- Von Anette Bierbaum
- 20.09.2018 um 14:45
Anmerkung der Redaktion: Den Namen der Betroffenen haben wir geändert.
Sabine Scholz hatte via Facebook einen Mann kennengelernt, der nach ersten Chats plötzlich nach sehr persönlichen Dingen fragte: „Ich hatte mich zunächst über den kleinen Online-Flirt gefreut und keinen Verdacht geschöpft“, erzählt die 55-jährige Dortmunderin. „Wir haben uns sogar eine Zeit lang über meinen ersten Hund Asco unterhalten. Als dann aber so völlig ohne Zusammenhang die Frage nach dem Mädchennamen meiner Mutter auftauchte, wurde ich skeptisch und brach die Unterhaltung ab.“
Hacker erpresst Frauen um Nacktfotos
Und das zurecht. Welch großes Glück die Facebook-Userin aus Dortmund hatte, zeigt jetzt ein Fall aus den USA – mit frappierender Ähnlichkeit. Dort hatte ein Hacker gezielt weibliche Opfer über soziale Netzwerke angeschrieben, um ihre Online-Accounts zu knacken – genau nach dem von Sabine Scholz geschildeten Muster.
Der Täter, ein 28-jähriger Mann aus Los Angeles, hatte seine Gesprächspartnerinnen genötigt, ihm anzügliche Bilder von sich zuzusenden, nachdem er sich in verschiedene ihrer Online-Konten einwählen konnte. Den Zugang zu ihren Konten gaben ihm die Frauen indirekt selbst: über Antworten auf gängige Passwort-Abfragen.
All die üblichen Auskünfte zu liebsten Reisezielen, Haustieren und Mädchennamen der Mutter, die man zum Zurücksetzen seines Passworts benötigt, erschlich sich der Kriminelle, indem er mit den Frauen über Facebook ins Gespräch kam. Um Misstrauen zu vermeiden, behauptete er, ihre Auskünfte für ein sozialwissenschaftliches Seminar zu benötigen. Teilweise gelang es dem Täter mit dieser Masche sogar, die Frauen zum Download von Schadsoftware zu animieren, die ihm den Zugang zu ihren Konten abermals erleichterte. Der Mann wurde zwar gefasst, steht nun nach Zahlung einer Kaution aber wieder auf freiem Fuß.
„Ich war viel zu blauäugig“
Sabine Scholz ist indes mit dem Schrecken davongekommen – und hat aus dem Vorfall gelernt: „Ich war bisher, um ehrlich zu sein, viel zu blauäugig, auch was die Wahl meiner Passwörter angeht. Es ist ja erschreckend, wie schnell man auf Betrüger hereinfallen kann. Mittlerweile hat die 55-Jährige sich intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt und zeigt heute eine bessere Passwort-Disziplin: „Wenn man überall das gleiche Passwort hat, macht man es Cyberkriminellen ja fast genauso leicht, wie wenn man ihnen die Antworten auf Passwortfragen auf dem Präsentierteller kredenzt. Ich ändere jetzt alle paar Monate meine Kennwörter. Und auch mein liebstes Haustier ist jetzt übrigens ein anderes.“
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