Derk Remmers (Ghost Diving Germany), Henning Bernau (bessergrün) und Timo Vierow (Tauch.versicherung) (von links) sind die Organisatoren des Projekts Ostfriesland, bei dem Geisternetze aus der Nordsee geborgen werden. © Projekt Nordfriesland
  • Von Manila Klafack
  • 02.06.2023 um 14:59
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Der Bremer Versicherungsmakler Timo Vierow ist passionierter Taucher und berät viele Taucher in Versicherungsfragen. Der Schutz der Meere ist ihm daher eine Herzensangelegenheit. Zum zweiten Mal organisierte er gemeinsam mit Ghost Diving Germany und dem nachhaltigen Marktplatz bessergrün ein Meeresprojekt in Ostfriesland.

Pfefferminzia: Eine Woche dauerte ihr Projekt Ostfriesland, bei dem das Bergen von Geisternetzen in der Nordsee vor Neuharlingersiel im Mittelpunkt stand. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Timo Vierow: Alles, was wir beeinflussen konnten, lief bestens. Das Jahr 2022 haben wir noch übertroffen. Wir konnten mehr Taucher für das Projekt gewinnen, mehr Gäste schauten sich das Bergen vor Ort an und dafür waren mehr Begleitboote dabei. Nur das Wetter spielte im Gegensatz zum vergangenen Jahr nicht so gut mit. Von den geplanten fünf Tagen mit Tauchgängen konnten wir nur drei realisieren und bei einem davon konnten die Begleitboote nicht mitfahren.

Dennoch konnten Sie mehr Geisternetze aus der Nordsee fischen.

Ja, weil wir zum einen bereits vor dem ersten Tauchgang die Lage erkundet hatten. Eines der beiden Wracks, die wir als Ziel hatten, kannten wir bereits vom vergangenen Jahr. Zum anderen unterstützen uns 16 bis 17 ehrenamtliche Taucher von Ghost Diving Germany. 2022 waren es neun bis zehn. So konnten wir im Vergleich zum Vorjahr nochmal rund 200 Kilogramm Netze mehr bergen und erreichten über 700 Kilogramm.

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Viele Gäste waren in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. Was war die häufigste Reaktion als sie die Geisternetze sahen und von den Gefahren der Netze erfuhren, die weltweit von ihnen ausgehen?

Die meisten hatten bis dahin keinerlei Berührungspunkte mit der Vermüllung der Meere. Wer einen Badeurlaub macht, sieht in der Regel keinen Müll, wird der Strand doch frühmorgens immer gereinigt. Als sie dann die Netze sahen, die die Taucher unter den schwierigsten Bedingungen bei einer rauen See, der Strömung und der immer schlechten Sicht in der Nordsee geborgen haben, waren sie tief beeindruckt. Teils auch bestürzt angesichts des weltweiten Problems der Netze und dankbar, dass die Taucher etwas unternehmen. Sie sprachen den Tauchern den größten Respekt aus. Immerhin tauchen sie in ihrer Freizeit und mit ihrer eigenen Ausrüstung. Ein entspanntes Urlaubstauchen ist das allerdings nicht. Aber sie wollen ihren Beitrag leisten, um der Umwelt etwas Gutes zu tun.  

Warum ist Ihnen als Makler das Thema so wichtig?

Weil ich nicht nur Makler, sondern auch Taucher bin und den Müll in den Meeren eher sehe als ein Strandurlauber. Ich wollte etwas für den Schutz der Meere tun. Mit bessergrün sprach ich über mögliche Projekte und obwohl es natürlich ebenfalls wichtig ist, Bäume zu pflanzen und die Umwelt an Land zu schützen, passte es nicht so ganz zu mir. Mein Anliegen betrifft die Meere. Hier geschieht aktuell noch viel zu wenig. Versicherer zum Beispiel haben das Meer bei ihren nachhaltigen Projekten gar nicht auf dem Zettel.

Wo sehen Sie Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche allgemein?

In der Branche als Ganzes ist es katastrophal. Es gibt einzelne Versicherer oder Aktionen, die sich dem Thema widmen. Aber die Schlagkraft der Branche wird bisher nicht genutzt. Es könnte und sollte viel mehr getan werden. Ein Zusammenspiel zwischen Produktgebern und Vertrieb und dann in Richtung Kunde sollte vorangetrieben werden.

Wenn nun Makler das Thema für sich entdecken, was können sie aus Ihrer Sicht tun, um sich dem anzunähern und zu den Kunden tragen?

Ich würde raten, sich das eigene nachhaltige Thema zu suchen. Für mich ist es das Meer. Für jemand anderen könnte es der Wald sein, für den nächsten das Moor und für den übernächsten soziale Projekte. Ist das Thema gefunden, muss man einfach beginnen, ohne gleich perfekt sein zu wollen. Wenn jeder von uns zum Beispiel nur 10 Prozent weniger Fleisch konsumiert oder nur 10 Prozent seltener das Auto nutzt, leistet man bereits einen Beitrag. Niemand kann und muss zu 100 Prozent auf alles verzichten, um beispielsweise den eigenen Fußabdruck zu reduzieren. Oftmals scheitern wir daran, dass unsere Ziele viel zu hochgesteckt sind. Beginnen wir dagegen langsam und steigern uns schrittweise, wird es uns gelingen.

Nun ist bereits eine Woche vergangen. Wie betrachten Sie die Tage auf der Nordsee mit einem gewissen Abstand?

Im Großen und Ganzen ist alles super verlaufen. Aufgrund des Wetters mussten wir improvisieren und haben daraus wieder gelernt, was wir beim nächsten Mal anders und besser machen können. Zum Beispiel stellten wir fest, dass diejenigen, die nicht rausfahren konnten, trotzdem viel mitnahmen. Sie schauten sich die bereits an Land gebrachten Netze an und waren unangenehm berührt vom Gestank und der Vielzahl unterschiedlicher Netze. Damit schafften wir es in diesem Jahr erneut, das Problem der Geisternetze einer größeren Menschenmenge näher zu bringen.

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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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