- Von Lorenz Klein
- 13.06.2017 um 10:41
Im Zuge verbesserter Sicherheitssysteme werde die Zahl der Unfälle durch unachtsames Fahren in den kommenden Jahren zurückgehen, schätzen die Versicherungsanalysten von Fidelity. Dafür steige jedoch die Schadenssumme je Unfall, da moderne Sicherheitssysteme teuer seien und entsprechend hohe Reparaturkosten nach sich zögen.
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„Beim autonomen Fahren gibt es keine Haftungslücke“
Die Kombination aus weniger Unfällen, die zugleich jeweils höhere Kosten verursachten, werde die Profitmargen der Autoversicherer zunächst belasten, so die Prognose von Fidelity. Demnach erreichen die Kosten für Schäden im Jahr 2035 ihren Höhepunkt. Danach ebbe dieser Effekt jedoch ab, dass sich die Kosten für Schäden insgesamt verringerten und Sicherheitssysteme bis dahin günstiger zu reparieren seien.
Fidelity: 2035 läutet das Ende der klassischen Kfz-Versicherung ein
Nach 2035 werde der Markt für Kfz-Versicherungen „allmählich schrumpfen“, heißt es. Dass die Umsätze nachgeben, sei zunächst vor allem ein Problem für kleinere Versicherer, die ihre Fixkosten dann nicht mehr decken könnten. Die Folge: Sie scheiden der Prognose zufolge als erste aus dem Markt aus – zugunsten großer Anbieter.
Gleichwohl könnten die Kfz-Versicherer die Entwicklung bis zum Jahr 2035 relativ gelassen verfolgen. Laut Fidelity könne die Branche in dieser Phase „sogar mit steigenden Profiten“ rechnen. Der Grund: Die Anbieter reagierten auf höhere Aufwendungen mit steigenden Prämien. Weil sich diese an den Kosten in der Vergangenheit orientierten, bleiben die Prämien hoch, erwartet Carsten Roemheld, Kapitalmarktexperte bei Fidelity International.
Starke Maklermärkte, wie in Deutschland, zeigen sich robuster
In Märkten, in denen der Vertrieb von Versicherungen vor allem über Makler erfolgt, könnten Versicherer hohe Profitraten länger aufrechterhalten. Dazu zählt laut Fidelity auch Deutschland. Damit herrsche weniger Wettbewerb als in Ländern wie Großbritannien und den Benelux-Staaten, wo der Kfz-Versicherungsmarkt durch den Direktvertrieb dominiert werde.
„Das Kfz-Versicherungsgeschäft wird sich ändern, aber nicht überflüssig werden“, fasst Fidelity-Mann Roemheld zusammen. Denn auch das autonome Fahren berge Risiken. Nur sei es dann weniger der Mensch, der Unfälle verursache, sondern die Technik. „Die Hersteller werden mehr Verantwortung für Unfälle übernehmen müssen und beispielsweise für Sensor-Fehler oder Software-Pannen haften“, so Roemheld.
Ein lukratives Geschäftsfeld seien auch Policen, die vor Cyberangriffen schützten. Denn ein autonomes Fahrzeug, das mit anderen Autos und der Umwelt kommuniziere, könne immer Opfer von Hackern werden. Allerdings täten sich die Versicherer derzeit noch schwer, Risiken und mögliche Schäden einzupreisen, fügen die Analysten hinzu.
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