Passanten mit Schutzmaske in der Kölner Innenstadt: Die Folgen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft sind groß. Betroffen sind auch die Versicherer. © picture alliance/Marius Becker/dpa
  • Von Hannah Dudeck
  • 15.05.2020 um 15:10
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Auf die Versicherungsbranche könnten durch die Corona-Pandemie Kosten von mehr als 200 Milliarden US-Dollar zukommen, schätzt die Versicherungsbörse Lloyd’s of London. Forderungen aus der Politik, bei Betriebsschließungs- und Betriebsunterbrechungspolicen stärker auf die Kundeninteressen einzugehen, erteilte deren Chef, John Neal, eine Absage.

Der Versicherungsmarkt Lloyd’s of London hat ausgerechnet, welche Kosten durch die Corona-Pandemie auf Versicherer zukommen könnten. Insgesamt muss die Branche demnach mit Verlusten von 203 Milliarden US-Dollar (188 Milliarden Euro) rechnen, heißt es in einer Mitteilung des Londoner Unternehmens.

Davon entfallen laut Schätzung 107 Milliarden US-Dollar auf Versicherungsschäden, 96 Milliarden US-Dollar könnten die Versicherer durch Wertverluste ihrer Anlagen verlieren.

Die Corona-Krise sei eine nie dagewesene Herausforderung für die Branche, so der Chef von Lloyd’s of London, John Neal. Laut Neal entsprechen die geschätzten Versicherungsschäden denen in Jahren mit mehreren katastrophalen Hurrikanes, etwa 2005 und 2017. Das seien im Gegensatz zu der Corona-Pandemie aber lokal begrenzte Ereignisse gewesen.

Im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ sagte Neal, dass die Krise noch lange nachwirken werde. „Es wird zwei Jahre dauern, bis wir einen Strich unter Covid-19 ziehen können“, zitiert die Zeitung den Lloyd’s of London-Chef.

Kritik an Kulanzforderungen aus der Politik

Dass aus der Politik und von Unternehmen Druck auf Versicherer ausgeübt werde, bei Betriebsschließungs- beziehungsweise  Betriebsunterbrechungsversicherungen kulant gegenüber den Kunden zu sein, sieht Neal kritisch. „Alles, was Versicherer tun können, ist, ihre Verpflichtungen zu erfüllen“, sagte er dem „Handelsblatt“.

Versicherungsgesellschaften könnten „nicht einfach ihre Verträge zerreißen und die Forderungen zahlen, weil die Summen unglaublich groß sind.“ Allein bei kleinen Unternehmen in den USA würden sich die Kosten für Betriebsunterbrechungen auf 300 Milliarden US-Dollar im Monat belaufen. Solche Summen könne kein Versicherer stemmen, so Neal.

Lloyd’s of London wird nach eigenen Angaben bis Ende Juni zwischen 3 und 4,3 Milliarden US-Dollar an Kunden auszahlen. Das sei vergleichbar mit Auszahlungen nach dem 11. September 2011 sowie nach den tropischen Wirbelstürmen Harvey, Irma and Maria im Jahr 2017, teilte die Versicherungsbörse mit.

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Hannah Dudeck

Hannah Dudeck arbeitete von April bis Juni 2020 als freie Redakteurin für Pfefferminzia.

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