Chef der Gothaer: Oliver Schoeller © Gothaer
  • Von Lorenz Klein
  • 15.12.2021 um 12:22
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Die Flutkatastrophe im Juli hat bei der Gothaer Versicherung einen Rekordschaden von 530 Millionen Euro verursacht. Konzernchef Oliver Schoeller zog trotzdem eine positive Bilanz für das Geschäftsjahr 2021 – und hat sich für 2022 viel vorgenommen: Das Unternehmen will 500 Firmenkunden dabei helfen, ihren CO2-Ausstoß in den kommenden fünf Jahren um 50 Prozent zu reduzieren.

Der Kölner Versicherer Gothaer hat am Dienstag gute vorläufige Zahlen für das aktuelle Geschäftsjahr 2021 präsentiert – trotz Corona-Pandemie und Flutkatastrophe infolge des Unwetters „Bernd“. Der Gothaer-Konzern werde seine Beitragseinnahmen um 2,4 Prozent auf 4,64 Milliarden Euro steigern – und damit um 0,4 Prozentpunkte stärker wachsen als der Markt, wie Vorstandschef Oliver Schoeller im Rahmen eines virtuellen Pressegesprächs in Köln berichtete.  

Rückversicherungsschutz verhindert Schlimmeres

Zwar sei der Versicherer aufgrund seiner hohen Marktanteile in der Region „deutlich überproportional“ von der durch Tief „Bernd“ ausgelösten Flutkatastrophe im Juli betroffen – die Gothaer verfüge allerdings über einen „exzellenten Rückversicherungsschutz“, so Schoeller, wodurch man das historische Schadenausmaß von 530 Millionen Euro in der Bilanz „verkraften“ könne. Mit dieser Summe handle es sich um das bislang „größte Einzelschadenereignis“ für die Gothaer in ihrer 200-jährigen Firmengeschichte, wie Thomas Bischof, Chef der Gothaer Allgemeine betonte. Von den 530 Millionen Euro seien knapp 480 Millionen Euro für 2021 „bereits in den Büchern“ enthalten, die verbleibende Summe entfalle auf spät gemeldete Schäden.

Dessen ungeachtet, freute sich Gothaer-Chef Schoeller, dass „alle Sparten zum Wachstum beitragen“ konnten, so auch die Sachsparte. Demnach werden die gebuchten Bruttobeiträge der Gothaer Allgemeine voraussichtlich mit 2,0 Milliarden Euro um 3,3 Prozent über dem Niveau von 2020 liegen. „Stärkster Wachstumstreiber bei den Beitragseinnahmen ist das Geschäft mit Unternehmerkunden, das um sechs Prozent steigt“, erläuterte Vorstand Bischof. Die starke Verankerung der Gothaer im Mittelstand erwies sich aus Sicht von Konzernchef Schoeller dann auch als ein wichtiger Erfolgsfaktor. „Wir sind klassischerweise ein Versicherer, der sehr stark im Verarbeitenden Gewerbe engagiert ist, sowie in der Bauindustrie und im Baunebengewerbe. Beide Industrieteile sind in Summe volkswirtschaftlich exzellent durch das Jahr 2021 gekommen – und das spüren wir auch in unseren Vertriebsergebnissen, so dass die Pandemie in Summe die Ergebnisse nicht maßgeblich beeinflusst hat“, so Schoeller.

Nachhaltigkeit-Initiative mit 500 Firmenkunden

Zugleich betonte der 50-jährige Unternehmenschef, dass mittelständische Firmen einen immensen Effekt darauf hätten, die deutsche Wirtschaft klimaneutral auszurichten. Eine neue Initiative der Gothaer soll diese Bedeutung nun gesondert hervorheben – und Unternehmen dazu motivieren, ihr Engagement bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Gestaltung der Energiewende öffentlich zu machen: Den Plänen der „Initiative 500-50-5“ zufolge will der Versicherer 500 Firmenkunden dabei unterstützen, ihren CO2-Ausstoß in den kommenden fünf Jahren um 50 Prozent zu reduzieren. Dazu solle in einem ersten Schritt eine kostenlose Analyse beitragen, mit der die Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck mit wenigen Eingaben berechnen könnten. Darauf basierend würden „gemeinsam mit den Unternehmen erste Maßnahmen zur Reduktion ihres CO2-Ausstoßes entwickelt und Fördermöglichkeiten aufgezeigt“, wie es hieß. Die Gesellschaft und damit auch der Mittelstand stünden vor einer „Mammutaufgabe“, erklärte Schoeller mit Blick darauf, dass bis 2030 jährlich 33 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen eingespart werden sollen. Zugleich berge diese „enorme Anforderung“ aber die Chance, über den Klimaschutz die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens zu stärken, erläuterte Schoeller die Hintergründe der neuen Initiative.

Reges Interesse an nachhaltigen Fonds

Die Chancen hob das Unternehmen dann auch in Bezug auf die Lebensversicherung hervor. So gab sich Leben-Chef Michael Kurtenbach vor allem erleichtert darüber, dass das zur Jahresmitte eingeführte Gothaer-Produkt „Garantie Rente Index“ vom Markt sehr gut aufgenommen worden sei. Es habe sich dabei um eine der größten Produktentwicklungen des letzten Jahrzehnts gehandelt, schilderte Kurtenbach, wodurch die Erwartungshaltung im Konzern auch entsprechend groß gewesen sei. „Ich bin sehr froh, dass das Produkt fulminant am Markt eingeschlagen ist. In den ersten vier Monaten lag die Steigerung zum Vorgänger-Produkt bei fast 90 Prozent“, referierte der Vorstand. „Die Highlights dieses Produktes sind insbesondere, dass wir auf sehr starke, nachhaltige Fondsanlagen gegangen sind. Und die Erfahrung zeigt, dass 74 Prozent – ziemlich genau drei Viertel – unserer Kunden die nachhaltigen Investments auch wählen. Darüber hinaus ist das Produkt mit einer sehr günstigen Kostenstruktur ausgestattet“, wie Kurtenbach betonte. Das Leben-Neugeschäft wachse 2021 in Summe voraussichtlich um 21 Prozent, die gesamten gebuchten Bruttobeiträge der Gothaer Leben steigen 2021 voraussichtlich um 0,7 Prozent auf 1,31 Milliarden Euro.

Gothaer legt im bKV-Neugeschäft stark zu

Die gebuchten Bruttobeiträge der Gothaer Kranken gab das Unternehmen mit 909 Millionen Euro an, das sei „aller Voraussicht nach“ ein Plus von 2,2 Prozent gegenüber 2020. Man wachse „erneut besonders stark“ in der Zusatzversicherung und in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV), berichtete Gothaer-Kranken-Chefin Sylvia Eichelberg. Demnach zeige sich Wachstumstrend in der Zusatzversicherung sowohl in steigenden Beitragseinnahmen als auch in der wachsenden Zahl versicherter Personen. In der bAV konnte das Neugeschäft demnach um 86 Prozent gesteigert werden. Zudem werde die Beitragsanpassung – kurz BAP – auch 2022 mit 1,97 Prozent beziehungsweise 1,34 Prozent „ohne den auf ein Jahr befristeten Corona-Zuschlag in der Privaten Pflegeversicherung, auf sehr geringem Niveau liegen“, wie es hieß.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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