Brand in einem Rostocker Entsorgungsunternehmen im Mai 2018. Keine Branche produziert so viele große Feuerschäden wie die Recycling-Unternehmen. Die Versicherbarkeit der Branche könne trotzdem gewährleistet werden, meinen Dietmar Linde und Nico Hübener vom Spezialversicherer Hübener. © picture alliance Christopher Sebastian Harms/dpa | Christopher Sebastian Harms
  • Von Redaktion
  • 09.09.2020 um 18:21
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Immer wieder ist dieser Tage in der Presse zu lesen, dass die Preise für Industrieversicherungen anziehen und es zunehmend schwierig ist, für feuergefährdete Betriebe Versicherungsschutz zu bekommen – allen voran für die Recycling-Branche. Ist dem wirklich so? Die Vorstände des Hamburger Spezialversicherer Hübener, Dietmar Linde und Nico Hübener, sprechen in ihrem Gastkommentar Klartext.

Keine Branche produziert so viele große Feuerschäden wie die Recycling-Unternehmen – alleine in Deutschland über 1.400 Schäden in den vergangenen zehn Jahren. Bei den Recyclern kommen verschiedene Themen zusammen, die zu einer hohen Schadenlast führen: Hohe Brandlasten, Störstoffe wie Batterien, organische Anhaftungen und der hohe Innovationsdruck, der dazu führt, dass die eingesetzten Anlagen zwar häufig aus erprobten Teilkomponenten bestehen, das Zusammenwirken der einzelnen Elemente aber eher einem Prototypenbetrieb entspricht.

Die Vielzahl der möglichen Stoffe und die unterschiedlichen Prozesse führen dazu, dass kein Recycler einem anderen gleicht. Und auch in Bezug auf die Einstellung zum Brandschutz gibt es sehr unterschiedliche Ausprägungen. Außerdem differieren die im Risiko stehenden Werte stark zwischen wenigen Hunderttausend und vielen Millionen.

Insofern sind Recycler – anders als beispielsweise Hebammen oder Frauenärzte – keine homogene Gruppe, die über einen Rahmenvertrag mit Annahmezwang für den Versicherer versicherbar ist. Möchte man einem solchen Betrieb Versicherungsschutz gewähren, ist eine individuelle Betrachtung jedes einzelnen Betriebs erforderlich. Da ist es nicht verwunderlich, dass viele Versicherer in Zeiten von Digitalisierung, Skaleneffekten und kontinuierlichen Gewinnerwartungen der Investoren auf dieses volatile Geschäft verzichten.

Bitte keine starren Voraussetzungen

Das muss aber nicht sein, wenn sich die Mitarbeiter des Versicherers den größten Teil ihrer Arbeitszeit tatsächlich mit Kunden und ihrem Risiko auseinandersetzen können – und dadurch für jede Betriebsstätte ein individuelles Risikoprofil ermöglicht wird, an dessen Ende der individuelle Preis steht. Starre Voraussetzungen im Sinne eines Annahmekatalogs darf es nicht geben. Das heißt: Die individuelle Situation fließt in die Prämie und die Produktausgestaltung ein. Gut organisatorischer Brandschutz, auf den Betrieb abgestimmter technischer Brandschutz und bauliche Maßnahmen wirken prämienreduzierend.

Richtig ist: Die heutigen Prämien sind meistens deutlich höher als in der Vergangenheit. Mit dem Wissen, dass Versicherer in der Vergangenheit beim Kampf um Marktanteile häufig nur Prämien verlangten, die rund 30 Prozent des tatsächlichen Schadenbedarfs decken, wird schnell klar, dass die heutigen Prämien unausweichlich sind.

Als Spezialversicherer mit Hunderten von versicherten Betriebsstätten in Deutschland und den Niederlanden haben wir einen sehr guten Marktüberblick und wissen, dass sich die aktuellen Prämien erstmalig auf einem bedarfsgerechten Prämienniveau bewegen und Brandschutz nicht über eine Reduktion der Prämie entscheidet, sondern bestimmt, ob überhaupt Versicherungsschutz gewährt wird.

Über die Autoren

Dietmar Linde und Nico Hübener sind Vorstände der Hübener Versicherungs AG, einem Spezialversicherer mit Sitz an der Hamburger Alster. Das Unternehmen bietet nach eigenen Angaben Versicherungsschutz für exponierte Risikogruppen, denen der Versicherungsmarkt kein oder nur ein sehr eingeschränktes Angebot macht. Dazu gehören insbesondere Recyclingbetriebe, Clubs, Diskotheken, Asylunterkünfte, leerstehende Gebäude, Pfandhäuser und Feuerwerkshandel.

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