- Von Lorenz Klein
- 14.08.2020 um 14:06
Wird sich das sogenannte Vermittlersterben in Deutschland beschleunigen? Eindeutig ja, lautet das Fazit einer kürzlich erschienen Studie des Beratungsunternehmens EY Innovalue. Diese kam unter anderem zu dem Schluss, dass die registrierten Versicherungsmakler „bis zum Jahr 2025 um 18 bis 23 Prozent zurückgehen wird“ (wir berichteten).
Norbert Porazik, geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Maklerpools Fonds Finanz, kann dieser Einschätzung nichts abgewinnen. Er glaube nicht, dass ein derartiges Szenario eintreten werde, stellte Porazik im Podcast-Interview mit Pfefferminzia klar (hier geht es zur Folge).
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Fonds Finanz baut Führungsebene aus
„Wir kennen diese Prognosen seit mehreren Jahrzehnten“, sagte der Pool-Chef. „Richtig ist, dass sich die gesamte Vermittlerzahl reduziert – aber die Versicherungsmakleranzahl, die ist eigentlich sehr, sehr stabil – und auch in den letzten Jahren sehr stabil gewesen.“
Zugleich sehe man „gerade in den letzten zwei Jahren, einen großen Zulauf an neuen Versicherungsmaklern, die in den Markt eintreten – meistens aus der Ausschließlichkeit oder von Strukturvertrieben“, schilderte Porazik und bekräftigte: „Wir glauben nicht daran, dass sich die Anzahl der Versicherungsmakler reduzieren wird.“
„Wir glauben gar nicht, dass das Jahr so schlecht zu Ende gehen wird“
Mit großem Optimismus schaut der Fonds-Finanz-Geschäftsführer auch auf die zu erwartenden Vertriebsergebnisse der Vermittler in 2020 – trotz Corona. „Wir glauben gar nicht, dass das Jahr so schlecht zu Ende gehen wird für alle Makler da draußen, wie man es vielleicht befürchtet hatte.“ Denn viele Geschäfte, die in der Lock-Down-Phase liegengeblieben sind, wie etwa in der betrieblichen Altersversorgung (bAV), würden nun nachgeholt.
Die meisten Vermittler seien mittlerweile auch technisch deutlich besser aufgestellt, lobte Porazik, so dass sie auf eine mögliche zweite Corona-Welle oder gar den nächsten Shutdown „deutlich besser vorbereitet“ seien als noch zu Beginn der Pandemie.
Debatte um unzureichende Vermittler-Vorsorge
Dass viele Vermittler laut des „Maklerbarometer 2020“ von Policen Direkt damit rechnen, auch noch weit ins Jahr 2021 von negativen Corona-Folgen im Neugeschäft belastet zu sein, wollte Porazik zumindest für „seine“ Vermittler so nicht bestätigen. „Die meisten Vermittler bei uns sind Allfinanzmakler – und die spüren gerade einen enormen Aufwind – zum Beispiel im Investmentbereich.“ Auch in der Baufinanzierung sei man sehr stark gewachsen. Und das nicht nur wegen der erhöhten Anzahl der Immobilien-Objekte, sondern auch, weil die Preise weiter gestiegen seien, wodurch sich wiederum die Baufinanzierungssummen erhöht hätten.
Zu den aktuellen Medienberichten, wonach es um die Altersvorsorge bei vielen Vermittlern schlecht bestellt sei, merkte Porazik an, dass dies vor allem auf Vermittler zutreffe, „die sich nicht vorbereitet haben, ihren Bestand oder ihre Firma gut zu veräußern“.
1 Kommentare
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kommentierenv.fleischhauer@finanzconsulting.de
Vor 4 JahrenIch bin mal gespannt, ob das nicht alles Wunschdenken ist. Die EU setzt bis spätestens nächstes Jahr die europäische Rente um. Maximal 1% Kosten plus Kosten für die Garantie. Das wird der Tod der Provisionserlöse für Lebens- und Rentenversicherungen. Damit fällt für einen Großteil der Makler, Mehrfachagenten und Strukturvertriebe die Geschäftsgrundlage weg. Man darf sich mal anschauen, was das in Schweden, Niederlanden und Großbritannien mit dem Markt gemacht hat.