- Von Andreas Harms
- 16.09.2024 um 16:53
Wollten auch Sie vor einem Jahr einen Gebrauchtwagen kaufen? Pech gehabt. Denn dann wollten Sie ausgerechnet direkt nach einer wirklichen Ausnahmeinflation zugreifen. Anfang 2024 ging ein fast zweijähriger Preisschub zu Ende. Darin verteuerten sich Gebrauchtwagen um fast 40 Prozent. Seitdem ging es wieder ein Stückchen abwärts. Kleiner Abstecher im Rückwärtsgang sozusagen. Den genauen Verlauf zeigt die Grafik.
Die Statistiker des Deutschen Bundesamt für Statistik (Destatis) messen regelmäßig, wie sich die Preise in Deutschland entwickeln. Dafür nutzen sie einen standardisierten und gewichteten Warenkorb, dessen Preise sie erfassen. Das Ergebnis ist die offizielle Inflationsrate in einer Zahl, unterlegt von mehreren weiteren Stufen. Je tiefer die Stufe, desto kleinteiliger wird die Sache.
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Sage und schreibe 687 Einzelpositionen enthält die tiefste Stufe. Weißbrot ist darin zum Beispiel enthalten, Whisky, Herrenunterwäsche, Fernwärme und Strom. Selbstredend tauchen in dem Warenkorb auch KFZ-Elemente auf. Wir haben nachgesehen, wie sie sich seit Anfang 2020 bis Juli 2024 entwickelt haben (ältere Daten sind zu diesen Details nicht vorhanden):
- Gebrauchtwagen: 34,5 Prozent
- Wechsel der Bremsflüssigkeit: 31,0 Prozent
- Auto-Inspektion: 30,4 Prozent
- Reparatur: 29,1 Prozent
- Reifen: 26,7 Prozent
- Automatten, Warndreieck oder anderes Zubehör: 22,5 Prozent
- Autobatterie: 22,2 Prozent
- Neuwagen: 20,5 Prozent
- Autowäsche: 20,1 Prozent
- Motor-Öl: 19,1 Prozent
- Wischerblätter oder andere Einzel- und Ersatzteile: 8,7 Prozent
Die Daten bestätigen den auch vom Versichererverband GDV vermittelten Eindruck, dass in den Werkstätten die Hand überproportional weit aufgehalten wird. Denn die offizielle Inflation lag im selben Zeitraum bei lediglich 20,0 Prozent. Das unterbieten nur die Einzel- und Ersatzteile.
Der Inflationswarenkorb enthält allerdings auch ein Element namens „Beitrag zur Kraftfahrzeugversicherung“. Dort ging es im betrachteten Zeitraum um saftige 49,2 Prozent hinauf. Ein Wert, der alles andere bisher in den Schatten stellt. Trotzdem meldet der GDV, dass KFZ-Versicherer auch in diesem Jahr Milliardenverluste schreiben werden.
Freilich ist es bei solchen Daten immer auch die Frage, wie sie erhoben werden. So unterscheidet die Destatis-Statistik über die Kraftfahrzeugversicherung nicht zwischen der KFZ-Haftpflicht und der Kasko oder weiteren Versicherungen, sondern wirft alles in denselben Tank. Andererseits legt die Statistik nahe, dass die stark steigenden Prämien mit den steigenden Stundensätzen in Werkstätten und Ersatzteilpreisen allein nicht zu erklären sind. Oder aber die Destatis-Leute liegen ungefähr so nahe an der Wirklichkeit wie ein Kleinkind an der Fahrerlaubnis. Schwer zu sagen.
Kein Zweifel bleibt allerdings: Auch weitere Komponenten wie zum Beispiel die Zahl der Schäden spielt definitiv eine große Rolle. So meldete der GDV auch, dass 2023 rein zahlenmäßig 20 Prozent mehr Autos geklaut wurden als im Jahr davor. Und jeder Diebstahl im Durchschnitt schlug mit 6 Prozent mehr zu Buche. Fleißige Knackis als Prämientreiber? Das wäre natürlich eine Variante.
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