorgung, als Arbeitgeber und als Steuerzahler, wird bei derlei Milchmädchenrechnungen leider immer wieder außenvorgelassen.“ Vielmehr würden die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung, anders als von der Bertelsmann Stiftung berechnet, für alle deutlich steigen.
Zudem gehe die Studie von einem sofortigen Wechsel aller PKV-Versicherten in die GKV aus, was sowohl an praktischen aber auch an verfassungsrechtlichen Hürden scheitern würde. „Hier werden mit mathematischen Spielereien erneut Begehrlichkeiten der Befürworter einer sogenannten Bürgerversicherung genährt, deren Konzepte sich bislang sämtlich als nicht tragbar erwiesen haben“, so Mücke.
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren