- Von Karen Schmidt
- 04.05.2022 um 12:12
Der Markt für Gewerbeversicherungen wird derzeit von vielen externen Faktoren beeinflusst und befindet sich deutlich im Umbruch. Zu diesen Faktoren gehören vor allem die Digitalisierung, die Disruption der Wirtschaft und der Klimawandel. Das hat der erste Gewerbeversicherungsreport des Insurtechs Finanzchef 24 aus dem vergangenen Herbst offenbart.
Einen großen Trend sieht Finanzchef 24 zum Beispiel in der Hybridisierung der Berufswelt, also dem Nebeneinander von offline und online. „Im Maschinenbau geht es bereits heute eher um Software denn um Maschinen. Auch für den Messebau bedeutet die Messe nicht mehr nur den analogen Stand, der Messebauer verwirklicht heute Messestände immer öfter zugleich digital“, sagt Tobias Wenhart, Co-Geschäftsführer des Insurtechs.
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Diese Hybridisierung erstrecke sich aber nicht nur auf das Nebeneinander von analoger und digitaler Welt, sondern auch auf das Nebeneinander von beruflichen Tätigkeiten. So gebe es gerade bei den Selbstständigen und Kleinstunternehmen immer öfter Handwerker, die gleichzeitig als Maurer, Fliesenleger und Elektriker arbeiteten. „Die Frage lautet längst nicht mehr, welche Versicherungen Kunden verkauft werden können, sondern wie sie arbeiten und welche Gefahren abzusichern sind“, sagt Wenhart. „Die Produkte müssen individueller werden. Versicherern muss es gelingen, kleine Unternehmen, die viele Produkte und Dienstleistungen anbieten, gut abzubilden.“
Angesichts der unübersichtlichen Lage aktuell, der erwarteten Engpässe in den Lieferketten, unvorhersehbarer Auswirkungen der Klimaveränderung und einer zunehmenden Welle von Cyber-Angriffen sollten sich Vermittlerinnen und Vermittler mit ihren Firmenkunden die bestehenden Betriebsversicherungen vornehmen und schauen, ob diese noch in die Zeit passen. Dazu rät die Finanzberatungsgruppe Plansecur.
„Herkömmliche Betriebsversicherungen aus der guten alten Zeit sind für die vor uns liegenden Herausforderungen ungeeignet“, sagt Plansecur-Geschäftsführer Johannes Sczepan. Insbesondere folgende Policen sollte man kritisch durchgehen – oder, so noch nicht vorhanden, prüfen, ob man sich nicht mal eine zulegen sollte: Betriebs- und Produkthaftpflicht, Betriebsunterbrechung, Transport, Warenkredit, Rechtsschutz und Cyber-Versicherung.
Das Problem mit Cyber-Gefahren
Apropos Cyber-Versicherung. Das ist ein weiterer Trend, den die Finanzchef-24-Studie ausmacht: dass Hacker-Angriffe und IT-Probleme die Nachfrage nach diesen Policen beschleunigen könnten. Das beobachtet auch Peter Bertram, Produktmanager Cyber bei der HDI Versicherung: „Das Bewusstsein für die Gefahren wächst zwar nicht zuletzt durch starke Medienpräsenz stetig.“
Trotzdem sieht der Experte hier ein Problem: „Die eigene Risikoeinschätzung, Opfer eines Angriffs werden zu können, ist weiterhin sehr gering bei einer Vielzahl der Unternehmen.“ Dabei gebe es dringenden Handlungsbedarf. Denn: „Mit der wachsenden Abhängigkeit von digitalen Prozessen avanciert eine Betriebsunterbrechung zum existenzbedrohenden Szenario für viele Firmen, aber auch für Freiberufler.“
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