- Von Manila Klafack
- 17.01.2019 um 11:14
Online den Notenspiegel einsehen, das Mittagessen des Kindes auswählen oder für ein Schulprojekt im Internet recherchieren – all das ist heute längst Normalität an deutschen Schulen. Doch viel mehr gehört noch nicht zum Standard. Denn im Klassenzimmer nutzt nicht jeder Lehrer die digitalen Medien für den Unterricht.
Der „Schulleitungsmonitor“ der Universität Duisburg-Essen zeigt, dass die Hälfte der Schulleitungen meint, es gibt seitens der Lehrer Vorbehalte gegenüber den digitalen Medien und der Nutzen werde überschätzt. Allerdings empfinden knapp 85 Prozent der Schulleiter auch die damit verbundenen rechtlichen Fragen als sehr herausfordernd. Rund 84 Prozent sehen die Kosten für die technische Ausstattung sowie die Wartung der Geräte als problematisch an.
Dieser Sorge wollte der Digitalpakt der Bundesregierung mit einer Investition in Höhe von 5 Milliarden Euro begegnen. Das Geld sollte für eine bessere Ausstattung mit digitalen Medien eingesetzt werden. Doch der Bundesrat hat das Verfahren im Dezember gestoppt. Dabei geht es den Ministerpräsidenten nach eigenem Bekunden nicht darum, den Schulen die Investitionen zu verweigern. Im Gegenteil, sie sehen durchaus die Notwendigkeit ein und wollen das Geld gern annehmen. Allerdings wollen sie sich im Gegenzug nicht in die Bildungspolitik hereinreden lassen. Und das wäre mit der Änderung des Grundgesetzes im Zusammenhang mit dem Digitalpakt geschehen.
Eine eher grundsätzliche Aufgeschlossenheit gegenüber der Digitalisierung im Klassenzimmer beobachtet, anders als es der Schulleitungsmonitor vermuten lässt, beispielsweise Robert Plötz. Der Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik an einem Münchener Gymnasium erzählt von seinem Eindruck in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Demnach finden es viele Kollegen toll, mit ihrem privaten Tablet, mit dem sie sich gut auskennen, und einer entsprechenden App den Beamer im Klassenraum ansteuern zu können.
Für Plötz selbst gehören digitale Medien zum Arbeitsalltag dazu. Das scheint naheliegend zu sein, da er unter anderem Informatik unterrichtet. Doch auch bei seinen Kollegen, selbst bei denjenigen der geisteswissenschaftlichen Fächer, sieht er überall Smartphones im Einsatz. „So doof und hinter dem technischen Fortschritt zurückgeblieben, wie das oft dargestellt wird, sind die allermeisten Lehrkräfte nicht“, sagt er der SZ.
Er betont in dem Gespräch auch, dass Lehrer vermutlich viel mehr digital unterwegs wären, wenn die Technik zuverlässig funktionierte. Moderne Geräte in ausreichender Zahl fehlten jedoch, ebenso wie pädagogisch vernünftige Konzepte für die Programme. Und nicht zu vergessen, sei ein schnelles WLAN unabdingbar.
Plötz selbst hat viele Ideen zur Schule der Zukunft, die er auf seinem Youtube-Kanal zeigt. „Die digitale Schule 2030 wird super“ lautet dabei sein Motto. Das Lernen mit Tablets wird in seiner Vorstellung viel interaktiver. Jedoch gehören zu den Phasen des Lernens mit dem Tablet eben auch gemeinsame Gruppenarbeit, am besten im Freien. Dafür sind die Geräte sehr gut geeignet.
Viele weitere Möglichkeiten im Lernen stehen den Schülern und Lehrer offen. So könnten im Unterricht Aufgaben mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden abgearbeitet werden. Und selbst Freiphasen, beispielsweise für Schüler, die bereits fertig sind, könnten möglich sein. Die Kinder könnten in dieser Zeit für andere Fächer lernen, etwa Englisch-Vokabeln. Die Schule 2030 wird digital, gerechter und vor allem nie mehr langweilig. Da ist sich Plötz sicher.
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