Ein Mann lässt sich in einem Impf Drive-In in Lichtenberg von einer Ärztin impfen: Die Impfdiskussion wirkt sich auch auf das Vertrauen in das deutsche Rechtssystem aus. © picture alliance/dpa | Christophe Gateau
  • Von Karen Schmidt
  • 22.02.2022 um 13:33
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Impfgegner vertrauen den Gerichten und Gesetzen hierzulande deutlich seltener als Menschen, die sich offen für eine Impfung zeigen. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Rechtsreports des Rechtsschutzversicherers Roland. Auch Verwaltung und Bundesregierung sind danach von sinkenden Vertrauenswerten betroffen.

Die anhaltende Impfdiskussion im Rahmen der Corona-Pandemie wirkt sich nun auch auf das Vertrauen der Deutschen in den Rechtsstaat aus. Wer sich nicht gegen das Corona-Virus impfen lassen möchte, hat signifikant weniger Vertrauen in die Gesetze und Gerichte in unserem Land. Das geht aus dem Rechtsreport 2022 des Rechtsschutzversicherers Roland hervor. Mehr als 1.000 Bürgerinnen und Bürger befragten Marktforscher dafür zu ihrer Meinung zum deutschen Rechtssystem.

70 Prozent der Befragten haben danach sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen in die Gesetze und Gerichte hierzulande. Auf einen besseren Wert kommen nur kleine und mittlere Unternehmen sowie die Polizei. In der Trendanalyse der vergangenen Jahre zeigt sich, dass das Vertrauen in die Justiz relativ stabil ist. So bewegt sich das Vertrauen in die Gesetze seit drei Jahren um die 70 Prozent. Dagegen zeigt sich, dass unter den Impfverweigerern nur 27 Prozent sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen in die Gesetze und 34 Prozent in die Gerichte haben.

Außerdem hat das Vertrauen in die Bundesregierung und in die Verwaltung im vergangenen Jahr abgenommen. Beiden gegenüber bringen 44 Prozent sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen entgegen – ein Rückgang im Vergleich zur vorangegangenen Studie um 5 Prozentpunkte (Verwaltung) beziehungsweise 13 Prozentpunkte (Bundesregierung). Noch schlechter sieht es hier bei den Impfverweigerern aus: Nur 11 Prozent der Nicht-Geimpften vertrauen der Regierung, 23 Prozent der Verwaltung.

Verfahren dauern zu lange

Auch wenn die Bürgerinnen und Bürger der Justiz vergleichsweise viel Vertrauen entgegenbringen, so üben sie doch auch Kritik am Rechtssystem. 81 Prozent der Befragten bemängeln, dass viele Verfahren zu lange dauern. 75 Prozent sind der Meinung, dass Gerichte überlastet sind. 59 Prozent glauben, dass sich mit einem bekannten Anwalt die Aussichten auf ein günstiges Urteil verbessern lassen. Und 55 Prozent vertreten schließlich die Ansicht, dass Gesetze heutzutage zu kompliziert sind.

Quelle: Roland Rechtsreport 2022

Die Einschätzungen der Befragten basieren zum Teil auf persönlichen Erfahrungen mit dem Justizsystem. So geben 24 Prozent an, in den vergangenen zehn Jahren einmal oder mehrmals an einem Gerichtsprozess beteiligt gewesen zu sein – sei es als Beklagter, Kläger oder Zeuge. Überdurchschnittlich hoch ist dieser Anteil bei den 30- bis 59-Jährigen und bei den Personen mit einer Rechtsschutzversicherung. Zudem zeigt die Studie, dass die Deutschen durchschnittlich ab einem Streitwert von knapp 3.700 Euro vor Gericht ziehen würden. Dieser Wert ist im Vergleich zu vergangenen Studien gestiegen.

Mediation und Schlichtung ist gefragt

56 Prozent der Befragten vertreten dabei die Auffassung, dass sich mit einer Mediation oder Schlichtung viele rechtliche Auseinandersetzungen beilegen lassen. Dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren um 6 Prozentpunkte gestiegen.

Den Roland Rechtsreport 2022 inklusive der Ergebnisse zum Thema „Fake News, Meinungsfreiheit, Verschwörungstheorien und die Rolle sozialer Medien“ können Sie hier herunterladen.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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