- Von Manila Klafack
- 09.07.2021 um 16:57
Liquidität ist vor allem für junge, kleinere und mittlere Unternehmen ein wichtiger Punkt im Geschäftsleben. Ihr Zugang zu Kapital ist meist schwerer als für größere Betriebe. Insbesondere, wenn sie kurzfristig etwas vorfinanzieren müssen.
Aktuell erschweren die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Zahlungsmoral zusätzlich, wie der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) in einer Umfrage ermittelt hat. Mit 73 Prozent ist danach Kurzarbeit bei privaten Schuldnern der häufigste Grund für Zahlungsschwierigkeiten, gefolgt von Corona-bedingten Liquiditätsengpässen (69 Prozent) und Überschuldung (55 Prozent).
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Warum ein Kunde seine Rechnung nicht oder nicht rechtzeitig bezahlen kann, ändert für die Betriebe letztlich nichts. Denn das ausbleibende Geld sowie der Prozess des Mahnwesens können das Unternehmen zeitlich und finanziell sehr belasten.
Verkauf offener Forderungen
Das sogenannte Factoring kann hier aus dem Dilemma helfen. Dabei erhält das Unternehmen bereits das Geld für die Ware oder Dienstleistung, obwohl der Kunde noch nicht bezahlt hat. Das funktioniert über ein drittes Unternehmen, den Factor. Diese Factoringgesesellschaft zahlt einen bestimmten Prozentsatz – meist 80 oder 90 Prozent – an den Leistungserbringer. Die Forderung aus der Rechnung wird damit an den Factor abgetreten.
Begleicht der Kunde die Rechnung gegenüber der Factoringgesellschaft, zahlt diese die restliche Summe wiederum an das Unternehmen aus. Für diese Dienstleistung erhebt der Factor eine Gebühr. Diese liegt bei vielen Anbietern bei rund 3 Prozent. Die Auszahlung des Betrages erfolgt meist innerhalb von 24 oder 48 Stunden.
Den richtigen Anbieter finden
Nicht jede Factoringgesellschaft eignet sich allerdings als Partner für kleine und mittlere Unternehmen. Einige Bedingungen erschweren eine Zusammenarbeit. Dazu zählt etwa das Erreichen eines Mindestumsatzes, der oft sechsstellig sein muss. Zudem kann das beauftragende Unternehmen nicht wählen, ob und welche Rechnungen an die Factoringgesellschaft verkauft werden. In der Regel müssen es alle Rechnungen sein.
Tipp: Das Online-Portal „Für Gründer“ hat aktuell verschiedene Anbieter unter die Lupe genommen und eine Checkliste erstellt, mit deren Hilfe Unternehmen den richtigen Anbieter für ihre Bedürfnisse finden können.
Arten des Factorings
Laut dem Deutsche Factoring Verband gibt es verschiedene Factoring-Arten. Zu den häufigsten zählen…
- …das Standard-Factoring, auch Full-Service-Factoring genannt: Es umfasst die vollständige Risikoabsicherung und die Übernahme des Debitorenmanagements.
- …das Inhouse-Factoring: Hier verbleibt das gesamte Debitorenmanagement treuhänderisch für den Factor in der Hand des Factoring-Kunden.
- …das Fälligkeits-Factoring: Bei dieser Art nutzt der Factoring-Kunde die Vorteile der vollständigen Risikoabsicherung und der Entlastung beim Debitorenmanagement, verzichtet aber auf eine sofortige Regulierung des Kaufpreises. Mit dem Factor können bestimmte Zahlungstermine vereinbart werden.
- …das echte Factoring: Hiermit sind allgemein Factoringverfahren gemeint, bei denen der Factor das Ausfallrisiko übernimmt (Delkredereschutz). Davon unterschieden wird das sogenannte unechte Factoring ohne Übernahme des Ausfallrisikos.
- …das Export- bzw. Import-Factoring: Nehmen inländische Unternehmen (Exporteure) die Leistungen eines Factors in Deutschland für ihre grenzüberschreitenden Geschäfte in Anspruch, spricht man von Export-Factoring. Handelt es sich um Importgeschäfte, bei denen ausländische Unternehmen die Leistungen eines Factors in Deutschland in Anspruch nehmen, wird dies Importfactoring genannt.
- …das stille Factoring-Verfahren: Hier wird die Forderungsabtretung vom Factoringkunden an den Factor dem Schuldner oder Debitor gegenüber nicht offengelegt. Beim offenen Factoring-Verfahren dagegen wird der Debitor über den Forderungsverkauf an den Factor informiert und aufgefordert, direkt an diesen zu zahlen.
Vorteile des Factorings
Der größte Vorteil des Factorings liegt darin, dass sich die Liquidität des Betriebs erhöht. Zudem steigt die Eigenkapitalquote, da sich die Forderungen verringern. Eine höhere Eigenkapitalquote macht sich wiederum gut bei Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern, wie Kreditinstituten. Zudem übernimmt die Factoringgesellschaft das Mahnwesen. Damit wird Zeit im eigenen Unternehmen eingespart. Das „echte Factoring“ trägt ferner das Ausfallrisiko eines Rechnungsbetrages.
Nachteile beim Rechnungsverkauf
Beim „unechten Factoring“ wird das Risiko für den Ausfall der Zahlung ausgeklammert. Das heißt: Sollte sich die offene Forderung nicht realisieren lassen, muss das beauftragende Unternehmen den vorfinanzierten Betrag wieder zurückzahlen. Die Gebühr für den Factoringservice verursacht zusätzliche Kosten im Unternehmen. Auch das muss bedacht werden. Hinzu kommt, dass Kunden das Factoring mit einem Abtretungsvorbehalt ablehnen können. Außerdem kann sich das Einschalten einer Factoringgesellschaft negativ auf die Kundenbeziehung auswirken.
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