„Wir wissen zu wenig, was wirklich passiert“: Frank Grund, Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht bei der Bafin, mahnt zu einer vorsichtigen Zeichnungspolitik in der Cyberversicherung. © Euroforum Deutschland
  • Von Lorenz Klein
  • 24.01.2020 um 16:13
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Wachsenden Kundenansprüchen Herr werden und parallel die veralteten IT-Systeme auf Vordermann bringen – die gewerblichen Haftpflichtversicherer müssen an vielen Fronten gleichzeitig präsent sein. Obendrein schwelt eine Debatte darüber, ob Cyberrisiken überhaupt adäquat versichert werden können. „Zeichnen Sie Cyber vorsichtig“, so der eindringliche Appell von Versicherungsaufseher Frank Grund in Hamburg.

Es war ein nachdenklicher Frank Grund, den das Fachpublikum am Dienstag auf dem Euroforum-Haftpflichtkongress in Hamburg erlebte. Der Exekutivdirektor für die Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht bei der Bafin sprach in seiner Keynote-Rede zum Thema „Cyber-Risiken: Die Sicht der Aufsicht“.

„Leider wird der Gegner immer besser“

Und die Sicht der Aufsicht lässt sich in etwa so zusammenfassen: Liebe Versicherer, schaut bitte ganz genau hin, welche Risiken ihr da zeichnen wollt. „Ich glaube schon, dass das Cyberrisiko an sich, nicht so richtig kontrollierbar ist“, gab Grund angesichts stetig wachsender IT-Vorfälle infolge von Cyberkriminalität zu bedenken.

„Leider wird der Gegner immer besser“, konstatierte der Aufseher mit besorgter Miene. „Das wird tendenziell eher zu Ausschlüssen führen. Ob denn die Cyberpolice das Risiko eins zu eins abdecken kann – da habe ich meine Zweifel“, so die Einschätzung Grunds zur aktuellen Situation in der Cyberversicherung.

Mit den Worten „Wir wissen zu wenig, was wirklich passiert“, rief er die Versicherungswirtschaft zu einer vorsichtigen Gangart im Vertrieb von Cyberpolicen auf. Die Unternehmen sollten „sorgsam aussuchen“, was sie da versicherten. „Zeichnen Sie Cyber vorsichtig“, so der Aufseher wörtlich. Es gehe darum, Kumulrisiken nicht zu unterschätzen, sagte Grund und zog einen bildhaften Vergleich heran: Während Naturkatastrophen nicht überall auf der Welt gleichzeitig auftreten würden, könnten Cyber-Attacken gewissermaßen alles und jeden zu jeder Zeit treffen.  

Danach gefragt, welche Absatzentwicklung Grund in diesem vergleichsweise jungen Markt für wünschenswert hält, entgegnete er, dass er auf eine „sukzessive“ und keine „sprunghafte“ Entwicklung hoffe. Prognosen, die zweistellige Wachstumsraten vorsehen, seien ungerechtfertigt.

Außerdem bekräftigte Grund: „Wir als Bafin haben den Anspruch und den Ansporn uns in Deutschland ein eigenes Bild vom Markt für Cyberversicherungen zu machen.“ 2020 wolle man den Markt schwerpunktmäßig untersuchen, kündigte der Versicherungsaufseher an.

Weitere Experten-Meinungen, Eindrücke und Stimmungen vom Euroforum-Haftpflichtkongress gibt es auf den nachfolgenden Seiten.  

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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