Über die Zukunft der Kfz-Versicherung sprachen in Hamburg (von links): Christian Hartrampf, R+V; Frederik Waller, Itzehoer; Karen Schmidt, Pfefferminzia; Dirk Höring, HDI; und Dieter Kiesenbauer, Friday. © Johannes Arlt
  • Von Redaktion
  • 10.11.2017 um 10:21
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Vollautomatisiertes Fahren, Telematik-Tarife, neue digitale Anbieter – die Kfz-Versicherer stehen vor großen Herausforderungen. Wie man diese meistern kann, diskutierte Pfefferminzia mit vier Kfz-Experten.

Sie haben sicher eine andere Meinung, Herr Höring. Sie haben schließlich einen Telematik-Tarif im Angebot.

Höring: Einige Kritikpunkte der Kollegen sind natürlich gerechtfertigt. Die Telematik-Stecker sind in der Tat relativ teuer. Aber: Wir hoffen, dass der Telematik-Score, den die Kunden erfahren, uns ermöglicht, die Risikodifferenzierung im bestehenden Tarif zu verbessern oder die Zahl von Merkmalen, die wir im Tarif abfragen, deutlich zu senken. Zusätzlich kann eine Telematik-Lösung Sicherheit für Kunden wieder erlebbar machen, etwa durch den automatischen Notruf oder Feedback zum Fahrverhalten. Erfahrungen aus Großbritannien zeigen, dass Feedback zum Fahrverhalten durchaus die Fahrweise des Kunden positiv beeinflussen kann. Im Moment machen Telematik-Verträge natürlich noch einen sehr geringen Anteil in unserem Bestand aus. Aber wir glauben an die Relevanz dieses Themas im Rahmen unserer Forschung und Entwicklung.

Waller: Wir haben zum Bereich Telematik Pilotprojekte in allen drei Vertriebswegen gestartet und lernen fleißig dazu. Ich denke, es wird einfacher und günstiger sein, wenn die Daten zum Fahrverhalten einmal direkt vom Auto kommen statt über Stecker oder Boxen.

Neben neuer Technik wirbeln auch neue Anbieter den Markt auf. War es einfach, neuartige Produkte in diesem Markt zu starten, Herr Kiesenbauer?

Kiesenbauer: Als wir uns entschieden, in den Kfz-Markt einzutreten, wollten wir natürlich nicht einfach der x-te Versicherer mit einem klassischen Kfz-Tarif sein. Wir haben viel Zeit investiert, Kunden zu befragen, um deren Bedürfnisse detailliert zu verstehen. Das Thema monatliche Kündbarkeit beispielsweise kennen die Kunden von ihrem Stromanbieter. Da kommt dann die Frage, warum das nicht auch bei der Kfz-Versicherung möglich ist. Unser Fokus ist dabei, eine digitale Versicherungsplattform aufzubauen, mit der wir schnell Produktinnovationen realisieren können. Das unterscheidet uns insbesondere von den Etablierten: Wenn wir interessante Themen identifizieren, setzen wir diese schnell in einem Prototyp um und testen diesen mit dem Kunden zusammen. So ist unser Zahl-pro-Kilometer-Tarif entstanden und die Kunden entscheiden letztlich über den Markterfolg.

Was kann man als etablierter Versicherer von neuen Playern lernen?

Höring: Sie haben sicher Vorteile und gute Ideen hinsichtlich der Digitalisierung, Geschwindigkeit und Kundenkommunikation. Da können wir noch einiges lernen. Wenn ich mir die Produktinnovationen ansehe, ist bisher nichts dabei, was nachhaltig den Markt revolutionieren wird.

Waller: Der Mensch hat Motive, die er gerne bedient haben möchte. Er will eine faire Prämie, und er hat Angst vor Kaufreue. Das bedient Friday mit seinen Ansätzen recht gut. In diese Denke müssen wir als Versicherer stärker hinein: Welchen Schmerz hat der Kunde, und wie kann man ihm diesen nehmen – ohne den Deckungsbeitrag zu belasten? Das ist die Herausforderung.

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