Nordic-Walking-Gruppe in Mecklenburg-Vorpommern. © Picture Alliance
  • Von Joachim Haid
  • 20.06.2019 um 15:06
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:40 Min

Seit Jahrzehnten steigt die Anzahl der Übergewichtigen und Adipösen in Deutschland. Wird das Ruder nicht bald herumgerissen, werden unsere Sozialsysteme die immer weiter explodierenden Kosten nicht mehr ohne deutliche Beitragssteigerungen, höhere Steuersubventionen und Leistungsreduktionen stemmen können. Wird es womöglich einen Aufstand der Gesundheitsbewussten geben?

Was das Sozialgesetzbuch sagt

„Die Krankenversicherung als Solidargemeinschaft hat die Aufgabe, die Gesundheit der Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand zu verbessern.“ – So steht es in Paragraf 1 Sozialgesetzbuch (SGB) V zur gesetzlichen Krankenversicherung. Weiterhin ist dort zu lesen: „Die Versicherten sind für ihre Gesundheit mitverantwortlich; sie sollen durch eine gesundheitsbewußte Lebensführung… dazu beitragen, den Eintritt von Krankheit und Behinderung zu vermeiden oder ihre Folgen zu überwinden.“ Wo beginnt dies? Wo hört es auf? Wird es einen Aufstand der Gesundheitsbewussten geben?

Auf der einen Seite gibt es immer mehr gesundheitsbewusste Menschen. Auf der anderen Seite steigt seit Jahrzehnten die Anzahl der Übergewichtigen und Adipösen in Deutschland. Liegt der Body-Mass-Index (BMI) über 25, wird von Übergewicht gesprochen. Als adipös gilt, wer einen BMI größer 30 hat. Bei der Berechnung des Wertes wird nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterschieden. Der BMI von Arnold Schwarzenegger lag daher im deutlich adipösen Bereich. Jedoch ist beim durchschnittlichen Deutschen nicht die Muskelmasse der primäre Auslöser für hohe Werte.

Übergewicht begünstigt viele Krankheiten

Laut dem statistischen Bundesamt (Destatis) waren im Jahr 2017 in Deutschland 37 Prozent aller Personen über 18 übergewichtig, 16 Prozent adipös. Das erschreckende ist, dass auch immer mehr Kinder übergewichtig und sogar adipös sind. Mit steigendem Gewicht können vermehrt Krankheiten auftreten. Das reicht von Knochen- und Bänderschäden über Diabetes bis hin zu Krankheiten, bei denen es einen Zusammenhang mit chronischen, stillen Entzündungen gibt, darunter Herzinfarkt, Schlaganfall, Rheuma, Arthrose und sogar Demenz oder Krebs. Laut Destatis verursachten im Jahr 2015 allein Adipositas und sonstige Überernährung Krankheitskosten von rund 1,1 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich jedoch „nur“ um die direkten Kosten. Hält der Trend weiter an, so befürchtet man im Jahr 2020 Folgekosten in Höhe von zusätzlichen 25 Milliarden Euro pro Jahr.

Aber nicht nur durch Übergewicht, das bis auf einige krankhafte Fettstoffwechselstörungen vermieden werden könnte, entstehen erhebliche Kosten (siehe Tabelle). Während 2015 die gesamten Krankheitsaufwendungen mit 338,2 Milliarden Euro angegeben wurden, betrugen sie 2018 bereits über 365 Milliarden Euro. Das sind eine Milliarde Euro pro Tag! Dabei könnten viele der erwähnten Zivilisationskrankheiten vermieden oder zumindest deren Schwere mit gesundheitsbewussten Verhalten deutlich reduziert werden.

Mit entsprechenden präventiven Maßnahmen wie einer gesunden, ausgewogenen Ernährung und ausreichender Bewegung in gesundem Umfang und gesunder Intensität könnte zusätzlich der immer weiter steigende Medikamenteneinsatz abgebremst, ja sogar zurück gedrängt werden. Eine entsprechende Ernährung und Bewegung haben nachweislich auch positiven Einfluss auf einige psychische Erkrankungen. Gerade in diesem Bereich sind die direkten und indirekten Krankheitskosten, zum Beispiel durch Fehltage, stark gestiegen. Bei Berufsunfähigkeitsversicherungen sind psychische Erkrankungen inzwischen der primäre Auslöser für einen Leistungsfall.

autorAutor
Joachim

Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Skip to content