- Von Jens Lehmann
- 16.12.2020 um 07:54
Auf Deutschlands Straßen rollten im Jahr 2020 erstmals mehr als eine halbe Million Oldtimer. Laut Kraftfahrtbundesamt waren rund 526.000 Pkw mindestens 30 Jahre alt. Diese mobilen Klassiker benötigen einen maßgeschneiderten Versicherungsschutz, der ihren besonderen Wert berücksichtigt. Im Gegensatz zu Alltagsautos, deren Zeitwert über die Jahre schrumpft, werden viele begehrte Oldtimer oft immer wertvoller. Versicherer berücksichtigen dies, indem sie spezielle Oldtimer-Tarife anbieten. Die Policen sind meist sehr günstig und bringen Liebhabern alter Autos eine ganze Reihe weiterer Vorteile.
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Was macht ein altes Auto zum Oldtimer?
Doch nicht jeder Eigentümer eines alten Autos kann eine Oldtimer-Police für sein Fahrzeug abschließen. Denn nicht jeder Wagen hat das Zeug zum Klassiker. Die Versicherer knüpfen die günstigen Oldtimer-Tarife an strenge Vorgaben: Das Auto muss mindestens 20 Jahre alt sein. Einige Versicherer schreiben ein Mindestalter von 25 oder 30 Jahren vor. Zudem muss das Fahrzeug in weitgehend originalem, erhaltenswürdigem Zustand sein. In der Regel muss der Halter das per Gutachten dokumentieren.
Ein H-Kennzeichen ist nicht zwingend notwendig, um nachzuweisen, dass es sich um einen Oldtimer handelt. Doch macht es das „H“ für den Fahrzeughalter viel einfacher, seinen Schatz als mobilen Klassiker zu versichern. Denn mit dem Historien-Kennzeichen bestätigt die Zulassungsstelle, dass das Auto mindestens 30 Jahre alt, weitgehend original erhalten und quasi Kulturgut auf Rädern ist.
Das bringt satte steuerliche Vorteile. Die Kfz-Steuer für historische Fahrzeuge liegt unabhängig vom Hubraum pauschal bei 191,73 Euro. Oldtimer mit kleinem Motor unter 600 Kubikzentimeter Hubraum fahren dagegen mit normalem statt mit H-Kennzeichen günstiger.
Die Vorteile einer speziellen Oldtimer-Versicherung
Erfüllt das Auto die Klassiker-Kriterien, steht dem Abschluss einer Oldtimer-Versicherung nichts mehr im Weg. Die Police bringt viele Vorteile: Der Haftpflichtschutz ist meist deutlich günstiger als für Alltagsautos. Denn Oldtimer werden tendenziell vorsichtiger und seltener bewegt und verbringen viel Zeit geschützt in der Garage. Folglich sind Schadensrisiko und Versicherungsprämie gleichermaßen gering. Die meisten Versicherungen verzichten bei Oldtimer-Tarifen zudem auf Schadenfreiheitsklassen. Im Falle eines Unfalls bleibt die Prämie konstant.
Doch eine Haftpflichtpolice allein reicht nicht aus, um den Oldtimer optimal zu schützen. Empfehlenswert ist ein spezieller Teil- oder Vollkaskoschutz, damit das Auto auch gegen Diebstahl oder Vandalismus abgesichert ist. Maßgeblich für die Prämie ist der Marktwert des Wagens. Im Schadenfall wird das für Oldtimer-Liebhaber zum großen Vorteil: Die Versicherungsleistung orientiert sich nicht am sonst üblichen Zeitwert nach Schwacke-Index, sondern am Wiederherstellungs- beziehungsweise Wiederbeschaffungswert. Der liegt bei Oldtimern in der Regel deutlich über dem Zeitwert.
Marktwert des Klassikers regelmäßig überprüfen
Darum sollten Oldtimer-Liebhaber regelmäßig den Marktwert ihres Klassikers überprüfen und den Versicherungsschutz entsprechend anpassen. Eine Wertberichtigung ist insbesondere nach einer Restaurierung ratsam. Alternativ bieten einige Versicherer eine automatische Wertanpassung für das Auto an. Sie trägt der Tatsache Rechnung, dass viele Oldtimer sehr begehrt sind und ihr Wert im Lauf der Jahre oft steigt.
Wer von Zeit zu Zeit bei Oldtimer-Rallyes startet, sollte zudem über eine Transportversicherung fürs Auto nachdenken. Einige Versicherer bieten sie beitragsfrei im Teilkasko-Paket an. Steht eine Restaurierung des Schmuckstücks an, ist ein weiterer Versicherungsbaustein ratsam, der den Oldtimerfreund vor finanziellem Schaden durch Feuer, Unwetter oder andere Zwischenfälle in der Werkstatt schützt.
Saisonkennzeichen: Steuer und Versicherung sparen
Die meisten Oldtimer überwintern geschützt in einer Garage. Der Winterschlaf bietet Besitzern großes Sparpotenzial. Sie können die Einsatzzeit ihres Klassikers per Saisonkennzeichen auf zwei bis elf Monate pro Kalenderjahr begrenzen. Kfz-Steuer und Versicherungsprämie werden nur anteilig für die Zeit berechnet, in der der Wagen tatsächlich zugelassen ist. Wer den Oldie beispielsweise nur von April bis Ende September fährt, spart bis zur Hälfte der laufenden Kosten.
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