- Von Karen Schmidt
- 18.11.2020 um 12:24
„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die versicherungstechnischen Risiken der Lebensversicherungsunternehmen sind bislang überschaubar. Ganz anders präsentiert sich aber die Situation in der Industrie- und Gewerbeversicherung.“ Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), Guido Bader, hat anlässlich der ersten E-Herbsttagung der Vereinigung Alarm geschlagen.
Zum befürchteten starken Anstieg der Todesfallzahlen sei es wegen Corona bisher nicht gekommen. „Positiv für die Risikotragfähigkeit der Lebensversicherer ist darüber hinaus, dass der befürchtete Mittelabfluss ausgeblieben ist“, so Bader. Kunden würden derzeit eher die Möglichkeit nutzen, Verträge beitragsfrei zu stellen oder die Beiträge zu stunden.
„Mit Gewerbeversicherungen das fehlende Geschäft kompensieren“
„Viele Makler können die Risiken ihrer Gewerbekunden nicht einschätzen“
2020 bisher unterdurchschnittliches Schadenjahr
In der Gewerbeversicherung aber sehe die Lage kritischer aus, warnt der Versicherungsmathematiker. „Durch den staatlich verordneten Lockdown über ganze Branchen hinweg kam es in der Veranstaltungsausfall- und der Betriebsschließungsversicherung teilweise zu einem Totalschaden bei 100 Prozent der Unternehmen“, beschreibt er das Problem. In welchem Umfang die jeweiligen Versicherer hier leisteten, hänge von vielen individuellen Faktoren ab.
Generell gelte jedoch, dass eine solche Ausnahmesituation für niemanden vorhersehbar und schlussendlich in dieser Form auch nicht rein privatwirtschaftlich versicherbar sei. „Denn für eine derartige Absicherung müssten sich die Prämien nach unseren Berechnungen in der Betriebsschließungsversicherung grob gerechnet verzehnfachen. Einen solchen Vertrag würde wohl kein Unternehmen abschließen“, erklärt Bader.
Entsprechend seien andere Absicherungskonzepte gefragt. „Deshalb unterstützen wir ausdrücklich den Gedanken eines Public-Private-Partnerships für den Versicherungsschutz im Pandemiefall. Aber hier sind noch sehr viele Fragen zu klären“, so der DAV-Chef weiter.
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