Nedim Kaplan zieht Small und Mid Caps den großen Unternehmen vor. © Ökoworld
  • Von Jens Lehmann
  • 29.10.2024 um 07:00
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Kleine und mittelgroße Unternehmen haben besonders unter den hohen Zinsen der vergangenen Jahre gelitten. Im Interview nennt Nedim Kaplan, Leiter Portfoliomanagement bei der Ökoworld, die Gründe dafür und erklärt, warum der Fondsanbieter dennoch voll auf Small und Mid Caps setzt.

Pfefferminzia: Welche Vorteile haben Investments in Small und Mid Caps im Vergleich zu großen Konzernen?

Nedim Kaplan: Zum einen passen Small und Mid Caps sehr viel besser zur Philosophie der Ökoworld als Konzerne, gegen die wir seit unserer Gründung immer opponiert haben. In vielen Geschäftsfeldern genügen sie noch heute nicht unseren Nachhaltigkeitsansprüchen. Small und Mid Caps sind da häufig viel weiter. Auch im Hinblick auf die Rendite sind sie sehr interessant für uns. Viele Studien belegen, dass Investments in Small und Mid Caps über längere Zeiträume deutlich rentierlicher sind als Konzernbeteiligungen. Denn kleinere Unternehmen sind tendenziell innovativer und haben bessere Wachstumschancen, wenn das Marktumfeld intakt ist.

Welche besonderen Anlagerisiken bestehen dennoch bei Small und Mid Caps? SDax und MDax sind in den vergangenen Jahren sehr viel schlechter gelaufen als der Dax.

Kaplan: Richtig, mit Blick auf Deutschland war der Markt für kleine und mittlere Unternehmen in der endenden Hochzinsphase schwierig. Angesichts des Marktumfelds haben viele Investoren in den vergangenen zwei, drei Jahren die sicheren Häfen angesteuert und ihr Geld in Großunternehmen gesteckt. So ist massiv Liquidität aus Small und Mid Caps abgeflossen, für manche ging es um die wirtschaftliche Existenz. Small und Mid Caps sind volatiler als Großunternehmen und haben ein anderes Risikoprofil.

Eignen sie sich angesichts der Gefahren also eher als Fondsbeimischung?

Kaplan: Ganz und gar nicht. Der Fokus der Ökoworld liegt auf Small- und Mid Caps, wobei wir mit unseren Produkten weltweit investieren, beispielsweise in den USA und Japan. Diese Märkte sind deutlich liquider als in Deutschland, wo unser Anlagevolumen relativ gering ist. Die globale Streuung und eine gute Fundamentalanalyse minimieren das Risiko. Wir investieren ausschließlich in Unternehmen, die fundamental unterbewertet sind. Das gilt derzeit für außergewöhnlich viele Small und Mid Caps. Denn der Shift zu Konzernen hat zu einer extremen Bewertungsdifferenz geführt: Kleine und mittelgroße Unternehmen sind im Vergleich zu Large Caps historisch unterbewertet. Peu à peu werden ihre Kurse erheblich steigen, wenn die großen Investoren in das Segment zurückkehren. Schon jetzt hat sich die Situation durch die sinkenden Zinsen merklich aufgehellt. Das wirkt sich positiv auf die Liquidität von Small und Mid Caps aus.

Funktioniert die Kommunikation mit Small und Mid Caps unkomplizierter als mit Großunternehmen?

Kaplan: Die Kommunikation ist definitiv unkomplizierter als mit großkapitalisierten Konzernen. Häufig haben wir bei kleineren Unternehmen recht schnell einen direkten Draht in die Vorstandsebene. Ein gutes Beispiel dafür ist das japanische Unternehmen Torishima Pump, dessen CEO uns schon während unseres zweiten Besuchs durch das Werk geführt, die Produktionsanlagen gezeigt und mit uns ausführlich über die Märkte gesprochen hat. Das zeigt unseren hohen Stellenwert als Investor bei Small und Mid Caps.

Wie wirkt sich das auf Investitionsentscheidungen aus?

Kaplan: Der exklusive Zugang zu den Unternehmen und dem Marktumfeld ist sehr wertvoll für unsere Analysen. Die enge Kommunikation verschafft uns einen Informationsvorsprung. Unser Analyse-Team kann frühzeitig Bewertungsdifferenzen aufspüren und sich in aller Ruhe mit der Bilanz eines Unternehmens auseinandersetzen. Das gibt uns die Möglichkeit, uns als Investor zu positionieren, bevor das Großkapital die Chancen erkennt und seinerseits auf den Zug aufspringt. Das ist ein riesiger Vorteil.

Haben Sie bei Small und Mid Caps auch bessere Möglichkeiten als bei Konzernen, per Engagement Einfluss zu nehmen und nachhaltige Entwicklungen im Unternehmen anzustoßen?

Kaplan: Definitiv. Selbstverständlich nutzen wir unser Gewicht als Investor, um Unternehmen ethisch, ökologisch und sozial weiterzuentwickeln. Unter anderem dafür stehen wir als Ökoworld. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass uns insbesondere Small und Mid Caps sehr genau zuhören und wir dort nachhaltige Entwicklungen in Gang setzen oder beschleunigen können. Auch deshalb passen sie genau in unser Beuteschema.

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Jens Lehmann

Jens Lehmann ist diplomierter Publizist und Betriebswirt und arbeitet als freier Journalist und Autor in Hamburg. Er ist thematisch auf Wirtschafts-, Finanz- und Mobilitätsthemen spezialisiert. Seine Beiträge erscheinen in Publikationen großer Zeitungsverlage, Unternehmensveröffentlichungen sowie bei Pfefferminzia.

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