- Von Juliana Demski
- 15.09.2020 um 15:35
Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) glaubt die relative Mehrheit der privaten Kapitalanleger in Deutschland (48 Prozent), dass ein unabhängiges Siegel, das die Nachhaltigkeit von Kapitalanlagen bestätigt, positiven Einfluss auf solche Investitionen haben könnte. Unter den 16- bis 25-Jährigen schätzen sogar rund 64 Prozent ein solches Testat von dritter Seite als nützlich ein.
„Das sollte für Produktanbieter Anlass sein, nach Wegen zu suchen, wie sich solche Siegel gemeinsam mit vertrauenswürdigen Initiatoren etablieren und auch verbreiten lassen“, kommentiert DIA-Sprecher Klaus Morgenstern das Ergebnis. „Dazu gehört neben der Anwendung einheitlicher Standards auch eine verlässliche Information zu allen relevanten Daten der Anlageprodukte.“ Die Recherchen für die Studie hätten zudem gezeigt, dass die Experten in der Finanzbranche aus eigener Erfahrung wissen, wie wichtig einheitliche Kriterien seien.
Aktuelle Siegel sind „widersprüchlich“
So hätten zum Beispiel institutionelle Investoren in Umfragen von dritter Seite über die Widersprüchlichkeit der bereits existierenden Nachhaltigkeitsratings geklagt, heißt es in der Studie. Aber auch private Anleger scheinen mit den vorhandenen Siegeln nicht recht zufrieden zu sein: In einer gestützten Befragung, welche Kriterien beziehungsweise Eigenschaften dazu führen, dass Anlageprodukte als nachhaltig empfunden werden, gab nur rund ein Viertel ein solches Siegel an.
Noch weniger Gewicht hat die Mitgliedschaft in einem Nachhaltigkeitsindex: Diesen halten nur 19 Prozent für ein Kriterium, mit dem sie ein nachhaltiges Investment identifizieren.
„Die bislang relativ geringe Relevanz solcher zusammenfassenden Merkmale steht ein wenig in Widerspruch zu der immer wieder geforderten besseren Information und Transparenz zu nachhaltigen Kapitalanlagen“, so Morgenstern. „Siegel oder Indizes könnten ein Hilfsmittel bei der Orientierung und Produktauswahl sein. Aber offenkundig sind die bislang vorhandenen bei den privaten Investoren noch nicht angekommen oder nicht ausreichend verständlich.“
Die Studie zeigte aber auch: Nach wie vor wissen nur wenige Menschen hierzulande wirklich, was sich hinter dem Begriff „nachhaltige Kapital- und Geldanlagen“ verbirgt. Gerade einmal 14 Prozent konnten ihn richtig erklären. Männer kennen sich laut der DIA-Studie etwas besser aus (17 Prozent) als Frauen (12 Prozent).
Nachhaltige Geldanlage nur für Wohlhabende?
Das richtige Verständnis des Begriffs steigt unter den Befragten mit einem Vermögen ab 50.000 Euro sprunghaft an. Am sichersten fühlten sich bei dieser Beurteilung die Besitzer eines Vermögens von mehr als 150.000 Euro, heißt es im DIA-Studientext. In dieser Gruppe gaben rund 37 Prozent an, dass sie mit dem Begriff etwas anfangen können und lieferten auch eine korrekte Beschreibung. Lediglich rund 7 Prozent überschätzten ihr Wissen, indem sie zwar mit ja antworteten, aber eine falsche Antwort gaben.
Laut dem DIA könnte deshalb der Verdacht entstehen, dass nachhaltige Kapitalanlagen eher etwas für wohlhabende Menschen sind. Das mit einem größeren Vermögen einhergehende wachsende Wissen der Deutschen könnte laut dem Institut aber auch damit einhergehen, dass Menschen mit mehr Geld auf dem Konto sich auch eher durch „kundige Dritte“ beraten lassen – und diese dann das Thema nachhaltige Geldanlage in den Raum werfen.
Ein Großteil der Befragten verbindet dieses Thema zudem fälschlicherweise vor allem mit der Umwelt. Die beiden anderen Faktoren – Soziales und Unternehmensführung – bleiben dagegen laut Studie mehr oder weniger unterbelichtet. Der Punkt „Governance“ steht klar auf dem letzten Rang der Kriterien (wir berichteten).
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