- Von Karen Schmidt
- 04.09.2023 um 15:53
Vieregge beobachtet neben dem Trend zur E-Flotte aber auch andere Entwicklungen, die Fuhrparkinhaber umtreiben. Stichwort: Kosten. „Aufgrund der Inflation sind sowohl die Schadenkosten als auch die Schadenquoten gestiegen, was wiederum eine Anpassung der Prämien in der Flottenversicherung wahrscheinlicher macht“, sagt er.
Das sieht auch Versicherungsmakler Matthias Kather so, der sich auf die Versicherung von Taxis spezialisiert hat: „Die gestiegenen Kosten und die Aufforderung der Bafin, die Reserven den aktuellen Bedingungen anzupassen, führen zu einer deutlichen Beitragsanpassung in der gesamten Sparte Kraftfahrzeug. Die Versicherungsunternehmen halten sich noch zurück und suchen den Kompromiss zwischen notwendiger Beitragsanpassung und im Markt durchsetzbarer Beitragsanpassung.“ Die notwendige liege nach Informationen der Versicherungsunternehmen über 10 Prozent. Die durchsetzbare Beitragsanpassung dürfte unter 10 Prozent rangieren, meint Kather.
KFZ-Sparte rutscht in die roten Zahlen
Tatsächlich hat der Versichererverband GDV vor Kurzem ein sehr pessimistisches Bild für die KFZ-Versicherer gemalt. Einem Beitragswachstum von 3,7 Prozent in der KFZ-Versicherung stünden gestiegene Leistungen von rund 12 Prozent gegenüber. Einfach ausgedrückt: Die KFZ-Versicherer geben in diesem Jahr deutlich mehr aus, als sie einnehmen, die Sparte rutscht tief in die roten Zahlen. Am Ende drohe ein versicherungstechnischer Verlust von mehr als 2,5 Milliarden Euro. „Unterm Strich stehen jedem eingenommenen Euro Ausgaben von 1,09 Euro gegenüber“, fasst GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen die Lage zusammen.
Der Grund für diese Entwicklung: die hohe Inflation. „Sowohl die Ersatzteile als auch die Arbeit in den KFZ-Werkstätten werden immer teurer“, sagt Asmussen. Dieser Trend zeige sich bereits seit Längerem. „Im vergangenen Jahr dürfte ein durchschnittlicher Sachschaden in der KFZ-Haftpflichtversicherung von PKW mit rund 3.700 Euro zu Buche geschlagen haben – 2013 waren es noch 2.400 Euro“, rechnet der GDV-Hauptgeschäftsführer vor. Hinzu kommt, dass die Unfallzahlen und damit auch die Schäden nach einer zwischenzeitlichen Corona-Delle, Stichwort Mobilitätseinschränkungen, wieder deutlich gestiegen sind. Letztendlich dürften die Versicherer also an der Preisschraube drehen, was auch Flottenkunden treffen wird.
Schadenkosten reduzieren helfen
Kann man da als Versicherungsmakler etwas tun? Ja, findet André Vieregge. „Wir unterstützen unsere Kunden bei der Schadenprävention. Mit unserer Schunck-eigenen Risikomanagementberatung erarbeiten wir gemeinsam mit den Kunden präventive Maßnahmen, die auf deren individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sind. Durch individuelles Schadenmanagement und innovative Kooperationspartner helfen wir unseren Kunden dabei, Schadenkosten zu reduzieren und den administrativen Aufwand zu senken.“
Einen weiteren Weg sieht Versicherungsmakler Robert Radicke. Um hohe Schadenquoten und zusätzlich hohe Kosten im Fuhrpark von vornherein zu vermeiden, setzt er auf regelmäßige Flottenschulungen, die Experten durchführen. „Diese sollte der Versicherungsmakler vorschlagen und anschließend einen Kontakt zum Anbieter herstellen“, rät Radicke.
In diesen praxisorientierten Workshops gehe es unter anderem um die Aufarbeitung der bisherigen Fahrweise, die Wiederholung von Gefahrensituationen und die Frage, wie diese vermieden werden können. Neben der Vermeidung von Unfällen und Schäden stehe auch das effiziente Fahren auf dem Programm, um Kraftstoff zu sparen und Verschleiß zu minimieren. „Reale Berechnungen in Unternehmen haben ergeben, dass hier beispielsweise bei einem Fuhrparkbetrieb mit 25 Fahrzeugen jährlich etwa 25.000 Euro an Versicherungsprämien, Kraftstoff und Verschleiß eingespart werden können“, sagt Radicke.
Um die Nachhaltigkeit zu erhöhen und auch neue Mitarbeiter zu schulen, sollte dieser Workshop mindestens alle zwei Jahre wiederholt werden, schlägt der Makler vor. „Wenn Versicherungsmakler diese Erfahrungen nutzen, um ihre Flottenkunden in diesem Bereich zu unterstützen und zu beraten, dann ergibt sich eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe“, sagt Radicke. Und der Unternehmer spare sich neben hohen Kosten viel Zeit und Aufwand mit der Schadenregulierung und der Reparatur verschlissener Fahrzeuge. Radicke: „Damit kann er sich voll und ganz auf das konzentrieren, was ihm Erträge bringt: sein Kerngeschäft.“ Ein klassische Win-win-Situation also.
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