- Von Lorenz Klein
- 10.10.2022 um 13:58
Gaskrise, galoppierende Inflation und zerrissene Lieferketten – Unternehmer in Deutschland müssen derzeit einiges ertragen, ohne sich überhaupt richtig von der Corona-Krise erholt zu haben. Und auch beim Gedanken an den eigenen Fuhrpark dürfte keine positive Stimmung aufkommen. Denn die Kosten der gewerblichen Fahrzeughaltung sind in den vergangenen zehn Jahren um rund 4 Prozent pro Jahr gestiegen, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im vergangenen Herbst meldete.
Wesentlicher Preistreiber waren dabei die Reparaturkosten. Allein zwischen Januar 2013 und August 2021 erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise laut GDV um fast 44 Prozent. Kofferraumklappen wurden in diesem Zeitraum 60 Prozent, Rückleuchten sogar 67 Prozent teurer.
Jeder Zweite offen für Wechsel der KFZ-Versicherung
Preise für Auto-Ersatzteile steigen um 8 Prozent
Besserung ist nicht in Sicht – im Gegenteil, denn der russische Angriffskrieg auf die Ukraine verschärft auch hier die Lage. So berichteten die Versicherungsmathematiker der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) Ende Mai von „stark steigenden Preisen bei Kfz-Ersatzteilen und Reparaturkosten“. Dadurch werde der sogenannte „Reparaturkostenindex Kraftfahrt“ stetig höher, was wiederum zu wachsendem Druck auf die Versicherungsprämien führt.
Zwar betonte DAV-Vizechef Maximilian Happacher, dass sich aus den Daten „keine generellen Prognosen zu künftigen Prämienentwicklungen ableiten“ ließen, da Umfang und Geschwindigkeit von Preisanpassungen stark unternehmensindividuell ausfielen. Doch der Trend zu höheren Prämien ist eindeutig – bei der R+V-Gruppe macht man daraus auch gar keinen Hehl.
Die Wiesbadener erzielen unter Maklern traditionell die höchsten Geschäftsanteile im Flottengeschäft und sind damit in diesem Segment der umsatzstärkste Versicherer im freien Vermittlungsgeschäft (siehe Tabelle). „Eine große Herausforderung ist der Preisanstieg und die damit verbundene Entwicklung der Schadendurchschnitte. Dies wird sich auf die bevorstehenden Anpassungen der Beiträge auswirken“, prognostiziert Carsten Panzer, Underwriter Kfz-Betrieb bei der R+V Versicherung.
Durchschnittsschäden stark steigend
Bei der Allianz, die im aktuellen Makler-Ranking nach R+V und VHV das drittstärkste Flottengeschäft auf sich vereint, lautet die Einschätzung ähnlich. Infolge der hohen Inflation beobachte man „deutlich steigende Schadendurchschnitte“, sagt Jens Fischer, Leiter Firmen-Kraft SMC bei der Allianz Versicherungs-AG.
Dabei ist das Kfz-Flottengeschäft schon zu normalen Zeiten kein einfaches. Über viele Jahre hinweg war die Branche arg gebeutelt – sie hatte mit hohen Schadenzahlen zu kämpfen, die viele Anbieter versicherungstechnisch in die roten Zahlen drückten. So lag die branchenweite Schaden-Kosten-Quote, auch geläufig als Combined Ratio, im Jahr 2019 noch bei defizitären 101,8 Prozent, wie aus GDV-Daten hervorgeht. Im Folgejahr rutschte der Wert schlagartig in den grünen Bereich (95 Prozent) – schlichtweg, weil die Fahrleistung der Unternehmen coronabedingt deutlich absackte und es somit zu viel weniger Unfällen auf der Straße kam. 2022 stand die Schaden-Kosten-Quote immerhin noch bei soliden 98 Prozent.
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