© Deutschland sicher im Netz / Rafalzyk
  • Von Anette Bierbaum
  • 15.10.2018 um 10:20
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Sprachassistenten in Autos, digitale Einkaufsservices, vernetzte Häuser oder Apps für digitale Parktickets – die digitale Entwicklung im Alltag ist ebenso rasant wie beängstigend. Viele Internet-Nutzer fühlen sich online zunehmend unsicher. „Zu Unrecht“, sagt Michael Littger, Geschäftsführer des Vereins „Deutschland sicher im Netz“, im Interview mit Pfefferminzia.

Laut Sicherheitsindex 2018 des Vereins „Deutschland sicher im Netz“ (DsiN) weicht die gefühlte Bedrohung der Verbraucher durch Sicherheitslücken im Netz von der reellen Gefahrenlage ab. Die Zahl der Sicherheitsvorfälle im digitalen Raum sei nahezu konstant. Michael Littger, Geschäftsführer des Vereins, über die gefühlte und die reale digitale Bedrohung.

Pfefferminzia: Welche konkreten Herausforderungen stehen Internet-Nutzern Ihrer Meinung nach aktuell und in den kommenden Jahren bevor?

Michael Littger: Fast täglich hören wir von neuen Diensten und Technologien, die das Potenzial besitzen, unsere Lebensgewohnheiten nachhaltig zu verändern. Eine der größten Herausforderungen wird es daher sein, dass wir auf diesem Weg alle Verbraucher mitnehmen. Denn während einige Verbrauchergruppen schon jetzt sicher im Netz unterwegs sind und sich potenzieller Gefahren bewusst sind, drohen andere den Anschluss zu verlieren. Hier sehe ich großen Handlungsbedarf für unseren Verein und unsere Partner.

Laut Ihres aktuellen „DsiN-Sicherheitsindex 2018“ haben deutsche Internet-Nutzer Angst. Was fürchten die Verbraucher am meisten?

Unsere Studie hat ergeben, dass sich die Sicherheitslage verschlechtert hat. Hauptgrund ist eine gewachsene Verunsicherung bei Verbrauchern. Ihr Vertrauen in die Kommunikation per E-Mail, in Bankgeschäfte im Internet und das Herunterladen vertraulicher Inhalte und Dokumente ist gesunken. Auch wenn sie im Vergleich mit den Ergebnissen der zurückliegenden fünf Jahre nicht mehr Angriffe bei sich verzeichnen. Wir beobachten zudem eine wachsende Diskrepanz zwischen Kenntnis und Anwendung von Schutzmaßnahmen. Das heißt: Wissen allein reicht nicht – auf die Anwendung beziehungsweise das Verhalten kommt es an. Wir müssen besser zeigen, wann ein Schutz für Verbraucher möglich ist – und wie man bestehenden Risiken souverän begegnet.

Sie haben ein deutliches Sicherheitsgefälle bei den Verbrauchern ausgemacht.

Ja, das ist richtig. Eine Unterscheidung von Verbrauchertypen ist wichtig, denn jeder Mensch muss anders angesprochen werden. Die Studie differenziert zwischen den Verbrauchergruppen „Außenstehende“, „Fatalisten“, „Gutgläubige“ und „Souveräne“. Seit diesem Jahr haben wir die Gruppe der „Souveränen“ nochmal in „Bedachtsame“ und „Antreibende“ Benutzertypen aufgeteilt. Über 60 Prozent aller Menschen, hier insbesondere die „Außenstehenden“, „Fatalisten“ und „Gutgläubigen“ bedürfen zusätzlicher Unterstützung, um Defizite abzubauen und Stärken weiterzuentwickeln.

Gibt es Benutzertypen die tatsächlich gefährdeter sind als andere, wenn sie sich im Netz bewegen?

Die „außenstehenden Nutzer“ und „fatalistischen Nutzer“ bewegen sich am unsichersten im Netz. Auffällig bei diesen Gruppen: Verbreitete Überforderung bei neuen digitalen Diensten, Defizite bei Sicherheitswissen und -verhalten und Nachholbedarf bei der realistischen Risikoeinschätzung. Bei Fatalisten sticht zudem hervor, dass sie meinen, Schutzmaßnahmen „nützen sowieso nichts“. Doch das ist falsch: Über 90 Prozent aller Angriffe können schon mit einfachen Grundmaßnahmen abgewehrt werden. Daher ist es wichtig, zielgruppengerechte und passgenaue Angebote zu schaffen.

Welche Angebote bietet Ihr Verein?

Für die Gruppe der „außenstehenden Nutzer“ haben wir eine Vielzahl von Angeboten entwickelt. Der Digital-Kompass etwa richtet sich speziell an ältere Menschen. Mit digitalen Stammtischen ermöglichen wir es Senioren außerdem, sich über digitale Angebote wie das Online-Banking zu informieren und die Teilhabe am öffentlichen Leben zu verbessern. Ein weiteres Projekt speziell für unerfahrene Internet-Nutzer ist die Digitale Nachbarschaft. Ehrenamtlich aktive Menschen, sogenannte Scouts, geben konkrete Hilfestellung beim Umgang mit E-Mails und Messengern oder sozialen Medien.

Welche Basics sollten Verbraucher kennen, um sich im Netz sicher(er) zu bewegen?

Wann haben Sie sich zum letzten Mal die Sicherheitseinstellungen Ihres Messenger-Dienstes auf Ihrem Smartphone angesehen? Regelmäßige Updates der Antiviren-Programme oder auch sichere Passwörter sind weitere einfache Sicherheitsmaßnahmen. Uns geht es darum, die DsiN-Angebote zu nutzen und sich zu engagieren. Wir sind offen für Unterstützer jeder Art, um die Herkulesaufgabe der digitalen Aufklärung gemeinsam erfolgreich zu meistern.

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Anette Bierbaum

Anette Bierbaum schreibt seit 2015 als freie Redakteurin für Pfefferminzia. Darüber hinaus unterstützt die gelernte PR-Fachfrau seit über zehn Jahren Medienhäuser, PR-Agenturen und redaktionell geprägte Content-Plattformen.

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