- Von Karen Schmidt
- 03.04.2024 um 15:27
Cybervorfälle wie Attacken mit Erpresser-Software (Ransomware), Datenpannen und IT-Ausfälle bergen für Unternehmen hierzulande in diesem Jahr das größte Risiko. Die damit eng verknüpften, generellen Betriebsunterbrechungen folgen auf dem zweiten Platz.
Das geht aus dem diesjährigen „Allianz Risk Barometer“ hervor, für das die Allianz mehr als 3.000 Risikoexperten aus 92 Ländern nach ihren Top-Unternehmensrisiken befragte. Veränderte Gesetze und Vorschriften – etwa Zölle, Sanktionen oder Protektionismus – landen auf Platz 3.
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„Extreme Wetterereignisse, Ransomware-Attacken oder regionale Konflikte strapazieren die Widerstandskraft von Lieferketten und Geschäftsmodellen auch in diesem Jahr“, sagt Petros Papanikolaou, Chef von Allianz Commercial. „Makler und Kunden von Versicherungen sollten daher wachsam sein und ihre Deckungen entsprechend anpassen.“
Auffällig im Vergleich zu anderen Ländern ist, dass in Deutschland der Fachkräftemangel als großes Risiko wahrgenommen wird: Hierzulande liegt er auf Platz 4, das sind zwei Positionen höher als im Vorjahr. Weltweit erreicht der Fachkräftemangel als Risiko nur Platz 10.
Knappe Ressource Arbeitskraft
Das liegt vermutlich daran, dass 53 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) hierzulande im vergangenen Jahr Schwierigkeiten dabei hatten, Arbeitskräfte zu finden und an ihr Unternehmen zu binden. Das geht aus der aktuellen KMU-Studie der Gothaer hervor. Das sind 7 Prozentpunkte mehr als 2022 und 13 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2021. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren sicher noch verschärfen wird.
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Gleichzeitig treffen immer neue regulatorische Anforderungen auf die knappe Ressource Arbeitskraft. Ein Beispiel: das Hinweisgeberschutzgesetz, das 2023 in Kraft getreten ist. Unternehmen müssen nun Wege etabliert haben, über die Personen mögliche Compliance-Verfehlungen melden können. Das soll etwa illegale Absprachen oder sonstiges Fehlverhalten verhindern, die unsere Volkswirtschaft nach Berechnung der Linzer Johannes-Kepler-Universität immerhin mehr als 200 Milliarden Euro pro Jahr kosten.
Unternehmen müssen also handeln, falls sie das nicht schon getan haben. „Aber längst nicht alle sind dazu auch in der Lage“, sagt Stefan Sievers, Underwriting Manager Special Risks von Hiscox Deutschland. „Ihnen fehlen die personellen Ressourcen, Strukturen und oft genug auch die Kompetenz, um Vergehen innerhalb der Firma nachvollziehen, aufklären und zur Anzeige bringen zu können.“ Sievers sieht hier eine große Chance für Vermittlerinnen und Vermittler, denn der Beratungsbedarf sei enorm.
„Informationen über die Umsetzung der neuen rechtlichen Bedingungen können ein Türöffner für Beratungsgespräche sein“, sagt der Fachmann. Auf der anderen Seite stelle das Gesetz aber auch eine Herausforderung für die Branche dar. Sievers: „Im Jahr 2022 musste die deutsche Versicherungswirtschaft etwa 200 Millionen Euro an Entschädigungen zahlen. Dieser Wert könnte nun deutlich steigen.“
Bewusstsein schaffen
Eine wichtige Rolle könnten Vermittler auch bei der Beratung zu Cybergefahren spielen. Im Jahr 2023 hat nach einer Umfrage des Datenportals Statista mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen mindestens einen Cyberangriff erlebt. Und trotzdem halten 80 Prozent der Entscheider ihr Unternehmen für ausreichend geschützt, stellt der Versichererverband GDV im Rahmen einer repräsentativen Forsa-Umfrage fest.
Vermittler können hier verdeutlichen, wie hoch die Gefahr tatsächlich ist – und das Thema zusammen mit dem Unternehmen angehen. Über Cybersicherheitschecks, die Betonung der Wichtigkeit von Back-ups und Mitarbeiterschulungen und mehr können Makler für Schutz und Versicherbarkeit sorgen.
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