- Von Lorenz Klein
- 28.02.2020 um 12:22
Wenn das Fernsehen über Versicherungsthemen berichtet, schalten die Moderatoren gerne in den Empörungsmodus – so geschah es zuletzt wieder in der WDR-Sendung „Servicezeit“ am vergangenen Mittwoch:
„Jahrelang kassieren Versicherungen satte Prämien und wollen dann im Ernstfall nicht zahlen“, leitete Moderatorin Yvonne Willicks zum nächsten Beitrag über, der sich mit der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) befasste. Schon diese Aussage dürfte die Versicherungsbranche als ungerechtfertigtes Vorurteil auffassen, denn die Leistungsstatistik zeigt, dass das „Im-Ernstfall-zahlen-die-nicht“ die Ausnahme und nicht die Regel darstellt. Sei es drum.
Willicks fährt sodann mit einer Wortschöpfung fort, die alles und nichts bedeutet – und die leider „immer wieder“ zu hören ist, wenn Journalisten sich nicht so genau festlegen möchten oder können: „Immer wieder hören wir bei uns in der Redaktion von solchen Fällen – und auch der Landwirt Heinz-Josef Derichs aus Jülich hatte Pech und ist ernsthaft erkrankt. Obwohl er – wie es auch Verbraucherverbände empfehlen – eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hatte, muss er Angst um seine Zukunft haben, denn Geld ist bislang nicht geflossen.“
Darum geht es in dem Beitrag
Heinz-Josef Derichs hatte als selbstständiger Landwirt für den Notfall vorgesorgt und eine BU abgeschlossen, weil er damit seine Familie absichern wollte, wie er dem WDR schildert. „Mittlerweile ist der Notfall bei mir eingetreten“, sagt er. „Ich habe Herzprobleme, ich habe Schulterprobleme. Und die Versicherung will leider Gottes nicht bezahlen – obwohl mir das zusteht und ich dieses Geld bräuchte, um diesen Betrieb weiterführen zu können.“
>>> Hier geht es zum Video (4:06 Minuten)
Schwere körperliche Arbeit sei für Derichs nicht mehr möglich – zum Beispiel Säcke mit Saatgut zu tragen. „Egal bei welcher Tätigkeit: Seinen rechten Arm kann er wegen der Schulterarthrose kaum noch gebrauchen“, berichtet der Reporter.
„Es ist eine große körperliche und auch seelische Belastung“, sagt der Landwirt. Oft liege er nachts wach und denke über die ganze Problematik nach – und oft wisse er nicht, wie es weitergeht. „Ich habe zwei Leute zusätzlich eingestellt, die mir helfen – die müssen bezahlt werden“, sagt Derichs. Da aber die Versicherung bislang nicht gezahlt habe, bleibe er auf diesen Kosten sitzen.
Die Versicherung lehne eine Leistung „trotz eindeutiger Gutachten“ weiter ab, heißt es in dem Bericht. Seit dreieinhalb Jahren kämpfe der Landwirt nun schon um sein Recht – und war dabei durchaus erfolgreich. Das Landgericht Aachen sprach ihm rückwirkend knapp 2.183 Euro monatliche Berufsunfähigkeitsrente zu – bis jetzt sollen die Ansprüche auf über 70.000 Euro angewachsen sein.
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