- Von Redaktion
- 21.03.2014 um 11:52
Das Interview wurde uns freundlicherweise von VSP zur Verfügung gestellt.
Wie sind Sie für die Studie „Mobilität in der Assekuranz“ vorgegangen?
Stefan Raake: Wir haben den Status Quo von 121 deutschen Versicherern anhand einer Bewertungsmatrix analysiert. Dabei wurden alle frei zugänglichen Apps und mobilen Seiten, die derzeit vorliegen, berücksichtigt. Hinzu kamen ausgewählte Spezialanbieter wie Check24, Transparo oder Nischenanbieter für Kurzzeit- und Sofortversicherungen wie SureNow und iSNIVER sowie ausgewählte internationale Anbieter.
Wer investiert am meisten in die neuen Technologien?
Ingo Gregus: Insbesondere die großen Versicherer wie Allianz, Ergo, AachenMünchener oder Barmenia haben das Thema Mobilität als strategisch relevant erkannt und investieren in diesen Vertriebs-, Service- und Informationskanal. Dies lässt sich nicht nur anhand der zahlreichen mobilen Anwendungen, sondern auch an den strategischen Statements der Unternehmen ablesen.
Und branchenweit?
Raake: Kleine Versicherer haben im mobilen Geschäft die gleichen Nischen-Chancen wie im reinen Versicherungsmarkt. Insgesamt haben 43 Prozent der untersuchten Assekuranzen eine frei zugängliche App. Immerhin jedes dritte Unternehmen hat zumindest eine App im Einsatz, allerdings haben Vertriebspartner und Endkunden oftmals keinen Zugriff auf mobile Inhalte. Denn nur ein Viertel der Inhalte wird auch sinnvoll auf Smartphones dargestellt.
Was automatisch zu Frust führt?
Gregus: Vielerorts wird der gleiche Inhalt wie über einen Laptop oder Desktop wiedergegeben. Die Art der Nutzung auf mobilen Endgeräten folgt aber anderen Kriterien, daher entsteht in der Tat Unerreichbarkeit und Frust. Nur eine Handvoll Versicherer besitzt einen responsiven Webauftritt, der über alle Endgeräte ein durchgängiges Informations- und Kommunikationserlebnis erlaubt. Hier besteht großer Nachholbedarf.
Welche Versicherer haben hier die Nase vorn?
Raake: Das sind derzeit Axa, BIG, D.A.S., Ergo, Huk24 und die LV 1871. Und die EWP, ein Tochterunternehmen der Wertgarantie, nach Rechercheschluss fiel uns diese responsive Website noch ins Auge.
Welche Inhalte dominieren?
Gregus: An erster Stelle stehen Serviceangebote vor Vertriebs- und Marketing-Einsatzgebieten. Meist sind es bodenständige Mehrwertleistungen aus der Kernkompetenz der Versicherer. Beispiele sind Schadenservice-Apps, die den Weg der Regulierung beschleunigen und vereinfachen oder Rechnungs- und Belegeinreichungen im Gesundheitsbereich. Die Inhalte richten sich in erster Linie an Bestandskunden, für Neukunden haben wir wenig Mehrwert erkannt.
In wie vielen Fällen ist ein mobiler Vertragsabschluss möglich?
Gregus: Das ist noch sehr selten. 3 Prozent der Apps sind auf M-Commerce ausgerichtet, gerade einmal vier Anwendungen ermöglichen einen Vertragsabschluss über den mobilen Kanal. Natürlich sind nicht alle Versicherungsprodukte für einen mobilen Abschluss geeignet, dennoch scheint man hier noch nicht viel Vertrauen in die Abschlussbereitschaft von Kunden und Interessenten zu haben.
Wie lautet ein kurzer Ausblick Ihrer Untersuchung?
Raake: Wer die neue mobile Welt richtig nutzt, kann Finanzdienstleistungen damit spannend und relevant gestalten. Die meisten Nutzer möchten es allerdings so bequem wie möglich. Aktive User, die neue Anwendungen suchen, testen und nutzen sind in der Minderheit. Wenn Apps die User überfordern, werden sie nicht genutzt. Es ist daher zu erwarten, dass Systeme, die unabhängig von der aktiven Steuerung ihrer Nutzer arbeiten Zukunft haben. Diese sogenannten intelligenten Agenten sammeln und verknüpfen Daten und leiten daraus Ratschläge für verschiedene Lebenssituationen ab. Wer etwa in den Bergen wandert, könnte von seinem Smartphone eine Unfallversicherung vorgeschlagen bekommen. Daraus ergeben sich zwangsläufig neue Chancen für Versicherungsprodukte.
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