- Von Karen Schmidt
- 10.02.2023 um 14:28
Pfefferminzia: Die Rechtsschutzversicherung steht nicht so sehr im Fokus wie andere Versicherungssparten. Sie wird von vielen Kunden und Vermittlern nicht als Must-have angesehen, sondern eher als recht nützliches Beiwerk in bestimmten Situationen. Woran liegt das?
Milan Jarosch: Wenn ich an meine eigene Ausbildung zurückdenke, weiß ich noch, dass wir uns am Anfang ausführlich mit Hausrat-, Haftpflicht-, Wohngebäudeversicherungen & Co. befasst haben. Und dann im dritten Lehrjahr kurz vor der Abschlussprüfung wurde noch der Rechtsschutz eingeschoben. Dadurch haben wir diese Versicherung natürlich nicht sehr detailliert besprochen – was suggeriert, dass sie eigentlich nicht so wichtig ist. Dieser Meinung sind vielleicht auch einige Vermittler.
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Aus meiner Erfahrung ist das aber der falsche Ansatz. Denn es geht ja darum, die Risiken des Kunden zu managen. Immer, wenn es um existenzbedrohende Risiken geht, sollte man auch überlegen, ob es eine Möglichkeit gibt, die Leistung der entsprechenden Versicherungen noch einmal abzusichern. Denn was bringt etwa eine Berufsunfähigkeitsversicherung, wenn ich mich mit dem Versicherer jahrelang über die Leistung streiten muss? Die meisten Arbeitnehmer haben nicht das Geld, sich in einen langwierigen Rechtsstreit zu begeben. Daher brauchen sie die Rechtsschutzversicherung, um Chancengleichheit herzustellen.
Welche Themen bewegen die Rechtsschutzversicherer aktuell?
Jarosch: 2022 war ein ereignisreiches Jahr. Der Krieg in der Ukraine mit den Auswirkungen auf Energie- und Strompreise hat auch erhebliche Folgen für die Rechtsschutzversicherung – etwa, wenn es Streit um die Nebenkostenabrechnung gibt oder wenn Arbeitsverhältnisse zur Disposition stehen. Da müssen wir viel Aufklärungsarbeit leisten. Aber eine der größten Herausforderungen ist tatsächlich eine andere.
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Welche?
Jarosch: Wir arbeiten daran, weg von der Rolle des reinen Kostenerstatters zu kommen. Wir müssen die Produkte erlebbar und greifbar machen, sodass der Kunde einen wirklichen Nutzen spürt. Gerade um die jüngere Generation abzuholen, ist das wichtig. Denn sie tickt anders als die älteren, schon allein, wenn es darum geht, wie sie sich Informationen beschafft. Wir haben letztens eine Umfrage zusammen mit einer Hochschule gemacht. Und dabei kam heraus, dass die jungen Menschen relativ selten das Gespräch mit einem Versicherungsexperten suchen – sie bemühen eher andere Kanäle wie das Internet.
Übertragen auf die Rechtsschutzversicherung bedeutet das, dass wir die vielen tollen Deckungsinhalte und Serviceleistungen, die in unseren Bedingungswerken stecken, transparenter nach außen kehren müssen. Ich merke das immer wieder, wenn wir Veranstaltungen mit Maklern machen. Wenn wir erzählen, was wir alles an Leistungen bieten, hören wir regelmäßig: „Ach, das ist ja toll, das wussten wir ja gar nicht.“ Und wenn es die Vermittler nicht wissen, wissen es die Kunden erst recht nicht. Hier müssen wir gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern, den Maklerinnen und Maklern, schauen, dass wir die Rechtsschutzversicherung transparenter machen, damit sie den Stellenwert bekommt, den sie verdient.
Über den Interviewpartner
Milan Jarosch ist Leiter Vertrieb bei der DMB Rechtsschutz-Versicherung. DMB Rechtsschutz wurde 1982 durch den Deutschen Mieterbund gegründet, um den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, mietrechtliche Streitigkeiten auch gerichtlich durchzusetzen. Seit 2006 ist der Rechtsschutzversicherer auch im Maklervertrieb aktiv.
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