- Von Lorenz Klein
- 26.10.2020 um 11:15
Der Vater tot und die Tochter schwer verletzt – der Bericht von NDR 1 Niedersachsen über das schwere Unglück mit einem sogenannten Quad im Landkreis Göttingen ist niederschmetternd. Es war ein Tag im Juli 2020 als der 45-jährige Fahrer in der Rechtskurve eines Feldweges von der Fahrbahn abkam. „Er prallte frontal gegen einen Erdhügel. Seine zwölfjährige Tochter, die als Sozia ebenfalls auf dem Quad saß, wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht“, heißt es im Bericht.
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Immer mal wieder kommt es zu solch tragischen Unfällen, in denen die kleinen Kraftfahrzeuge mit den häufig sehr markanten Ballonreifen involviert sind. „Der Quad-Fahrer verliert – oft in der Kurve – die Kontrolle über sein Fahrzeug, kollidiert mit dem Gegenverkehr oder einem Hindernis neben der Fahrbahn“, schildert Siegfried Brockmann den typischen Unfallablauf. Der Experte für Verkehrssicherheit leitet die Unfallforschung der Versicherer (UDV) – und dort wollte man bereits 2013 herausfinden, wie gefährlich die vermeintlichen Spaßmobile eigentlich sind.
Dazu wurden unter anderem fast 500 Unfälle mit Quad-Beteiligung, die sich zwischen 2009 und 2012 in Bayern zutrugen, durch die Sachverständigen des UDV analysiert. Hinzu kamen rund 140 schwere Quad-Unfälle, welche die Experten anhand der Unfallakten von Versicherern unter die Lupe nahmen. Die Ergebnisse der Studie waren beunruhigend: Demnach ist das Risiko, bei einem Unfall schwer verletzt oder getötet zu werden, mit einem Quad rund zehnmal höher als mit dem Auto.
Ebenfalls zeigte sich, dass Quad-Fahrer gut 85 Prozent der Unfälle, in die sie verwickelt sind, selbst verursachten. Vor allem Kurvenfahrten stellen ein großes Problem im Unfallgeschehen dar: Zwei Drittel der Fahrunfälle von Quads sind laut Statistik der Unfallart „Abkommen von der Fahrbahn nach rechts / links“ zuzuordnen. Dabei seien „Alleinunfälle“ besonders häufig. Außerdem stellen junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren die größte Gruppe der unfallverursachenden Quad-Fahrer, gefolgt von der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen.
„Störrisches“ Fahrverhalten
In einem Crashtest wurde zudem gezeigt, wie das „störrische“ Fahrverhalten von Quads „zu katastrophalen Unfällen führen kann“, teilte die UDV damals mit. Und heute? Hat sich das Unfallgeschehen gut sieben Jahre später entspannt? „Dazu sind uns für Deutschland keine veröffentlichten Auswertungen bekannt“, räumt Brockmann ein. Prinzipiell sei es zwar seit 2014 möglich, mithilfe der amtlichen Statistik ein Unfall-Lagebild für Deutschland in Sachen Quads zu erstellen. Allerdings könne man der amtlichen Statistik ohne Sonderabfrage nur entnehmen, dass 2019 bei Unfällen mit Beteiligung von „dreirädrigen und schweren vierrädrigen Kfz“ mit amtlichen Kennzeichen 12 Personen getötet und 159 schwer verletzt wurden. Insgesamt waren demnach 392 dieser Fahrzeuge an Unfällen mit Personenschaden beteiligt.
„Die Zahlen schwanken um die 400 Unfallpersonen über die letzten fünf Jahre“, fasst Brockmann zusammen. Immerhin hatte der Gesetzgeber den Herstellern 2016 technische Verbesserungen vorgeschrieben, die vor allem der Sicherheit dienen sollen. Mit der gesetzlichen Verpflichtung zur Anpassung der technischen Ausrüstung – vor allem mit dem Einbau eines Differentials wie beim Auto – sei hier „ein wichtiger Schritt seitens der Hersteller gemacht worden“, lobt Brockmann.
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