- Von Lorenz Klein
- 28.11.2018 um 17:07
Rund 5 Prozent der deutschen Unternehmen sichern sich bislang mit speziellen Versicherungspolicen gegen Cyber-Angriffe jeglicher Art ab, so das Ergebnis einer aktuellen Studie „IT-Sicherheit 2018“ des Verbands der Internetwirtschaft. Wie bewerten Sie dieses Ergebnis?
Heinemeyer, Sopra Steria: In der Banken- und Versicherungswirtschaft gibt es beispielsweise klare Vorgaben, wie diese mit ihren IT-Systemen umzugehen haben. Aber auch in diesen Fällen wird man immer „nur“ eine Minimierung des Risikos erreichen können – ein vollkommenes Ausschalten des Risikos gibt es nicht. Und dieses Restrisiko übernimmt dann eine Versicherung – wenn man sie denn will. Insofern lassen die besagten 5 Prozent keinen Rückschluss darüber zu, dass sich viele Unternehmen nicht um ihre Informationssicherheit kümmern würden. Man muss zudem sehen, dass es die Versicherungsprodukte auch noch gar nicht so lange am Markt gibt. Und wenn man als Unternehmer außerdem gar nicht so genau weiß, was für ein Schaden entstehen kann, ist vermutlich auch die Bereitschaft, eine entsprechende Versicherung abzuschließen, nicht sonderlich hoch. Der Absicherungsgrad von 5 Prozent wird aber in Zukunft mit Sicherheit noch deutlich steigen.
Winte, Funk: Der Markt wächst so schnell, wie es die Kapazitäten zulassen. Leider stellen wir fest, dass die Ressourcen aufseiten der Versicherer derzeit noch nicht ausreichend sind, um die Nachfrage in einer adäquaten Geschwindigkeit bedienen zu können. Das ist zumindest im Industriebereich so. Wir bekommen teilweise keine Rückmeldung in angemessener Zeit, oder es können zeitnah keine Risikodialoge beim Kunden stattfinden.
Lütcke, Signal Iduna: Im Großkundenbereich mag das so sein, in Bezug auf das Kleingewerbe sind sicherlich genügend Kapazitäten vorhanden.
Sie sprachen von Engpässen bei den Versicherern, Herr Winte. Kann sich denn der Vertrieb davon frei machen?
Winte: Im Vertrieb sind sicherlich viele Marktteilnehmer nicht auf „Cyber“ eingestellt. Zugleich muss das Unternehmen sein Versicherungsbudget erhöhen, weil man ja nichts anderes dafür streicht. Das erfordert einen langen Überzeugungsprozess. „Jeder braucht das!“, ist jedenfalls kein Verkaufsargument. In der Feuerversicherung ist das einfacher: Trotz aller Löschanlagen, Brandschutzbestimmungen und Rauchmelder vertrauen die Menschen auf diese zusätzliche Absicherung, weil das Risiko gut zu greifen ist. Das ist bei Cyber (noch) nicht ganz so – obwohl es sich eigentlich so verhält, als würde jemand pausenlos mit Molotowcocktails gegen Ihre Hauswand werfen –, bis es irgendwann zum Brand kommt, um mal einen bildhaften Vergleich zu wählen.
Weber, Hiscox: Das Thema „Engpässe“ kann ich bestätigen. Im industriellen Bereich stößt die Branche teilweise an ihre Grenzen – einerseits hinsichtlich der Versicherungssumme: 100 Millionen Euro oder mehr beim Versicherer zu platzieren, was durchaus von Kunden gefordert wird, ist sehr schwer. Andererseits mangelt es sowohl beim Kunden als auch beim Versicherer oft auch an Know-how und an Kapazitäten. Zudem bekommen wir auch Anfragen von Unternehmen mit derart hohen Umsätzen, dass das Risiko teilweise aus unserer Sicht unversicherbar wird. Im mittelständischen Bereich, auf den wir spezialisiert sind, sind Engpässe aber in der Regel kein Thema. Man darf nicht vergessen, dass die Cyberpolice in der Tat eine sehr junge Sparte ist und hier ein enorm hoher Aufklärungsbedarf besteht. Die Durchdringungsquote von aktuell 5 Prozent zeichnet insofern ein realistisches Bild – aber keinesfalls ein enttäuschendes. Die anfängliche Entwicklung der Managerhaftpflicht macht deutlich, dass es einfach Zeit braucht, bis sich eine neue Versicherungslösung etabliert hat.
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