Niedrigwasser im Lac de Serre-Ponçon in den französischen Westalpen: Frankreich wurde im Winter von einer Dürre heimgesucht © picture alliance / EPA | SEBASTIEN NOGIER
  • Von Andreas Harms
  • 25.04.2023 um 12:22
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Die Zentralbank und die europäische Versicherungsaufsicht wollen dafür sorgen, dass sich mehr Menschen und Unternehmen gegen Klimakatastrophen versichern. Dabei könnten bestimmte Tarife, sogenannte Katastrophenanleihen und sogar ein EU-weites System helfen, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Papier.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa werfen sich dafür in die Brust, dass sich Menschen und Unternehmen mehr und besser gegen Klimakatastrophen versichern. Dafür haben sie ein Diskussionspapier veröffentlicht (leider bisher nur auf Englisch), zu dem sich alle Interessierten noch bis zum 15. Juni 2023 äußern können. Es soll eine Debatte anregen, wie man den Versicherungsschutz gegen den Klimawandel ausbauen kann.

Insbesondere will man damit folgendes erreichen:

  • dass Versicherungsansprüche nach einer Naturkatastrophe schnell ausgezahlt werden
  • Anreize schaffen, dass sich die Menschen an Klimarisiken anpassen und sie senken
  • bestehende Versicherungsmechanismen ergänzen
  • Kosten und Verantwortlichkeiten unter den betroffenen Akteuren aufteilen, damit sie auch wirklich alle eingebunden sind, und um das moralische Risiko zu verringern
  • den von Staaten zu tragenden Anteil der wirtschaftlichen Verluste aus großen Naturkatastrophen langfristig zu senken

In dem Papier gehen die Institute auf politische Möglichkeiten ein, wie man Inanspruchnahme und Effizienz solcher Klimakatastrophenversicherungen steigern kann. Denn sie seien ein Schlüsselinstrument, wie man wirtschaftliche Verluste nach solchen Katastrophen im Griff behalten kann. Schließlich richtet sich die Höhe des Schadens nicht nur nach dem Schaden selbst, sondern auch danach, wie schnell man anschließend alles wieder aufgebaut und zum Laufen gebracht hat.

So mahnt die Eiopa-Chefin Petra Hielkema: „Versicherungen spielen eine wichtige Rolle beim Schutz von Unternehmen und Menschen vor klimabedingten Katastrophenschäden, indem sie rasch die notwendigen Mittel für den Wiederaufbau bereitstellen. Um unsere Gesellschaft wirksam zu schützen, müssen wir das Problem der zunehmenden Versicherungsschutzlücke angehen, indem wir geeignete Lösungen vorschlagen und finden.“

Laut Eiopa ist derzeit lediglich ein Viertel aller klimabedingten Katastrophenschäden in der Europäischen Union überhaupt versichert. In einigen Ländern seien es sogar weniger als 5 Prozent. Das liege auch daran, dass viele Menschen die Kosten solcher Schäden unterschätzen. Manche verzichten auch absichtlich auf Versicherungen und verlassen sich stattdessen lieber auf Hilfe vom Staat.

Doch auch von Seiten der Versicherer droht Ungemach: Da Naturkatastrophen häufiger und heftiger werden, dürften die Versicherungskosten künftig steigen. Einige Versicherer könnten deshalb die Deckung verringern oder bestimmte Arten von Katastrophenversicherungen ganz aus dem Angebot nehmen. Was die Versicherungslücke am Ende weiter vergrößern würde.

Um den Versicherungsschutz zu fördern, schlagen EZB und Eiopa unter anderem folgendes vor: Versicherer ermutigen ihre Kunden dazu, ihre Klimarisiken selbst zu senken. Wer also besonders vorsichtig handelt, wird zum Beispiel durch bestimmte Rabatte belohnt.

Katastrophenanleihen könnten helfen

Das Gesamtangebot an Tarifen könnte man hingegen über Katastrophenanleihen fördern. Vereinfacht gesagt funktionieren diese so: Anleger kaufen sie, übernehmen damit Risiken und bekommen als Rendite Anteile an den Prämien. Im Versicherungsfall beteiligen sie sich jedoch am Schaden. Mittels solcher Papiere können Versicherer Risiken auslagern und an Anleger weiterreichen und somit auf viele Schultern verteilen.

Weiterhin sollen Regierungen öffentlich-private Partnerschaften einrichten und Notfallpläne entwerfen, um Versicherern bei größeren (und teureren) Katastrophen finanziell unter die Arme zu greifen.

Und am Ende könnte man auch die Versicherungssysteme der einzelnen Länder durch ein EU-weites öffentliches System ergänzen. Das könnte dafür sorgen, dass Länder nach besonders großen Katastrophen genug Geld haben, um alles schnell wieder aufzubauen. Beide Maßnahmen sollen übrigens mitnichten die staatlichen Garantien für nichtversicherte Verluste erhöhen. Sie sollen einfach nur sicherstellen, dass öffentliches Geld effizienter verwendet wird und die Menschen eben nicht mehr auf bedingungslose Hilfe durch den Staat setzen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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