- Von Barbara Bocks
- 01.10.2024 um 17:34
Die in Deutschland tätigen Managerhaftpflicht-Versicherer mussten 2023 erneut mehr Schäden regulieren. Die Zahl der Fälle ist auf 2.200 gestiegen. Das sind fast 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Jeder Schaden kostete Versicherer im Schnitt fast 100.000 Euro. Zu diesen Ergebnissen ist der GDV gelangt.
Managerhaftpflichtversicherungen, auch D&O genannt, zahlen Schadenersatzforderungen gegen Manager, wenn sie gegen ihre Pflichten verstoßen. Die Abkürzung D&O steht für Director‘s and Officer’s Liability Insurance. Sie ist eine besondere Form der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung für Mitglieder von Leitungs- und Aufsichtsorganen in Unternehmen. Dazu zählen beispielsweise Mitglieder von Vorständen, der Geschäftsführung oder im Aufsichtsrat.
Konjunktur erhöht die Zahl der D&O-Fälle
Die Zahl der Fälle hat sich aus Sicht der Versicherer wegen der konjunkturellen Lage und höherer gesetzlicher Anforderungen erhöht. Und die Zahl der Insolvenzen ist zuletzt deutlich gestiegen. Diese ziehen oft hohe Schadenersatzforderungen von Insolvenzverwaltern gegen die Verantwortlichen nach sich.
Dazu kommen stetig wachsende Compliance-Anforderungen. Manager haften persönlich, wenn sie kein funktionierendes Compliance-System eingerichtet haben. Dass nicht alle Unternehmen ihren gesetzlichen Pflichten nachkommen, zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag des GDV.
Obwohl ein Hinweisgebersystem seit Ende 2023 für alle Unternehmen ab 50 Mitarbeitern Pflicht ist, hatte rund ein Viertel der Unternehmen auch Monate später ein solches System noch nicht eingerichtet. Insgesamt könnten damit fast 19.000 mittelgroße Unternehmen in Deutschland das Hinweisgeberschutzgesetz nicht umgesetzt haben, schätzt der GDV.
Auch für die nähere Zukunft rechnen die Versicherer damit, dass es zu mehr Schadenersatzforderungen gegen Manager kommt. Im ersten Halbjahr 2024 sind die Unternehmensinsolvenzen um 25 Prozent gestiegen. Dazu kommen neue Haftungsrisiken, etwa durch neue Anforderungen an die Informationssicherheit durch die europäische NIS-2-Richtlinie.
GDV schätzt D&O-Gesamtmarkt auf etwa 925 Millionen Euro
Nach der aktuellen D&O-Statistik des GDV stieg die Zahl der Schäden bereits das zweite Jahr in Folge. Dabei steigen die Schäden schneller als die Beitragseinnahmen. Konkret nahmen die dem GDV für 2023 gemeldeten Leistungen um 9,4 Prozent auf 216 Millionen Euro zu, die Beitragseinnahmen um 5 Prozent auf 458 Millionen Euro.
Im Jahr 2023 konnten Versicherer Abwicklungsgewinne aus Schäden früherer Jahre realisieren. Daher lag die Schadenquote nach Abwicklung mit 39,4 Prozent leicht unter dem Vorjahr (42,4 Prozent). Bei D&O-Versicherungen dauert es in der Regel lange, bis die Schäden abgewickelt sind.
Im langfristigen Mittel der vergangenen Jahre mussten Versicherer mit Abwicklungsverlusten klarkommen. Denn die ursprünglich gebildeten Rückstellungen reichten nicht aus, um die Schäden zu regulieren.
Prozentuale Veränderungen von Beiträgen und Leistungen deutscher D&O-Versicherer in der Übersicht:
Jahr | Beiträge | Leistungen |
2023 | 5 Prozent | 9,4 Prozent |
2022 | 18,8 Prozent | 5,5 Prozent |
2021 | 21,2 Prozent | 1,8 Prozent |
2020 | 9,4 Prozent | 26,6 Prozent |
2019 | 10,1 Prozent | -8,0 Prozent |
2018 | 5,6 Prozent | -9,7 Prozent |
2017 | -10,2 Prozent | -9,4 Prozent |
2016 | 3,3 Prozent | 3,4 Prozent |
Quelle: GDV
Wichtig zu wissen: An der GDV-Statistik beteiligen sich nicht alle in Deutschland aktiven Versicherer. Und die Zusammensetzung der Versicherer an der GDV-Statistik hat sich verändert. Denn 2023 schied ein Unternehmen aus der Statistik aus, ein anderes Unternehmen kam hinzu. Daher sind die absoluten Zahlen nicht miteinander vergleichbar. Die Marktentwicklung der jeweils ausgewiesenen Veränderungsraten ist um diese Effekte bereinigt.
Insgesamt dürften die an der Statistik beteiligten Versicherer laut Schätzungen des GDV einen Marktanteil von 73 Prozent haben. Der Gesamtmarkt ist demnach deutlich größer. Auf Basis einer Branchenschätzung geht er für den deutschen Markt von einem Beitragsvolumen von bis zu 925 Millionen Euro aus.
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