- Von Lorenz Klein
- 18.06.2018 um 10:46
Pfefferminzia: Beinah täglich ist in der Presse von Attacken per Internet zu lesen – müssen sich auch kleinere Unternehmen und Selbstständige Sorgen machen oder trifft es nur die „Großen“?
Tobias Warweg: Cyberkriminalität betrifft heute alle Unternehmen. So geht der Digitalverband Bitkom in einer 2017 veröffentlichten Studie davon aus, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland – 53 Prozent – in den beiden Jahren zuvor Opfer von Wirtschaftsspionage, Sabotage oder Datendiebstahl geworden seien.
Insbesondere bei kleineren Unternehmen und Selbstständigen sind Cyberangriffe eine ernst zu nehmende Gefahr und ein Angriff aus dem Netz kann schnell die Existenz gefährden.
Cyberversicherung als Eigenprodukt oder als Zusatzbaustein?
Gottvertrauen als wirksamer Schutz gegen Cyberkriminelle?
Nach einem Cyberangriff helfen Rechtsanwalt, Psychologe oder IT-Fachmann
Können Sie das konkretisieren?
Gerade in spezialisierten Betrieben häufig enormes fachliches Know-how konzentriert. Das wissen auch Hacker! Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind damit lohnende Ziele für Cyber-Attacken. Außerdem sind kleinere Unternehmen, dort wo sich Großunternehmen eigene IT-Abteilungen und Experten für IT-Sicherheit leisten, in der Regel auf externe Dienstleister angewiesen. Aus Kosten- und Kapazitätsgründen kann eine lückenlose Überwachung der IT oft nicht gewährleistet werden.
Dazu kommt, dass kleinere Unternehmen häufig nicht gezielt, sondern sozusagen „mit der Schrotflinte“ angegriffen werden. Kriminelle setzten dazu ihre Schadsoftware auf eine große Zahl kleinerer Unternehmen an. Einige sind dann immer dabei, in denen zum Beispiel mit Schadsoftware präparierte Mail-Anhänge geöffnet werden, so dass die Schadsoftware zum Beispiel Unternehmensdaten verschlüsseln kann. Das ist für die Kriminellen wenig Aufwand und in der Summe durchaus lohnend. Dazu kommt, dass die betroffenen Unternehmen häufig die von den Erpressern geforderten oft nicht sehr hohen Beträge bezahlen, um schnell wieder an ihre Daten zu kommen. Doch selbst wenn die Daten nach dem Entsperren wieder zugänglich sind, ist die Schadsoftware immer noch im System und kann, falls sie nicht professionell entfernt wird, gegebenenfalls durch die Erpresser wieder reaktiviert werden.
Wenn es nun heißt, so auch bei HDI, dass Cyberschutz für Unternehmen so essentiell ist wie eine Haftpflicht- oder Feuerdeckung, sollte der Vertrieb doch vergleichsweise einfach sein – deckt sich dies mit der Realität?
Wir sehen momentan, dass das Geschäft im Segment der Gewerbe- und Firmenkunden anzieht. Der Vertrieb von Cyberversicherungen erhält Rückenwind durch das zunehmende Bewusstsein unserer Kunden, dass es faktisch keine 100-prozentige Sicherheit vor Cyber-Angriffen geben kann. Die Neuregelung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) wird diese Entwicklung weiter beschleunigen, denn eine Cyber-Attacke führt regelmäßig auch zu einer datenrechtlichen Situation. Der Markt für Cyberversicherungen ist insgesamt noch in einer frühen Phase, aber der Bekanntheitsgrad der Cyber-Produkte wird meines Erachtens schnell zunehmen. HDI begleitet diese Entwicklung sehr aktiv durch multimediale Inhalte, Informationsveranstaltungen und Webinare. Wir bedienen die Kunden und Vermittler hier auf allen Kanälen.
Wie muss ein Versicherungsschutz aufgebaut sein, um Makler und dessen Kunden zu überzeugen?
Unsere neue Cyberversicherung gehört zu den besten Tarifen im Markt und wir möchten hier mit einem umfangreichen Deckungsumfang punkten, der einen optimalen Versicherungsschutz zu einer wettbewerbsfähigen Prämie bietet. Einen Preiswettbewerb, wie er teilweise in anderen Märkten beobachtbar ist, halte ich für bedenklich. Der Versicherungsschutz sollte flexibel an den Kundenbedarf anpassbar sein. Dazu zählen zum Beispiel optionale Einschlüsse für Cyber-Diebstahl, Cloud-Dienstleistungen oder Erfüllungsschäden. Das Tarifierungsmodell sollte einfach und transparent sein, um eine Online-Quotierung zu ermöglichen. Bei HDI besteht diese Möglichkeit über die Strecke von Firmen Digital.
Das Gefahrenspektrum ist breit gestreckt: Von Informationssicherheitsverletzungen über Diebstahl von Daten oder der Verletzung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen Dritter. Auf welche Bereiche sollte das Hauptaugenmerk liegen?
Durch Trojaner, Viren, Schadsoftware und Cyberattacken kann der Geschäftserfolg eines Unternehmens erheblich geschädigt werden. Betriebsabläufe können gestört werden, sensible Daten verloren gehen oder in die falschen Hände geraten. Neben den unmittelbaren Schäden zum Beispiel an der eigenen IT oder durch Kosten für Betriebsunterbrechung oder eine Wiederherstellung der Daten sind die mittelbaren Schäden oft viel weitreichender. Zum Beispiel kann das Vertrauen der Kunden erschüttert sein, es kann zu Klagen kommen. Ein Albtraum für kleine und mittelständische Unternehmen, für Kanzleien und Arztpraxen. Die hohen Kosten, die Cyberangriffe nach sich ziehen können, aber auch die verschärfende Datenschutz-Grundverordnung erfordern daher einen starken und verlässlichen Partner, sowie einen Ad-hoc-Krisenplan für den Fall der Fälle.
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