- Von Andreas Harms
- 12.11.2024 um 09:05
Das große Aber: Die Kosten
Doch nach all diesen Vorteilen kommt das große Aber. Denn gut gemacht ist die Richtlinie leider überhaupt nicht. So warnte Munich-Re-Mann Jurecka damals ebenfalls: „Dichte und Fülle der Berichtsanforderungen überfordern die Unternehmen. Nachhaltigkeitsberichte sollen keine Datenfriedhöfe werden.“
Es ist in der Tat der immense Aufwand, der die Kosten bei Unternehmen in die Höhe treibt. „In der Gesetzesbegründung wird der laufende Erfüllungsaufwand der Wirtschaft mit 1,58 Milliarden Euro jährlich angegeben. Damit ist das CSRD-Umsetzungsgesetz eines der teuersten Gesetzgebungsvorhaben der Bundesregierung. Nach Schätzung unserer Mitglieder können die tatsächlichen Umsetzungskosten um ein Vielfaches höher liegen“, so der GDV-Sprecher.
Zu konkreten Kosten äußerte sich beispielsweise die frisch fusionierte BarmeniaGothaer. „Allein die Kosten für Beratung, Prüfung eines Test-Reportings sowie für ein Tool zur Datenpflege belaufen sich auf rund eine halbe Million Euro“, sagt Svetlana Thaller-Honold, die das Nachhaltigkeitsmanagement leitet. Zukünftig würden aber noch weitere Kosten für Daten hinzukommen, die der Versicherer für weitere Berichte benötigt. „Beispielsweise für die Berechnung der Klimatransitionspläne oder der Emissionen, die durch die Versicherungsprodukte in unsere Klimabilanz einfließen“, so Thaller-Honold.
Auch die Signal Iduna hat auf Anfrage eine Zahl genannt. Dort kostet die neue Berichtspflicht laut Edzard Bennmann – ohne die Finanztöchter – etwa eine Million Euro im Jahr. Haben oder nicht haben.
Doch das ist nicht alles. Denn um diese Berichte erstellen zu können, sind – ohnehin schon knappe – Leute und Systeme nötig – die in der Zeit nichts anderes erledigen können. Opportunitätskosten nennt man solche entgangenen Gewinne in der Betriebswirtschaft. Oder wie es Ökoworld-Mann Pianowski auf den Punkt bringt: „Alle Zeit, die in das Reporting geht, fehlt woanders.“
Edzard Bennmann von der Signal Iduna wird deutlich: „Leider wurde der ursprüngliche Ansatz der Sensibilisierung durch eine stetig wachsende Anzahl an Verordnungen und Verpflichtungen durch staatliche Institutionen, insbesondere auf europäischer Ebene, konterkariert. Daher stimmt die These, dass aktuell mehr Ressourcen in die Berichterstattung als in konkrete Nachhaltigkeitsmaßnahmen fließen, zumindest teilweise.“
Es liegen also noch einige Stolpersteine auf dem wichtigen Weg zur sauberen und klimafreundlichen Arbeit. „Zielführende Nachhaltigkeitsberichte gibt es kaum oder womöglich überhaupt noch gar nicht“, bemängelt Pianowski und ruft zugleich deren Vorteil in Erinnerung: „Diese würden sämtliche Informationen liefern, um einzuschätzen, ob das Unternehmen so wirtschaftet, dass ein solches Wirtschaften die ökologischen Grenzen der Erde und die Menschenrechte respektieren würde. Es ist dafür nicht nötig, unzählige Datenpunkte zu liefern. Besser wäre es, sich auf wesentliche Messungen zu fokussieren.“
Vielleicht kommt das ja noch.
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