- Von Lorenz Klein
- 08.02.2023 um 13:35
Mehr als 200 Millionen Euro Schaden hat ein Großbrand beim Automobilzulieferer Burgmaier in Allmendingen (Baden-Württemberg) verursacht. Das gab die Polizei am Dienstagabend in einer ersten Einschätzung bekannt. Unter anderem stand ein Tank mit rund 50.000 Litern Hydrauliköl in Flammen und sorgte für einen Großeinsatz der Feuerwehr. Die gut 275 Einsatzkräfte konnten das Inferno trotz zwischenzeitlicher Explosionen schließlich unter Kontrolle bringen. Fünf Feuerwehrleute seien dabei „leicht bis mittelschwer“ verletzt worden. Die 25 Mitarbeiter, die sich auf dem Gelände befanden, blieben unversehrt.
Die Ursache für das Großfeuer sei noch unklar, hieß es seitens der Polizei. Hinweise auf Brandstiftung gebe es bisher nicht. Die Ermittlungen laufen, man habe zudem Sachverständige und einen Statiker hinzugezogen. Immerhin konnten die Beamten aber bereits berichten, dass die Flammen offenbar von einem Raum ausgingen, in dem ein Heizwerk und Druckluftkompressoren untergebracht waren. Diese griffen dann auf die Produktionshalle sowie die Zentrale des Automobilzulieferers über und ließen nur noch Ruinen zurück.
„Die Kosten der Betriebseinrichtung werden häufig unterschätzt“
Darum ist eine Betriebsunterbrechungs-Versicherung so wichtig
Diese Gefahren treiben deutsche Unternehmen um
Der Schock in der Belegschaft und dem Management ist demzufolge groß. Zumindest aber sei das insgesamt rund 750 Mitarbeiter zählende Unternehmen versichert, wie die „Schwäbische Zeitung“ unter Berufung auf Burgmaier-Geschäftsführer Karl-Hugo Schick berichtete. In welchem Umfang wollte Schick „zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen“.
Wie selten sind solche Großschadenereignisse?
Welcher (oder welche) Versicherer für den Schaden aufkäme ist folglich ebenso noch unklar. Sofern das Unternehmen aber tatsächlich umfassend versichert ist, so wäre dies ein Fall für die industrielle Feuerversicherung sowie die Betriebsunterbrechungsversicherung. Zugleich wirft der Vorfall die Frage auf, wie häufig derartige Großschäden die Bilanzen der deutschen Versicherungswirtschaft belasten?
Hier hilft der Blick in die Schadenstatistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Laut der neuesten verfügbaren Zahlen für das Jahr 2021 ereigneten sich in Deutschland „zwei Feuer-Größtschaden im dreistelligen Millionenbereich“.
Die Brände passierten in einem metallverarbeitenden Betrieb und in einer chemischen Anlage – der Schadenaufwand lag bei jeweils gut 200 Millionen Euro (Feuer-Industrieversicherung und -Betriebsunterbrechung zusammengenommen). Die weiteren Einzelschäden aus den zehn größten Feuerschäden im Jahr 2021 lagen laut Verband zwischen 30 und 100 Millionen Euro. Der GDV spricht ab Schäden in Höhe von einer Million Euro von einem Großschaden.
GDV: „Größtschäden nehmen zu“
Weiter zeigen die Daten für 2021, dass sich die Aufwände für feuerbedingte Großschäden auf 1,5 Milliarden Euro summierten – was deutlich höher sei als in den beiden Vorjahren 2019 und 2020, so die Beobachtung der Fachleute. „Größtschäden nehmen zu“, lautet dann auch ihr Fazit im GDV-Bericht „Schadenverhütung in der Sachversicherung 2021/2022“ (Download hier).
Schaut man noch weiter zurück, so wird deutlich, dass 2021 ohnehin ein eher teures Jahr für die Branche war: Im zwanzigjährigen Durchschnitt von 2002 bis 2021 erwies sich die Großschadenlast in der Feuer-Industrieversicherung des Jahres 2021 „als leicht überdurchschnittliches Jahr“, wie es heißt. Wohlgemerkt: Die Inflation wurde in dieser Statistik herausgerechnet, um die Zahlen vergleichbar zu machen.
Allmendigen im historischen Vergleich
Fraglich bleibt, ob das Großfeuer von Allmendingen schlussendlich auch in der Übersicht der größten versicherten Schäden überhaupt (seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1962) auftauchen wird. An der Spitze der inflationsbereinigten Rangliste steht ein Feuerschaden von 2016 – dieser sorgte für einen Schadenvolumen von insgesamt 528 Millionen Euro (siehe Grafik). Am Ende der Übersicht steht ein Feuer in einem Schlachthof. Dieses ereignete sich 2015 und schlug mit einem Schaden von immerhin noch 312 Millionen Euro zu Buche.
Kurzum: Das Inferno beim Automobilzulieferer Burgmaier dürfte in jedem Fall schon jetzt zu den teuersten Einzelschäden des Jahres zählen – wenn nicht gar darüber hinaus. Ein Rekordschaden ist aus den bislang vorliegenden Informationen aber vorerst nicht abzuleiten. Gleichwohl darf man gespannt sein, welche Rolle die Betriebsunterbrechungsversicherung hier noch spielen wird.
Grundsätzlich lehrt die GDV-Statistik: Feuer ist von allen Risiken für Betriebe die gefährlichste – einfach, weil am Ende oft nur noch Asche bleibt.
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