- Von Lorenz Klein
- 29.05.2020 um 12:05
„Übernommen werden bis zu 30 Tage lang alle laufenden Personal- und Betriebskosten sowie der entgangene Gewinn, wenn die zuständige Behörde aufgrund des Infektionsschutzgesetzes Ihren Betrieb schließt“, zitiert der Gastronom Christian Bickelbacher aus dem Bedingungswerk seiner Betriebsschließungsversicherung (BSV), die der Wirt bei der Allianz abgeschlossen hatte. „Und genau das ist hier aktuell der Fall“, sagt Bickelbacher, „der sechs Restaurants, ein Hotel und jetzt Millionenverluste“ habe, wie das ZDF am Dienstagabend ausführlich berichtete.
Der Ärger Bickelbachers mit seiner Versicherung bildet den Auftakt eines rund neunminütigen Berichts von „Frontal 21“, dem Investigativmagazin des ZDF (hier geht es zum Video). Leider bestätige sich der Eindruck, dass genau, wenn man die Versicherung brauche, sie nicht da sei, sagt der Wirt den Reportern.
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Der Bericht fährt damit fort, aus einem Schreiben der Allianz zu zitieren, in dem der Versicherer seine Gründe für die Ablehnung darlegt – unter anderem, weil das Coronavirus „erst nach Vertragsabschluss meldepflichtig geworden“ sei. Doch Bickelbachers Anwalt hält das für „kein stichhaltiges Argument“, denn das Virus sei ja erst im Dezember 2019 entdeckt worden – und konnte somit gar nicht in den älteren Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) aufgeführt worden sein.
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Was Bickelbacher nun unternehmen will und wie Allianz-Chef Oliver Bäte den Umgang des Konzerns mit der Corona-Pandemie verteidigt, legt der Bericht ebenfalls dar. Zudem kommt ein Allianz-Mitarbeiter zu Wort, der lieber unerkannt bleiben möchte. Dieser rechnet damit, dass am Ende doch „im Sinne der Gastronomiebetriebe entschieden wird“.
Zu dieser Einschätzung kommt laut ZDF auch ein von Klägern beauftragtes Rechtsgutachten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, aus dem die Reporter zitieren. Darin erklärt der Verfasser unter anderem:
„Die Listen der Versicherungsunternehmen enthalten keine hinreichenden Klauseln über den Ausschluss einzelner Krankheiten und Krankheitserreger, deshalb ist bei allen mir bekannten AVB das Corona-Virus eingeschlossen.“
Im weiteren Verlauf des Beitrags kommen weitere prominente Fachexperten zu Wort –darunter Gabriel Bernardino, Chef der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa, der die Versicherer davor warnt, „die Pandemie finanziell zu unterschätzen“. Sie sollten umsichtig sein und erstmal keine Dividenden auszahlen, so Bernardino.
„Gewinne ausschütten ja, zahlen für die Pandemie, nein“
„Doch viele Versicherer bleiben bei ihrer Linie, Gewinne ausschütten ja, zahlen für die Pandemie, nein“, sind die ZDF-Reporter zu hören. Die Autoren gehen in ihrem Bericht auch auf das Kompromissangebot der BSV-Versicherer ein, die sogenannte bayerische Lösung.
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