- Von Andreas Harms
- 24.02.2022 um 15:11
Es ist eine der ältesten Börsenweisheiten, die es gibt. Sie ist zweifellos zynisch, aber eben auch eine der zuverlässigsten. Sie lautet: Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Mustergültig funktioniert hatte sie im März 2003. Damals hatten die Märkte nach einem Crash über drei Jahre beinahe punktgenau zum Ausbruch des Irak-Kriegs ihren Tiefpunkt gefunden. Von da an ging es erst einmal jahrelang aufwärts.
Aktien brechen ein
Heute Morgen machte Russlands Präsident Wladimir Putin seine Drohung wahr und ließ seine Truppen in die Ukraine einmarschieren. Die Märkte reagierten sofort. Zurzeit liegt der deutsche Leitindex Dax im Vergleich zu gestern mit mehr als 5 Prozent im Minus (Stand: 24. Februar 2022, 14.15 Uhr).
Ölpreis steigt
Der Ölpreis für die Nordsee-Sorte Brent schießt um mehr als 8 Prozent nach oben auf über 105 US-Dollar je Fass (etwa 159 Liter). Ein klares Zeichen für die Furcht, dass der Nachschub an Erdöl und Erdgas durch den Krieg unterbrochen werden könnte.
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Goldpreis steigt, Anleihekurse steigen, Bitcoin fällt
Im gleichen Atemzug legen die klassischen Fluchtorte am Markt ebenfalls kräftig zu. Der Goldpreis steigt zur Minute um 3 Prozent auf fast 1.970 Dollar – ein Niveau, das er seit Sommer 2020 nicht mehr gesehen hat. Und der Kurs der zehnjährigen Bundesanleihe zieht um 0,7 Prozent an. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass Anleger in (hoffentlich) sichere Anlagen fliehen. Nur die Kryptowährung Nummer 1, der Bitcoin, versagt als sicherer Hafen völlig. Er bricht um mehr als 5 Prozent ein.
Die Vorgeschichten zum Aktien-Crash unterscheiden sich
Leider trifft der Krieg die Märkte in einer ganz anderen Verfassung als etwa 2003. Sie haben einen jahrelangen Aufwärtstrend hinter sich, und von ihren Höchstständen noch nicht sehr viel verloren. Inflation und damit demnächst auch die Zinsen drehen gerade nach oben. Deshalb unterscheiden Marktteilnehmer zurzeit sehr fein zwischen defensiv bewerteten sogenannten Value-Aktien (Hui!) und hoch bewerteten Wachstumstiteln (Pfui!). Letztere leiden besonders unter steigenden Zinsen, weil ihre zukünftigen Gewinne in die Gegenwart abgezinst werden (vereinfacht ausgedrückt). Und wenn der Zinsfaktor steigt, sind die Gewinne heute weniger wert.
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