- Von Manila Klafack
- 01.03.2018 um 17:45
Damit steigt die Lebenserwartung…
Genau. Dieser Trend beschleunigt sich sogar noch. In naher Zukunft wird es möglich sein, Tumore und Krebs nicht nur mit Chemie oder Chirurgie zu behandeln, sondern die Zellen zu reprogrammieren, und damit die Krankheit zu besiegen. Tumore und Krebs sind im Prinzip nichts anderes, als „falsch programmierte Zellen“, die man mit Hilfe richtig programmierten Stammzellen wieder heilen kann. Diese Entwicklung steht zwar noch ganz am Anfang, entwickelt sich aber rasend schnell. Wir nennen es die dritte Art der Medizin. Neben der Chirurgie und Behandlungsmethoden durch chemische Medikamente kommt nun die Reprogrammierung – also Software – von Genen. Auf die Lebenserwartung wird dies mindestens einen ähnlichen Effekt haben wie im Jahr 1910 die Entdeckung des ersten Antibiotikums.
Besteht dann nicht die Gefahr, dass die Menschen ungesünder leben, da die Medizin ihnen ja trotzdem zu einem längeren Leben verhelfen kann?
Nicht unbedingt. Es gibt einen anhaltenden Trend hin zu mehr Gesundheitsbewusstsein. Wir wissen heute viel mehr über eine vollwertige, ausgewogene Ernährung als früher. Zudem wird Fitness immer mehr zum Kult. Selbst 60- oder 70-Jährige sind heutzutage oft extrem fit. Und künstliche Intelligenz hilft uns immer mehr, gesund zu leben: Unser Smartphone kann schon heute einem intelligenten Kühlschrank mitteilen, wie viel wir uns heute bewegt haben. Und dieser kann dann auf dem Display ein Menü vorschlagen, welches zum einen aus den Zutaten besteht, die im Kühlschrank vorhanden sind, und die unserem heutigen Kalorienverbrauch entsprechen – wenn wir es wollen. Kinder, die heute geboren werden, werden weit bis ins 22. Jahrhundert leben.
Fällt es kleineren Unternehmen leichter, mit diesem grundlegenden Wandel umzugehen als größeren?
Das lässt sich nicht mit ja oder nein beantworten. Kleinere Unternehmen besitzen den Vorteil, Veränderungen schneller umsetzen zu können. Sie sind in der Regel agiler. Das Erkennen personeller Talente funktioniert besser und sie können diese gezielter optimal einsetzen. Auch die Unternehmensführung und ihre Ziele und Werte sind in kleineren Unternehmen effizienter zu vermitteln und persönlich greifbar. Zudem ist die EDV oftmals nicht so aufwendig und daher schneller an modernere Standards anpassbar.
Größere Firmen verfügen jedoch über eine höhere finanzielle und werbliche Schlagkraft, wenn es um die Entwicklung und Einführung von neuen Produkten oder Dienstleistungen geht.
Wie gehen Sie bei Ihrer Forschung vor?
Unser Netzwerk besteht aus zwölf Personen unterschiedlicher Berufe. Eins jedoch eint uns alle: die Neugier auf die Zukunft. Als Zukunftsforscher müssen wir offen sein für die Veränderungen um uns herum. Neben sehr vielen Gesprächen mit Innovatoren, Fachleuten und Querdenkern in aller Welt, lernen wir zum Beispiel auch von unseren Kindern, die in diese veränderte Welt hineingewachsen sind und bereits ganz andere Werte und Erwartungen an Produkte und Dienstleistungen haben.
Wir analysieren die Trends einerseits auf der Basis von Zahlen und Daten, aber auch auf der Basis von technischen Dynamiken und Markt-Logiken. Die Zukunft ist ja in den meisten Fällen kein Zufall, sondern das Ergebnis von Entwicklungen der Gegenwart.
Pro Jahr führen wir zwischen 300 bis 500 Interviews mit Personen, die an spannenden Zukunftsthemen arbeiten. Daraus ergibt sich ein Bild der Zukunft. Manchmal müssen wir einen Schritt zurücktreten, um das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Im Alltag vergessen wir oft, dass alles miteinander zusammenhängt. Alles, was wir tun, hat Auswirkungen, im Guten wie im Schlechten. Aber auch ein Zukunftsforscher kann die Zukunft nicht exakt voraussagen – denn sie entsteht in jedem Moment der Gegenwart, durch Menschen, die ihre Kreativität einsetzen um eine bessere Lösung zu finden.
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