- Von Barbara Bocks
- 15.10.2024 um 13:19
Dr. Birgit Happel: „Wir brauchen eine gut ausgebaute Infrastruktur für Kinderbetreuung und Pflege, damit Vereinbarkeit kein Spießrutenlauf wird“
Pfefferminzia: Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Hebel, damit der Gender Pension Gap irgendwann kein Thema mehr ist?
Birgit Happel: Der Gender Pension Gap resultiert ja aus den Wechselwirkungen verschiedener Ursachen. Deswegen greifen auch verschiedene Hebel zusammen, um die strukturellen und systemischen Ursachen der Rentenlücke zu bekämpfen.
Eine entscheidende Stellschraube ist die gerechtere Verteilung unbezahlter Care-Arbeit, von denen Frauen noch immer einen Großteil übernehmen. Eine faire Aufteilung dieser Aufgaben zwischen den Geschlechtern ermöglicht es Frauen, ihre Erwerbsbiografie auch mit Familie im Blick zu behalten und ihre Aspirationen zu verwirklichen.
Dazu brauchen wir aber auch eine gut ausgebaute Infrastruktur für Kinderbetreuung und Pflege, damit Vereinbarkeit kein Spießrutenlauf wird. Auch die Generationengerechtigkeit im Rentensystem finde ich wichtig, also dass der generative Beitrag von Familien gestärkt wird.
Ein weiterer Hebel ist natürlich die gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit und dass Frauenberufe aufgewertet werden. Auch die betriebliche und private Altersvorsorge zu fördern ist wichtig, damit Frauen nicht aus den betrieblichen Altersvorsorgesystemen fallen und dafür sensibilisiert werden, wie wichtig private Vorsorge ist. Wie auf dem German Equal Pension Symposium angesprochen, sollten Unternehmen gezielt Programme anbieten, um die Altersvorsorge von Frauen zu fördern.
Was ist für dich der wichtigste Tipp, den du mit dem Wissen von heute Frauen für ihre Finanz- und Lebensplanung mitgeben möchtest?
Denkt langfristig, wappnet euch vor den typischen Fallen, die mit Care-Arbeit einhergehen, achtet auf gerechte Rollenverteilung, stärkt euer finanzielles Selbstvertrauen und bleibt immer finanziell selbstbestimmt.
Was ist dein wichtigster Altersvorsorgetipp?
Lernen, so früh wie möglich mit dem Investieren zu beginnen und dabei zu diversifizieren. Aber auch die Erwerbsbiografie pflegen und die betriebliche Altersversorgung nutzen, da sie steuerliche Vorteile und oft Arbeitgeberzuschüsse bietet.
Viele Studien sagen, dass Frauen, wenn sie investieren, dies am liebsten nachhaltig tun. Inwiefern teilst du diese Beobachtung für dich?
Ja, das kann ich aus meiner Arbeit mit Frauen durchaus teilen, weil sie häufig einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen und Werte wie Gerechtigkeit und Umweltbewusstsein vertreten. Sie möchten verantwortungsvoll investieren und nicht das falsche System unterstützen. Wer soziale, ökologische und ethische Auswirkungen in finanzielle Entscheidungen einbezieht, will einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und zum Planeten leisten und kommenden Generationen keine zusätzliche Bürde auferlegen.
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