- Von Andreas Harms
- 07.07.2022 um 11:21
Das Europäische Parlament hat Erdgas- und Atomkraft zu nachhaltigen Energieformen erklärt. Genaugenommen lehnte es einen „delegierten Rechtsakt zur Taxonomie-Verordnung“ der Europäischen Kommission nicht ab. Damit ist der Weg für Energie aus Erdgas und Atomkraftwerken in die Liste der ökologisch nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten nach der sogenannten EU-Taxonomie frei. Entsprechende Unternehmen dürfen dann auch in nachhaltigen Investmentfonds und anderen Produkten auftauchen und kommen somit leichter an Investorengeld. Wenn auch nur vorübergehend.
„Gaskraftwerke liefern wichtige Übergangsenergie“
„Unfallgefahr und die nicht geklärte Endlagerung sind problematisch“
Hintergrund: Die Kommission sieht beide Energieformen als wichtige Stützen im derzeit erforderlichen ökologischen Wandel. Weshalb sie als Übergangstätigkeiten einzustufen seien, die dabei helfen, das Klima zu schützen.
Die Entscheidung trifft nicht überall auf Gegenliebe, zum Beispiel beim Bundesverband Finanzdienstleistung AfW. Dessen geschäftsführender Vorstand, Norman Wirth, sagt:
Wir halten das für einen indiskutablen Schritt in die völlig falsche Richtung und kontraproduktiv für die Akzeptanz regulatorischer Schritte hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die Taxonomie verliert nachhaltig an Glaubwürdigkeit, wenn erkennbar interessens- aber nicht wissenschaftsbasierten Entscheidungen zulasten unserer Kinder und nachfolgender Generationen getroffen werden.
Die Sparkassentochter Deka ließ bereits verlauten, Atomkraft trotzdem nicht als nachhaltig anzusehen. Und das „Handelsblatt“ zitiert den Chef des Investmentverbands BVI, Thomas Richter:
Da die Taxonomiefähigkeit von Atomenergie und Erdgas nicht nur politisch umstritten ist, sondern auch wissenschaftlich, hätten wir es besser gefunden, wenn sich das Parlament gegen eine Aufnahme in die Taxonomie entschieden hätte.
Zuspruch hingegen meldet das auf Indexfonds (ETFs) spezialisierte Haus HanETF (das Uran-ETFs im Angebot hat):
Die Wissenschaft und die Fakten hinter der Kernenergie machen sie zu einer klaren Wahl, um zwei große Herausforderungen anzugehen, denen wir uns derzeit gegenübersehen – Energiesicherheit und Dekarbonisierung. So erreicht man die Ziele des Klimawandels. Wir glauben, dass die Kernenergie aufgrund ihres geringen CO2-Fußabdrucks und ihrer zuverlässigen Grundlast-Energieerzeugung ein Teil der Lösung sein wird. Institutionelle Investoren in Europa haben auf die Genehmigung gewartet. Wir gehen davon aus, dass dieses Urteil den Weg für größere Investitionen in Kernenergie-, Uran- und Uranbergbauunternehmen ebnen wird.
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