Ingolf Putzbach ist Geschäftsführer des Technologie-Unternehmens Sum.cumo. © Sum.cumo
  • Von Redaktion
  • 26.11.2019 um 12:09
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Verbraucher wählen bei der Suche nach passenden Finanz- und Versicherungsprodukten häufig Vergleichsportale wie Check24 oder Finanzcheck. In den Markt ist nun das digitale Finanzportal Joonko eingestiegen und fokussiert sich zunächst darauf, Kfz-Versicherungen zu vermitteln. Wie sich das auf den Markt auswirken könnte, beleuchten Ingolf Putzbach und Erik Preusker vom Technologie-Unternehmen Sum.cumo.

In einem sind sich wohl Vermittler und Versicherer einig: Check24 ist viel zu mächtig geworden. Wenn der Marktanteil der Vergleichsplattform im Kfz-Wechselgeschäft Vorbote für andere Sparten ist, wird es für die Makler eng und für die Versicherer teuer.

Leider ist Check24 ein formidabler Gegner, der bisher nicht nur dem realen, sondern auch dem Wettbewerb, der in Form der amerikanischen Tech-Giganten am Horizont lauert, immer einen Schritt voraus war. Längst kümmert sich Check24 nicht mehr nur um Neugeschäft, sondern tut alles für nachhaltige Kundenbindung. Das machen sie richtig gut und werden damit Erfolg haben.

Gut also, dass es jetzt Joonko gibt und mit Finleap einen Investor im Hintergrund mit tiefen Taschen, der nicht sofort Geld verdienen muss. In einem typischen Winner-takes-it-all-Markt ist es unternehmerisch schon sehr mutig, den bereits marktbeherrschenden Player herauszufordern. Damit das Unterfangen eine Aussicht auf Erfolg hat, wird Finleap einen dreistelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen müssen.

Die deutschen Versicherer würden gut daran tun, Joonko nach Kräften zu unterstützen. Einerseits kann dann Check24 nicht mehr so viel in Marktdominanz investieren, andererseits lassen sich Abhängigkeiten reduzieren.

Dass Joonko jede Unterstützung gebrauchen kann, lässt sich an dem etwas schmalbrüstigen Auftritt zum Markteintritt ablesen. Es ist bestimmt eine gute Idee, sich Themen wie Nutzerzentrierung, Fairness und Transparenz auf die Fahnen zu schreiben. Noch kann man die guten Absichten jedoch allenfalls erahnen. Hier ein nüchterner Blick auf die Fakten.

Joonko und die User Experience

Die User Experience des Kfz-Rechners ist aktuell noch stark ausbaufähig: Einige Funktionen, Inhalte und Prozessschritte wirken zwar frisch und modern. Es ist aber an nur wenigen Stellen erkennbar, wodurch sich das neuartige Konzept eigentlich auszeichnet. Die Antragsstrecke ist zwar auf den ersten Blick verschlankt und aufgeräumt, letztlich bietet sie dem Nutzer aber keinen Mehrwert, denn das Durchklicken dauert mindestens so lange wie bei Check24. Wenn man Eingaben prüfen oder ändern möchte, geht das nur über den Zurück-Button, den man dann gleich dutzende Male klicken muss – es gibt keine klickbare Fortschrittsleiste. Das ist nur eine der aktuell noch vielen offensichtlichen Verbesserungsmöglichkeiten in der Strecke.

Enttäuschend sind vor allem die Ergebnisseite und die fehlende Möglichkeit, Versicherungen direkt zu vergleichen. Weder kann auf der Ergebnisseite nach Kriterien gefiltert werden, noch ist eine direkte Gegenüberstellung möglich. Das macht die Konkurrenz besser. Hier muss ein Experte für Kfz- Versicherung, was Joonko ja aktuell ist, dem Nutzer mehr bieten. Das „Best-Match“-Prinzip, mit dem sich Joonko stattdessen profilieren möchte, findet in der Praxis keine Akzeptanz. Denn wer möchte seine Entscheidungshoheit schon an einen intransparenten Algorithmus abgeben?

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