- Von Karen Schmidt
- 08.04.2025 um 12:29
Das Interesse der Bürger an Rechtsschutzversicherungen wächst. Ende 2024 zählte der Versichererverband GDV mehr als 27 Millionen Verträge – ein neuer Rekord. Welche Tarife und Anbieter überzeugen, hat die Rating-Agentur Franke und Bornberg nun ermittelt.
Dazu untersuchten die Analysten die Tarifkombination Privat, Beruf, Verkehr und Wohnen und unterschieden Angebote für Familien und Singles. 258 Tarife von 38 Gesellschaften kamen dabei auf den Prüfstand.

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Folgende Punkte sind neu im Kriterienkatalog des Ratings:
- Identitätsmissbrauch und das Entfernen rufschädigender Inhalte
- Verwaltungsrechtsschutz bei Streit um die Studienplatzvergabe
- Weggefallen ist das Merkmal „Fahrer fremder Fahrzeuge“, weil es in den Tarifen praktisch keinen Unterschied mehr gibt.
- Aus dem gleichen Grund senkt das Rating die Gewichtung für „weltweiten Versicherungsschutz“ von Faktor 3 auf 1,5.
Für das RS-Rating Familie 2025 analysierte Franke und Bornberg 81 Kriterien und damit 6 mehr als im Vorjahr. Die Qualität der Rechtsschutzversicherungen habe in den vergangenen zwölf Monaten zugelegt. Der Anteil der Tarife in der absoluten Top-Klasse FFF+ (hervorragend) habe sich um 3,1 Prozentpunkte verbessert. Noch größer sei der Zuwachs in der Folgegruppe FFF (sehr gut). Sie umfasse mittlerweile nahezu die Hälfte aller untersuchten Familientarife (2024: 43 Prozent). Mehr als jeder fünfte Familientarif sei aber nur „befriedigend“ oder schlechter.
Für das RS-Rating Singles 2025 analysiert Franke und Bornberg 74 Kriterien – 4 mehr als 2024. Hier erreichten mit rund 48 Prozent ebenfalls mehr Tarife als im Vorjahr (41,8 Prozent) die Kategorie FFF (sehr gut). Das andere Ende der Skala besetzen 23 Prozent aller Tarife mit einer Note befriedigend oder schlechter.
Diese Versicherer bieten mindestens einen Tarif mit der Bestnote FFF+:
- Arag
- Lippische Landesbrand
- Örag
- Provinzial Nord Brandkasse
- Provinzial Versicherung
- Roland
Alle Gesellschaften bieten Tarife, die sowohl im Familien- als auch im Single-Segment mit Bestleistungen punkten.
Welche Schwachstellen gibt es bei Rechtsschutzversicherungen?
Mit Mindeststandards stellt Franke und Bornberg sicher, dass gut bewertete Produkte durchgängig überdurchschnittliche Qualität bieten. Je höher die Bewertungsklasse, umso strenger die Mindeststandards. Eine Hürde auf dem Weg zum Top-Tarif bildet noch immer der Mindeststandard „vorsorgliche Rechtsberatung“. Viele sehr gute Tarife scheitern an der Top-Note FFF+, weil sie keine anwaltliche Beratung bieten, wenn noch kein Rechtsschutzfall vorliegt.
Tarife, die es nicht in die beiden höchsten Bewertungsstufen schaffen, scheitern häufig am Arbeitsrechtsschutz, Immobilienrechtsschutz sowie am außergerichtlichen Verwaltungs-, Steuer- oder Sozialrechtsschutz. Im Rechtsschutz für Erb-, Familien- und Lebenspartnerschaftsrecht zeigen sie ebenfalls Lücken.
Was kostet sehr guter Rechtsschutz?
Für einen sehr guten Rechtsschutz-Tarif mit 150 Euro Selbstbehalt zahlen Singles jährlich ab 300 Euro aufwärts. Familien kostet er 350 Euro oder mehr. „2024 haben Rechtsschutzversicherer laut GDV-Zahlen gut 7 Prozent mehr für Schäden aufgewendet als im Vorjahr. Mit einer Schaden-Kostenquote von 98 Prozent schrammt die Sparte nur knapp an der Verlustzone vorbei“, sagt Christian Monke, Leiter Ratings Private Risiken bei Franke und Bornberg. Die Zahl der Anbieter stagniere aktuell. Wettbewerb finde hier über die Qualität statt, nicht über den Preis, so Monke. Nachhaltigkeit habe sich als Alleinstellungsmerkmal bislang nicht etablieren können.

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