- Von Achim Nixdorf
- 10.06.2021 um 19:26
Versicherer haben insbesondere in der jüngeren Generation die langfristige Chance, mit nachhaltigen Produkten erfolgreich zu sein. Grundsätzlich können sich heute bereits rund 60 Prozent aller Verbraucher vorstellen, in Zukunft gezielt solche Produkte abzuschließen – Unter-30-Jährige und besonders bewusst lebende Menschen meinen dies sogar zu über 80 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Nachhaltigkeitsstudie des Marktforschers Heute und Morgen, für die 1.500 Deutsche ab 18 Jahren repräsentativ befragt wurden.
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Allerdings: „Ein Selbstläufer ist das Thema für die Assekuranz nicht“, warnen die Analysten. Denn zum einen bestehe in diesem Bereich noch eine hohe Aufklärungsnotwendigkeit seitens der Versicherer und Berater – zum anderen fehle es an transparenten und verbindlichen Kriterien. Anbieter könnten so schnell unter Greenwashing-Verdacht geraten. „Grüne Farbtupfer und rosa Versprechen“ reichten nicht aus. Das Nachhaltigkeitsstreben müsse sich als konkret und auch selbst als nachhaltig beweisen.
Nachhaltigkeit darf nicht mehr kosten
Zugleich zeigt die Studie, dass im Versicherungsbereich aktuell nur wenige Verbraucher dazu bereit sind, für nachhaltige Produkte höhere Kosten oder schlechtere Konditionen in Kauf zu nehmen. Ist dies der Fall, sinkt das Interesse deutlich. „Die große Mehrheit der Verbraucher sieht Nachhaltigkeitsaspekte bei Versicherungsprodukten als eine Art Hygienefaktor an“, sagt Jana Grüger, Studienleiterin bei Heute und Morgen. „Nicht als einen Mehrwert oder Luxus, für den man bereit wäre, auch etwas mehr zu bezahlen oder an anderer Stelle Verzicht zu leisten.“
Abschlusspotenziale einzelner Sparten
Die größte Passgenauigkeit (Passung) einzelner Versicherungsprodukte zum Thema Nachhaltigkeit sehen Verbraucher der Untersuchung zufolge vor allem in der Sachsparte, und hier insbesondere bei Kfz- (64 Prozent) und Wohngebäudeversicherungen (61 Prozent). Aber auch in anderen Sparten, wie etwa Lebens-, Renten- oder Krankenzusatzversicherungen, nimmt bereits mehr als jeder dritte Verbraucher Nachhaltigkeits-Aspekte wahr. In Produktsegmenten wie der Unfall- oder Berufsunfähigkeitsversicherung fehlt vielen Menschen aber bisher noch die Vorstellungskraft, wie diese konkret nachhaltig zu gestalten seien.
Grundsätzlich gilt: Bei sonst gleichen Konditionen liegt die Abschluss- und Wechselbereitschaft für nachhaltige Versicherungsprodukte spartenübergreifend aktuell zwischen 30 Prozent (Krankenzusatzversicherung) und 42 Prozent (Wohngebäudeversicherung).
Welche Leistungen überzeugen Verbraucher?
Die Marktforscher gingen für ihre Studie auch der Frage nach, auf welche Merkmale Verbraucher in puncto Nachhaltigkeit am stärksten Wert legen. Besonders überzeugen können demnach Leistungen, die den Versicherten Kosteneinsparungen ermöglichen (zum Beispiel Rabatte für einen nachhaltigen Lebensstil).
Und bei Kapitalanlagen kommen Produkte, die Nachhaltigkeit über „Einschlusskriterien“ wie den Schutz natürlicher Ressourcen definieren besser an als Produkte, die „Ausschlusskriterien“ in den Vordergrund stellen. Also beispielsweise den Verzicht auf Investitionen in Waffen oder Rüstungsgüter.
Verkaufsinteressen nach hinten stellen
„Letztlich geht es für die Assekuranz in puncto Nachhaltigkeit um nicht weniger als um eine historische Chance, die Branche als aktiven Gestalter und Treiber des Umbaus zu nachhaltigerem Wirtschaften und zu nachhaltigeren Lebensweisen zu positionieren“, sagt Michaela Brocke, Geschäftsführerin bei Heute und Morgen.
„Das kann aber nur gelingen, wenn die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Versicherer und damit verbundene Produktangebote substanzbasiert und selbst erkennbar nachhaltig sind. Diese Chance sollte nicht rein kurzfristigen oder kurzgesprungenen Werbe- und Verkaufsinteressen geopfert werden. Zumal diese heutzutage schnell zu einem Bumerang werden können.“
Die komplette, rund 140-seitige Studie „Nachhaltige Versicherungsprodukte“ kann kostenpflichtig hier bestellt werden.
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