bAV-Flüsterin Cordula Vis-Paulus. © privat
  • Von Redaktion
  • 22.10.2024 um 13:05
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bAV-Expertin Cordula Vis-Paulus hat in ihrem Job viel mit Führungskräften und Geschäftsführern zu tun. Es gilt, ihnen das Thema betriebliche Altersversorgung (bAV) schmackhaft zu machen. Immer mal wieder stößt sie dabei auf Ablehnung – aber nicht immer aus triftigen Gründen, wie Vis-Paulus in ihrem Kommentar beschreibt.

Grund #3 – „Das interessiert die (Mitarbeiter) nicht“ und/oder „Das interessiert doch die Jungen nicht“

Fakt 1: 77 Prozent würden die Gehaltsumwandlung nutzen, wenn der Arbeitgeber einen attraktiven Zuschuss geben würde (Quelle: Deloitte).

Fakt 2: Die bAV wird von allen Altersgruppen als eines der Top 5 wichtigsten Benefits genannt (Quelle: Benify) Für 80 Prozent der Befragten (über alle Altersklassen) ist die bAV das wichtigste Benefit. 79 Prozent der 18-bis 29-Jährigen sagen dasselbe (Quelle: Pronova BKK).

Fakt 3: 66 Prozent der Mitarbeiter halten ein bAV-Angebot für selbstverständlich und würden eine automatische Entgeltumwandlung begrüßen (Quelle: Aon).

Fakt 4: Unzählige Studien und Umfragen belegen, dass zwei Drittel der Bürger Angst vor Altersarmut haben (Quelle unter anderem NDR 2024). Selbst in Jugend-Studien kommt die Angst vor der Rente direkt hinter der Angst vor den Folgen des Klimawandels (Quelle: Schnetzer & Hurrelmann 2020/2021).

Experten-Einschätzung: Mit derart rustikalen Aussagen von Entscheidern überlassen diese der Konkurrenz das Feld. Solche Unternehmen sind mit einfachen Maßnahmen und geringem Aufwand an Arbeitgeberattraktivität zu überholen. Welches Signal sendet ein Verantwortlicher an Mitarbeiter und Bewerber, bei dem die fehlende Nähe zur Realität so offensichtlich ist?

Klartext: Unternehmen, die nur Gehalt zahlen, zeigen unmissverständlich, wie wenig Interesse am Mensch hinter der Arbeitskraft existiert. Die Fokussierung auf „harte Faktoren“ sind lange überholt, die Scherben derartiger Unternehmenskulturen werden gerade eingesammelt.

Authentizität, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Wertschätzung elterlicher Skills, flexible Arbeitszeiten, die Berücksichtigung privater Belange und viele der oben bereits genannten Werte haben eines gemeinsam: Sie sind begründet oder zielen in den familiären, privaten Lebensbereich. Wie diese Überlappungen im betrieblichen Kontext berücksichtigt, unterstützt, gewürdigt werden, ist (mit-)entscheidend, für die Entstehung und Entfaltung von emotionaler Zuwendung von Mitarbeitern Richtung Unternehmen.

Emotionale Mitarbeiterbindung, der Schlüssel für Weiterempfehlungen und zufriedene, loyale Mitarbeiter, wird niemals über die Gehaltshöhe erreicht! Emotionale Mitarbeiterbindung entsteht durch Haltung, gelebte und von der Belegschaft wahrgenommene Werte und Verantwortung. Sie finden ihren Ausdruck auch in Fürsorge, Interesse und Lösungsangeboten für die privaten Belange der Mitarbeiter.

Praxis-Tipp: Verschaffen sie sich einen ersten Überblick über die Wirkung von Social Benefits mit der Social Benefits Potenzialanalyse.

bAV & Benefits der Konkurrenz zu überlassen, gefährdet Ihr Geschäft

Wir haben erkannt, dass Benefits viel mehr sind als das vom Indeed-Key-Accounter angesprochene „Zünglein an der Waage“. Vielmehr sind bAV & Benefits Ausdruck der Unternehmenswerte und Philosophie. Sie haben die Macht, skalierbar zum Unternehmenserfolg oder -misserfolg beizutragen.

Unternehmen, die nicht in der Lage sind, Stellen schnell genug nachzubesetzen, verbrauchen unnötig Geld fürs Recruiting, riskieren gleichzeitig die Gesundheit der verbleibenden Belegschaft (die müssen die Mehrarbeit leisten), haben Schwierigkeiten Aufträge in gewohnter Zeit und Qualität zu erledigen, weniger Möglichkeiten sich um Kundenpflege und Akquise zu kümmern. In Summe verschlechtert sich die Bonität, was bis zu doppelt so hohe Kreditzinsen nach sich zieht, im schlimmsten Fall bis zur Insolvenz. Wer das gesagt hat? 50 Sparkassen-Firmenkundenbetreuer in einem meiner Workshops.

Fazit

Vor ungefähr fünf Minuten haben Sie im Eingangstext gelesen, dass ein fehlendes gutes Angebot zu betrieblicher Altersvorsorge und Benefits Ihr Geschäftsmodell gefährden kann.

Die gute Botschaft ist: Mit einem authentischen Konzept auf Basis gelebter Unternehmenskultur und gesellschaftlicher Verantwortung steht Ihr Unternehmen auf der Sonnenseite.

Die weniger gute Botschaft: Befindet sich in Ihrer Lieferkette – Zulieferer, Kunden, Dienstleister – ein solcher „morscher Apfel“, ist nicht nur dort der Wurm drin, sondern es wird Sie mehr Ressourcen als notwendig kosten, nicht mit gefressen zu werden.

Selbstschutz und Eigenverantwortung

Geben sie diesen Artikel daher gerne an Ihre Geschäftspartner weiter, noch lieber mit einer direkten Empfehlung zu mir, denn Achtung: Mitarbeiter von Unternehmen, die kein stimmiges Altersvorsorge- und Benefitskonzept haben, sind besonders leichte Beute für Recruiter und andere Jobangebote.

Über die Autorin

Cordula Vis-Paulus ist Expertin für bAV & Benefits, unabhängige Maklerin mit Registrierung bei der IHK Düsseldorf für Finanzanlagenberatung und Versicherungsvermittlung. Sie ist außerdem Initiatorin und Ausrichterin des größten Events zur Gleichstellung der Altersvorsorge von Frauen und Männern (German Equal Pension Symposium) sowie Exzellenzberaterin des Deutschen Mittelstandes (2020, Die Deutsche Wirtschaft).

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