Thomas Keymel, Investment-Experte bei Ökoworld, spricht im Interview über Business-Ideen. © Ökoworld
  • Von Jens Lehmann
  • 04.03.2025 um 14:57
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Schlaue Solarmodule, digitale Dienstleistungen, Hightech für menschliche Knochen: Im Pfefferminzia-Interview spricht Ökoworld-Investment-Experte Thomas Keymel über Business-Ideen, die es in sich haben. Sie beweisen: Nachhaltige Geldanlagen können spannend, inspirierend und sehr lukrativ sein.

Pfefferminzia: Manche Privatanleger fürchten, dass Investments in nachhaltige Unternehmen wenig Ertrag bringen und eher langweilig sind. Was halten Sie dem entgegen? 

Thomas Keymel: Nachhaltigkeit und eine attraktive Verzinsung schließen sich ganz und gar nicht aus. Bestes Beispiel ist der ÖkovisionClassic, der älteste Ökoworld-Aktienfonds. Er hat Anlegern im vergangenen Jahr nach Abzug aller Kosten ein Ertragsplus von 13,17 Prozent gebracht. Nachhaltigkeit bringt Rendite – und ist alles andere als langweilig.  

Welche spannenden Geschäftsideen stechen denn derzeit besonders heraus? 

Keymel: Ein extrem erfolgreiches nachhaltiges Business-Modell verfolgt beispielsweise Spotify. Der Streaming-Dienst ist Teil unseres Anlageuniversums, weil er sehr ressourcenschonend arbeitet. Für Musik, Podcasts oder Hörbücher müssen keine CDs, Schallplatten oder andere Tonträger mehr hergestellt werden. Alles funktioniert digital.  

Aber der digitale Dienst kostet viel Energie… 

Keymel: Richtig, dennoch sind physische Tonträger die bei weitem schlechtere Alternative. Denn um die stark steigende Nachfrage nach Musik und anderen Audio-Angeboten zu befriedigen, müsste ein enormer Berg an CDs produziert, transportiert und irgendwann auch wieder entsorgt werden, was eine erhebliche Belastung für Umwelt und Klima bedeuten würde. Spotify ist dagegen so etwas wie die nachhaltige Antwort auf den gestiegenen Konsum. Was den Energiebedarf angeht, fährt Spotify zudem eine klare, überzeugende Nachhaltigkeitsstrategie. Bis 2030 will das Unternehmen seine Treibhausgasemissionen netto auf null reduzieren. Spotify ist der Beweis für ein attraktives Geschäftsmodell, bei dem Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg ausgezeichnet zusammengehen. 

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Gibt es weitere spannende Business-Cases aus anderen Branchen? 

Keymel: Es gibt viele kreative, sehr erfolgreiche Geschäftsideen. Sie ziehen sich durch alle Branchen und über alle Lebensbereiche hinweg. Dazu zählt zuallererst das Segment der Erneuerbaren Energien, in dem auch das kalifornische Unternehmen Nextracker unterwegs ist. Es stellt intelligente Solarpaneele her, die vernetzt und beweglich sind. Sie folgen dem Sonnenverlauf, können Wetterinformationen verarbeiten und fahren selbstständig in eine senkrechte Position, falls beispielsweise lokal Hagelschlag droht. Das schützt die Technik vor Schäden – und damit auch die Umwelt. Die Module werden nicht beschädigt oder zerstört, und es fällt kein Solarschrott an, der entsorgt werden muss. Auch bei Schneefall klappen die Anlagen vorübergehend ein, sodass der Schnee zu Boden fällt und nicht die Paneele bedeckt. Klart es auf, fahren sie sofort wieder aus und liefern grüne Energie. Die Innovation ist so einfach wie genial – und beschert Nextracker sehr gut gefüllte Auftragsbücher. Aber natürlich gibt es auch sehr erfolgreiche nachhaltige Unternehmen in anderen Branchen. 

Haben Sie ein Beispiel? 

Keymel: Nehmen wir eins aus der Medizintechnik, bei dem nicht der Umweltschutz, sondern ganz unmittelbar das Wohl von Menschen im Vordergrund steht. Das schwedische Biotech-Unternehmen BoneSupport stellt eine biokeramische Masse her, die vom Körper in Knochenmaterial umgewandelt wird. Der organische Stoff kann mit mit lokal wirkenden Antibiotika kombiniert werden, die umliegendes Gewebe vor bakteriellen Infektionen schützen. Das ist beispielsweise beim Einsatz von künstlichen Kniegelenken sehr wichtig. Zusätzliche Antibiotika-Gaben werden weitgehend überflüssig. Damit sinkt das Risiko von Antibiotika-Resistenzen. Gleichzeitig verbessert BoneSupport die Lebensqualität von Patienten. Dieser ethisch-soziale Nachhaltigkeitsansatz hat uns überzeugt. Er ist wirtschaftlich hochinteressant und hat Zukunft.  

Kommen die großen Zukunftsideen aus der Start-up-Szene oder von etablierten Unternehmen? 

Keymel: Es gibt ohne Frage viele Start-ups, die sehr innovativ nachhaltige Themen vorantreiben und Impulse geben. Doch nachhaltige Innovationen finden genauso bei größeren Unternehmen statt, die bereits wirtschaftlich erfolgreich sind und die nötige finanzielle Kraft haben, um gute Ideen zur Marktreife zu bringen. Genau auf diesen Unternehmen liegt der Fokus der Ökoworld. Als nachhaltiger Finanzdienstleister investieren wir in die Gewinner von morgen, die heute schon Erfolg haben. Denn es ist unser Anspruch, das Kapital unserer Anleger nicht erst in der Zukunft, sondern vom Zeitpunkt des Investments an marktgerecht zu verzinsen. 

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Jens Lehmann

Jens Lehmann ist diplomierter Publizist und Betriebswirt und arbeitet als freier Journalist und Autor in Hamburg. Er ist thematisch auf Wirtschafts-, Finanz- und Mobilitätsthemen spezialisiert. Seine Beiträge erscheinen in Publikationen großer Zeitungsverlage, Unternehmensveröffentlichungen sowie bei Pfefferminzia.

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