Sitz des HDI in Köln: Keine KFZ-Haftpflicht mehr über Maklerpools © picture alliance / H.E.Knab/Shotshop
  • Von Andreas Harms
  • 30.07.2024 um 21:49
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:20 Min

Die Schwierigkeiten im Geschäft mit der KFZ-Haftpflicht führen zu einer bemerkenswerten Konsequenz. Der HDI zieht sich aus dem KFZ-Neugeschäft über Maklerpools zurück und fährt auch das übrige private Kompositgeschäft herunter. In den sozialen Medien zeigen Makler Verständnis. Wir haben aber auch den HDI selbst um weitere Infos gebeten.

Der Versicherer HDI, eine Tochter der Talanx, fährt sein Neugeschäft mit Kompositversicherungen über Maklerpools im Oktober kräftig zurück. Das Neu- und Ersatzgeschäft mit der KFZ-Haftpflicht stellt er sogar komplett ein. Das zeigt ein Rundschreiben der HDI Group an die betroffenen Pools, das Makler in den sozialen Medien veröffentlichten.

Darin weist der Konzern zunächst darauf hin, dass die Lage am Versicherungsmarkt für Privatkunden derzeit schwierig sei. Insbesondere durch Verluste in der KFZ-Versicherung, aber auch im privaten Sachversicherungsgeschäft. Diesem Trend könne sich auch der HDI nicht entziehen. Er überprüfe regelmäßig sein Angebot in Hinblick darauf, ob es was zum Gewinn beisteuert (auch der GDV äußerte sich zu KFZ-Problemen).

Auf Nachfrage teilt ein HDI-Sprecher mit: „Wie bereits im Mai angekündigt, wollen wir unser Geschäft mit KFZ-Versicherungen auskömmlich betreiben. Dazu hat die Bafin die Branche ja auch aufgefordert. In diesem Zusammenhang überprüfen wir Risiken, Distributionskanäle und einzelne Sparten.“

Weshalb man nun Konsequenzen zieht. So heißt es in dem Schreiben wörtlich: „Daraus ergibt sich, dass wir im Bereich Maklerpools das Privatgeschäft einschränken und die Kapazitäten auf das Gewerbe- und Lebensversicherungsgeschäft lenken wollen.“ Auf die Frage, wie stark er das Geschäft einschränken wolle, antwortete der Versicherer nicht.

„Die Zusammenarbeit im Firmen-/Freie-Berufe-Geschäft sowie das Leben-Geschäft bleiben von diesen Vorhaben unberührt“, heißt es weiter. Wie viel das Geschäft über Maklerpools anteilig ausmacht, teilt der HDI-Sprecher auf Anfrage ebenfalls nicht mit und verweist darauf, dass es sich um interne Daten handelt.

Vorgeschichte über stark gestiegene KFZ-Prämien

Diesem Rückzug aus dem Poolgeschäft gehen einige Schlagzeilen zur KFZ-Haftpflicht des HDI voraus. Er diente in einigen Medienberichten als Negativbeispiel für stark gestiegene Prämien. So titelte das „Handelsblatt“ vor einer Woche „KFZ-Versicherer erhöhen die Preise – Autofahrer fast ohne Alternative“. Und als Beispiel nannten die Autoren: den HDI mit einem Prämienaufschlag von bis zu 70 Prozent.

Bleibt nur die Frage, wohin die Reise nun geht und welches Ausmaß das Bremsmanöver hat. Und warum (erst einmal?) nur der eine Vertriebsweg betroffen ist. „Offenbar sollen diese Maßnahmen demnach die Ausschließlichkeitsorganisation des HDI ausdrücklich nicht betreffen. Auch ausgewählte Direktanbindungen von Maklern bleiben scheinbar verschont“, meint der Branchenspezialist Stephan von Heymann auf der Plattform Linkedin.

Auf eine entsprechende Frage, warum das so sei, antwortete der HDI-Sprecher: „Die Maßnahmen erfolgen strikt datenbasiert auf der auf der Grundlage von Schadenquoten und Schadenerwartungen.“

Verständnis in den sozialen Medien

Auch von Heymann kann nur vermuten, warum der Vertriebskanal über Maklerpools hier im Mittelpunkt steht. Höhere Kosten oder ungünstigere Schadensverläufe bei Poolbeständen könnten wohl eine Rolle spielen, schätzt er. Allerdings verliefen die Maßnahmen entgegen dem allgemeinen Trend, nach dem sich die meisten Maklerversicherer eigentlich zunehmend auf Pools fokussieren.

In den Facebook-Gruppen „Versicherungsvermittler Deutschland“ und „Versicherungsmaklerforum Deutschland“, die der Makler Andreas Lohrenz betreibt, bringen Vermittler jedenfalls eine gute Portion Verständnis für den wirtschaftlichen Hintergrund der Maßnahme mit. Einer schreibt sehr treffend, dass ein Unternehmen ohne Gewinn „eben doof“ sei. Ein anderer fragt, was verwerflich daran ist, ein wenig rentables Geschäft nicht mehr anzubieten. Und noch jemand sieht in der Zukunft weitere KFZ-Anbieter dem Beispiel folgen, denn die Kosten der KFZ gingen nun mal durch die Decke. Immerhin werde das „hoffentlich mal zu einem Ende der Rabattschlachten führen“.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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